Montag, 21. Juni 2021

Qualität und Quantität (2)

Wenn man sich mit der Ernährung von Heimkaninchen beschäftigt, sind vor allem folgende Fragen interessant:

  1. Was fressen Wildkaninchen als natürliche Artgenossen der Hauskaninchen?
  2. Warum fressen Kaninchen das, was sie fressen? 

1. Was fressen Wildkaninchen

Für die Nahrung von Wildkaninchen finden sich Informationen, die weitgehend übereinstimmen. Demnach fressen sie vorwiegend frische Gräser und Kräuter sowie Laub, Zweige und Rinden verschiedener Bäume und Sträucher, Wurzeln, Baumnadeln, Pilze, Moose, Früchte sowie die Samen verschiedener Pflanzen. Diese Aufzählung ergibt sich daraus, was bei Wildkaninchen nachgewiesen wurde und spiegelt natürlich nicht zwingend die Hauptnahrung. Diese besteht in Europa weitgehend aus den jungen Trieben bzw. den grünen, frischen und jungen Blättern von Gräsern und Kräutern. Die folgende Grafik zeigt die Verteilung von Nahrungspflanzen von Wildkaninchen von Frühjahr bis Herbst und im Winter in Mitteleuropa. Die gemittelten Daten stammen von zwei Untersuchungsgebieten. (Homolka, 1985 und Homolka, 1988, siehe Literaturverzeichnis). Der Zeitraum "Frühjahr-Herbst" umfasst die Monate IV-XI, der "Winter" die Monate XII-III.

 

Von Frühjahr bis Herbst enthält die Nahrung der Wildkaninchen 92% frisches Grün, im Winter 77%. Dazu kommen noch jeweils 2% bzw. 16% Samen. Diese Komponenten ergeben in Summe jeweils für das Frühjahr bis Herbst 94% und für den Winter 93% der gesamten Nahrung. Der Rest sind dann jeweils die Komponenten, die in der Literatur auch für das aufgeführt werden, was Wildkaninchen fressen. Diese machen aber eben nur einen sehr geringen Anteil in der gesamten Nahrung aus. Damit hat sich theoretisch die Frage erledigt, was man Hauskaninchen "ad libitum" anbieten sollte und ich könnte den Beitrag an dieser Stelle beenden.

Die Nahrung des Wildkaninchens in Europa besteht im Jahr saisonabhängig zu über 90% aus verschiedenen, frischen Grünpflanzen (Gräser, Kräuter, Schößlinge) und zu ca. 4% aus Samen.

2. Warum fressen Kaninchen eine bestimmte Nahrung?

Evolutionär bedingt weist das Kaninchen einige Besonderheiten auf, die sich aus der Nahrung ergeben und diese bedingen. Die folgende Grafik zeigt eine vereinfachte Zeitleiste der wichtigsten evolutionären Ereignisse, die den Ursprung der Lagomorphen betreffen (aus Böhmer & Böhmer, 2017; Ausschnitt, Creative Commons Attribution (CC BY) license (https://creativecommons.org/licenses/by/4.0/).

 
 
Auf Grund der Nahrung hat sich das gesamte Verdauungssystem des Kaninchens in Bezug auf die Morphologie entsprechend angepasst: der Darm ist sehr lang und besonders der Blinddarm weist eine enorme Größe auf. Das folgende Bild zeigt beispielhaft die Unterschiede des Verdauungssystems im Vergleich von einem Hund zu einem Kaninchen. 
 
 
Die Nahrung muss in einer bestimmten Zeit den Verdauungstrakt durchlaufen. In dieser Zeit müssen im Dünndarm alle Nährstoffe resorbiert und an die Zielorte transportiert werden. Dazu gehören essentielle Nährstoffe, die für den Aufbau und Erhalt des Körpers und seiner Funktionen sowie ein gut funktionierendes Immunsystem unabdingbar sind. 
 
Ein gewisser Teil dient der Darmperistaltik, also dem Transport der Nahrung und ein Teil muss im Blinddarm durch Bakterien "verarbeitet" werden, die ihrerseits über den Blinddarmkot einen Beitrag zur Versorgung des Kaninchens liefern. Stark vereinfacht bedeutet das, dass die Nahrung in ihrer Zusammensetzung sehr viele Voraussetzungen erfüllen muss, damit das Verdauungssystem wie ein Uhrwerk funktionieren kann. Dabei ist nicht vorrangig deren Menge entscheidend, sondern vielmehr die Qualität.
 
Für die Aufnahme und Zerkleinerung der Nahrung ist ebenfalls Zeit notwendig, zudem muss die Nahrung eine bestimmte Konsistenz aufweisen. Diese wirkt sich auf den Kaudruck aus, der wiederum für die Zahngesundheit eine wichtige Rolle spielt.
 

Ein Kurzer Blick zurück ... 

 

In der Haltung von Hauskaninchen haben sich im Vergleich zur natürlichen Nahrung der Wildkaninchen verschiedene Alternativen etabliert. Seit den 1950er Jahren werden in der Kaninchenzucht pelletierte Trockenfuttermittel durchgesetzt. Mit dem Erstarken des Tierschutzes wurden diese in der Fütterung von Heimkaninchen nicht akzeptiert und durch andere Alternativen wie (verstärkt) Heu und Gemüse ersetzt. In den letzten Jahren wurden diese Alterantiven auch von Tierärzten propagiert, was eine größere Akzeptanz bei Kaninchenhaltern erzeugte, diese Alternativen in der Fütterung zu nutzen.

2008 habe ich mit meiner Webseite versucht, diesen Trend für Heimtierhalter zurück zu altem Wissen über die natürliche Nahrung und der Fütterung des Kaninchens zu lenken und 2009 ein Buch darüber veröffentlicht. Anfängliche Widerstände aus dem Tierschutz wie auch von Züchtern wurden bald durch positive Erfahrungsberichte von Kaninchenhaltern überlagert und meine Darstellungen fanden größere Verbreitung. Leider gab es dann auch hier wieder einige Abwege, die durch ein falsches Verständnis von Zusammenhängen und einem fehlendem Hintergrundwissen eher geeignet sind, in die Irre zu führen. Denn jede Umdeutung führt unweigerlich wieder zu den gleichen Problemen, die schon vorher bestanden. Aus diesem Grund schrieb ich 2017 ein weiteres Buch, welches sich ausschließlich mit der Ernährung, deren Nutzen und mögliche Auswirkungen auf Kaninchen beschäftigt.

Ein Hauptproblem stellen die Mengen und die Beschaffung der arttypischen Nahrung dar. Es wurden und werden ganz verschiedene Argumente genannt, warum das Sammeln grüner Pflanzen nicht möglich sei: die Wohnsituation, Verfügbarkeit grüner Flächen in der Umgebung, fehlende Zeit, Angst vor "falschen" Pflanzen oder Angst vor der Einschleppung pathogener Keime. Das wird sich nie ändern und deshalb sucht man nach Alternativen. 

Weil das Kaninchen Pflanzenfresser ist, wird allgemein angenommen, dass man die arttypische Nahrung weitgehend durch andere pflanzliche Futtermittel ersetzen kann, selbst durch offensichtlich minderwertige. So sieht die Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz (TVT) z. B. offenbar keinen allzu großen Unterschied zwischen getrockneten und frischen Grünpflanzen: "Grundfutter für Kaninchen sind frische oder getrocknete Pflanzenteile (frischer Wiesenschnitt bzw. hochwertiges Heu)." (TVT, 2019; Hervorhebung A. R.)

Das Merkblatt der TVT, 2019 wurde von einem "Sachverständigengremium" zur Darstellung der Bedürfnisse dieses Heimtieres vor dem Hintergrund der Anforderungen des § 2 TierSchG erstellt. Wenn das in der "Präambel" nicht ausdrücklich erwähnt worden wäre, hätte ich angenommen, dass es von einer Tierschutziniative erstellt wurde. So passt z. B. auch die Erklärung in dem Merkblatt, dass Trockenfutter nur nach Rücksprache mit dem kaninchenkundigen Tierarzt in Zeiten erhöhten Energiebedarfs (Trächtigkeit, Laktation, Rekonvaleszenz und Minusgrade bei Außenhaltung) notwendig werden können.

Weitere Alternativen können Gemüse und Obst sein. Von einigen Haltern werden noch Stroh und Äste in der Ernährung aufgeführt.

Nur wenigen außerhalb der organisierten Kaninchenzucht wird bekannt sein, dass viele Kaninchenzüchter trotz des Aufkommens der Trockenfutter eine ganz ähnliche Ernährung von Kaninchen präferieren, wie sie heute von der TVT, Tierschützern oder Tierhaltern propagiert wird. Das Bild zeigt einen Ausschnitt aus einem Artikel von W. Krause in der Zeitschrift "Deutscher Kleintier Züchter", Ausgabe "Kaninchen" aus dem Jahr 1981:


Anmerkung: bei "Hackfrüchten" handelt es sich z. B. um Kartoffeln, Rübengewächse sowie Feldgemüse wie Kohl und Ackerbohnen. Als "Kraftfutter" wurden z. B. Getreide, Saaten bzw. Produkte aus diesen, Zuckerschnitzel, Treber und Malzkeime bezeichnet.

Das Heu als "Brot des Kaninchens" aus dem Jahr 1981 ist im Prinzip das gleiche, was noch 2009/2010 an der LMU München als "wichtigstes Element der Ernährung" von Herbivoren gelehrt wurde: "Heu, Heu und noch mal Heu" (LMU, 2009). 

Im Prinzip enthalten die heutigen Empfehlungen für die Ernährung von Kaninchen, von wem auch immer, die gleichen Komponenten, wie sie auch früher in der Mast und Zucht von Kaninchen eingesetzt wurden. Der einzige Unterschied ist die Frage, ob Kraft- bzw. Trockenfutter, wie sie heute üblich sind, dazugehören. Dieser Unterschied wird teilweise dadurch aufgeweicht, dass verschiedene "Saaten" rationiert empfohlen werden. Auch industrielle Trockenfutter sind mittlerweise wieder "erlaubt", solange sie nur getreidefrei sind und natürlich streng rationiert angeboten werden - also nicht "ad libitum".

Fortsetzung folgt ...

Teil 1

Literatur und Quellen

Böhmer, C., & Böhmer, E. 2017. Shape variation in the craniomandibular system and prevalence of dental problems in domestic rabbits: a case study in evolutionary veterinary science. Veterinary sciences, 4(1), 5.
 
Krause, W. 1981. Deutscher Kleintier Züchter. Ausgabe Kaninchen. 90(4) 

LMU, 2009. Vorlesungsunterlagen der Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU). WPF Heimtierkrankheiten WS 2009/2010 (privat archiviert)

TVT, 2019. Merkblatt Nr. 157 - Heimtiere: Kaninchen. Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz, Stand September 2019. https://www.tierschutz-tvt.de/alle-merkblaetter-und-stellungnahmen/?no_cache=1&download=TVT-MB_157_Heimtiere-Kaninchen_09.2019.pdf&did=38




Dienstag, 1. Juni 2021

Verschiedenes in eigener Sache

Meine Blogbeiträge wie auch ein Fachartikel zum Thema "Qualzucht" haben in verschiedenen Kreisen einige Wellen geschlagen. Obwohl ich auf wissenschaftliche Veröffentlichungen und ihre Ergebnisse eingegangen bin, gab es bisher keine einzige Rückmeldung, dass meine Darstellungen fachlich/sachlich falsch wären - weder von Haltern, Züchtern, Tierschützern, noch von Tierärzten. Sowohl mein Blog wie auch meine Facebookseite sind für jedermann offen, aber fachliche Kritik wurde dort noch keine hinterlassen.

Stattdessen fanden sich in sozialen Medien von verschiedenen Personen Beiträge wie z. B. diese in Facebook (Verlauf jeweils archiviert):

"Corona-Leugner", Widderohrentzündungs-Leugner und "Impfgegner" - das passt in die heutige Zeit, in der man Personen mittels "argumentum ad hominem" markiert, weil es an fachlichen Argumenten fehlt. Es geht nicht um eine Sache, sondern um die Person. Viola Schillinger, die das öffentlich gepostet hat, verantwortet u. a. auch die Inhalte nach dem TMG der Webseite "Kaninchenwiese".

Über was ich mich beim Lesen dieser "Kommentare" wunderte war, dass die Verantwortliche einer offenbar sehr erfolgreichen Webseite es nötig hat, so etwas ohne Belege zu posten. Über eine halbe Million Seitenaufrufe im Monat (Stand 25.5.2021)! Dort wird allerdings nichts über meine angeblichen, üblen Machenschaften mitgeteilt. Dafür nutzte V. Schillinger zwei Facebook-Gruppen, über die sie immerhin theoretisch jeweils über 4.000 Mitglieder (Stand 25.5.2021) erreicht. 

Viola Schillinger nutzt also bewusst fremde Plattformen, um über mich zu "berichten". Im Fall einer Anzeige (Verleumdung) und Unterlassungserklärung + Schadensersatzklage (ich bin freier Journalist) würde sie somit andere schädigen, aber nicht ihrer eigenen Webseite.



 

 Laut Selbstauskunft hat Viola Schillinger an der Tiermedizinischen Fakultät der LMU München Tiermedizin studiert.

Eine Tierärztin hat mir mal ganz allgemein ein tiefes Misstrauen gegenüber Tierärzten bescheinigt. Dazu nur so viel: es gibt Menschen, denen ich aus rein fachlichen Gründen nicht traue und es gibt Menschen, denen ich aus charakterlichen Gründen misstraue. Tierärzte sind auch nur Menschen. Ein Misstrauen aus fachlichen Gründen folgt meist entweder aus eigenen Erfahrungen oder auf Grund von Veröffentlichungen von Tierärzten. Wenn z. B. eine Tierklinik merkwürdige und falsche Inhalte von einer privaten Webseite ausdrücklich begrüßt, wird das ganz sicher nie die Klinik meines Vertrauens werden. Wenn ein Mensch verbale Attacken gegen einen anderen führt, ohne dass dieser davon weiß und dafür z. B. fremde Facebook-Gruppen nutzt, ist das aus meiner Sicht - nun ja, nicht gerade die "feine Art" und eher ein Einblick in den Charakter eines Menschen, dem man besser nicht vertraut.

Man kann für Diskussionen natürlich auch Medien nutzen wie Internetforen, weil dort jeder die Argumente der Diskutanten nachvollziehen kann. Oder man begegnet sich auf Wikikpedia, weil man Inhalte ändern möchte. Dafür gibt es die Diskussionseite des jeweiligen Artikels, wie z. B. den von "Widderkaninchen". Dort wurde vor einiger Zeit der Versuch unternommen, Inhalte der Webseite "Kaninchenwiese" mit einem Link dorthin unterzubringen. Nach vielen Behauptungen und eingestreuten, persönlichen Angriffen in der Diskussion war der Versuch Geschichte - auf jede Behauptung wurde mit einem sachlich begründeten Argument eingegangen, was die Administration der Wikipedia recht schnell dazu bewog, die Änderungen zu akzeptieren. Der Vorteil dort ist, dass die Moderation objektiv ist, also unparteiisch.

Das bringt mich geradewegs zu den "Studien". Viola Schillinger scheint entgangen zu sein, dass ich genau die Studien auswerte und darüber schreibe, die von Tierschützern und Tierärzten als Beleg für Irgendetwas dienen sollen und auf die ich extra hingewiesen werde. Sonst würde ich ja an bestimmten Desinformationen vorbeischreiben. Das mache ich übrigens auch mit irreführenden oder gar falschen Behauptungen von Wissenschaftlern. Diese wurden nach vorheriger Begutachtung durch Tieräzte oder andere, fachlich versierten Personen mittels "peer review" in Fachzeitschriften veröffentlicht. Meine Beiträge sind immer ausführlich begründet, weil es bei meiner Kritik auch um Darstellungen respektabler Personen wie Doktoren oder Professoren geht. Kurz gesagt: die Begründung meiner Kritik muss immer hieb- und stichfest sein.

Im Folgenden ging es in den Facebook-Einträgen der Viola Schillinger dann noch um Unterstellungen im Zusammenhang mit Gemüsesorten, die ich immer jeweils so auswähle, dass sie zu meiner Argumentation passen würden. Auch hier ist ihr etwas Entscheidendes entgangen: in der Regel gehe ich auf Empfehlungen respektabler Personen ein, die auch von Haltern, Züchtern, Tierschützern oder Tierärzten akzeptiert werden. In meinem Buch "Das Kaninchen - Nahrung und Gesundheit" ist es z. B. die Empfehlung von Dr. Ewringmann aus ihrem Buch "Leitsymptome beim Kaninchen" aus dem Jahr 2010. In der Neuauflage 2016 wurde die Empfehlung etwas geändert: bei Gemüse sind noch Fenchel, Wirsing, Spitzkohl, Weißkohl und Wurzelpetersilie dazugekommen, die Menge von "etwa 1/3 der Frischfutterration" ist geblieben. Natürlich beziehen sich in meinem Buch etwaige Analysewerte und Berechnungen auch auf die angegebenen Gemüsesorten der Tierärztin, denn es geht ja darum zu zeigen, was bestimmte Empfehlungen bedeuten. Die Gemüsesorten wurden also insofern von mir ausgewählt, dass ich sie von der Tierärztin übernommen habe..

Eine weitere Betrachtung habe ich hier im Blog ebenfalls anhand von Empfehlungen von Dr. Ewringmann, 2010 zum Thema der Prophylaxe von Urolithiasis getätigt, sie ist also jederzeit nachvollziehbar. Dort geht es um andere Gemüsesorten als in der Futterrationsempfehlung, aber auch diese Auswahl stammt nicht von mir, sondern von der Tierärztin.

Interessant ist der letzte "Kommentar", dass man selbst alles nachrechnen solle. Viola Schillinger ist dazu offenbar nicht in der Lage, sonst könnte sie ja an einem einfachen Beispiel zeigen, was sie meint. An dieser Stelle nur so viel: für Gemüse Bruttoenergiegehalte anzugeben, ist völlig sinnfrei. Außerdem ist die Maßeinheit für die Energie schon seit etwas längerer Zeit nicht mehr die "Kalorie", sondern "Joule". Schließlich ist die Angabe von Gehalten für "Kohlenhydrate" ebenfalls völlig sinnfrei, weil in der Tierernährung dafür andere Analysemethoden genutzt werden. Werte, die aus irgendwelchen, nicht angegebenen Quellen wiedergegeben werden, sind in der Regel nicht vergleichbar. Im Vergleich dazu liefere ich beispielhaft in meinem Buch zur Ernährung von Kaninchen nachvollziehbare Werte mit Quellenangaben und entsprechende Wege, Darstellungen rechnerisch nachvollziehen zu können. Damit ist der Leser in der Lage, unabhängig eigene Berechnungen anzustellen.

Auf der Webseite der Autorin "Kaninchenwiese" findet sich eine Unterseite "Ernährungsformen" (Stand: 22.5.2021), auf der eine "Ad libitum-Ernährung" vorgestellt wird. Diese offenbart das ganze Dilemma mit alternativen Futtermitteln. Ich kenne das deshalb, weil ich a) der Autorin schon vor langer Zeit versucht habe zu erklären, warum das falsch ist und b) sich viele Halter bei mir melden, weil sie Probleme mit ihren Tieren haben und mir erklären, sie hätten doch alles richtig gemacht, weil es so auf "Kaninchenwiese" stehen würde. Diese Webseite scheint ein neues Dogma zu sein.

Die Unzufriedenheit mit Empfehlungen, die in Krankheiten münden, ist natürlich nachvollziehbar. Das Problem dabei ist, dass ich als letzter in der Kette um einen Rat angefragt werde. Oft ist das jeweilige Gesundheitsproblem bereits weit fortgeschritten und der Halter extrem frustriert, weil das Tier weiter leidet und er inzwischen auch viel Geld ausgegeben hat. Wenn ich dann immer wieder als Quelle für die bisher befolgten Empfehlungen den Namen einer Webseite höre, hilft dem Halter zwar mein lautloses Fluchen nicht, aber bisher haben wir es immer noch irgendwie hinbekommen. 

Wenn ich jemanden berate, ist meine erste Forderung immer, dass er für die Zeit meiner Beratung keine Webseiten über Kaninchen mehr liest - egal, was ich ihm empfehle. Das ist der Deal. Deswegen war es mir auch so wichtig, den Beitrag in der Wikipedia über "Widderkaninchen" zu korrigieren, weil mir sonst ständig anhand dieser "Enzyklopädie" erklärt worden wäre, weil es dort steht, muss es doch richtig sein. Nein, das muss es nicht. 

Mein Anliegen ist es nicht, Menschen beim Denken zu betreuen - es sei denn, jemand wünscht es ausdrücklich. Jeder soll sich dort informieren, wo er meint, die besten Informationen für sich zu bekommen. Wer diese Informationen liefert ist mir egal, es geht um ihren Inhalt. Dieser kurze Beitrag ist eher eine Ausnahme als Reaktion auf diffamierende Äußerungen zu meiner Person in der Öffentlichkeit, über die ich informiert wurde.

Eine meiner Devisen lautet, dass alles Schlechte auch immer etwas Gutes hat. Deshalb werde ich nach diesem Beitrag, der nur ein Verständnis für folgende Beiträge liefern soll, noch einmal auf verschiedene Aspekte eingehen, die ich hier kurz angeschnitten habe.

Sonntag, 28. Februar 2021

Qualzucht 8 - Otitis, Rhinitis, Bakterien ...

Im letzten Blogbeitrag bin ich kurz auf den Wikipediaartikel "Widderkaninchen" eingegangen und habe ihn korrigiert. Natürlich weiß ich heute noch nicht, wie man darauf reagieren wird, um die Fakten weg- und den Link zu einer Tierschutzorganisation wieder reinzubringen.

Was mir in der Diskussion wie auch in einem Facebook-Kommentar auffiel ist folgendes: 

Zwergkaninchen, Widderkaninchen, Schlappohren, Rassen, Züchter

Mit diesen Begriffen wird seit einiger Zeit versucht, bestimmte Kopf- und Ohrformen wie auch die Größe von Kaninchen in einen Zusammenhang mit "Qualzucht" zu bringen. Durch diese ständige Assoziierung sind sie mittlerweile zu regelrechten "Kampfbegriffen" verkommen. Vereinigungen und Tierschutzorganisationen geben hierbei den Ton vor, der vor allem über soziale Medien heute nahezu jeden erreicht. Liest man heute irgendwo "Zwergkaninchen", ist ein Kommentar nicht weit, der darauf verweist, dass das bestimmt eine Qualzucht von Züchtern sei. Haltern von Widderkaninchen wird heute regelrecht vorgeworfen, ihre Tiere "still" leiden zu lassen, wenn sie nicht mindestens eine Computertomographie (CT) vom Kopf- und/oder Ohrbereich in Auftrag geben. Unterstützung erhalten sie dabei natürlich von Tierärzten, die über diese teuren Gerätschaften in ihren Praxen verfügen. 

Der Begriff "Rasse" ist bei Kaninchen mittlerweile zu etwas geworden, was sich auf den Phänotyp von Kaninchen wie die Stellung der Ohren und dem Gewicht beschränkt. Selbst in Dissertationen werden heute nur noch "Schlappohren" oder "Stehohren" untersucht. Weiter reicht eine Beschreibung der Tiere nicht. Das hat seine Gründe: 1. ist kaum ein Tierarzt in der Lage, ein wirkliches Rassetier von einem Hybriden zu unterscheiden und 2. macht es die, in der Regel unbekannte, Herkunft schwer, eine Rasse zu bestimmen. Eigentlich fragt eher ein Tierarzt den Halter, was das denn für ein Tier sei, welches vorgestellt wird.

In der folgenden Grafik habe ich versucht, anhand der Beschreibungen in "Studien", die Population der "Hauskaninchen" in Teilpopulationen einzuteilen. Die Größe der jeweiligen Teilpopulation ist nicht maßstäblich. Die Pfeile sollen darzustellen, welchen Weg die Kaninchen zwischen den Teilpopulationen nehmen können, z. B. durch Verkauf oder durch Maßnahmen des Tierschutzes. Der Trichter stellt im Prinzip dar, dass es sich bei den jeweiligen betrachteten Tieren (Tierarztpraxis, Disseration, Fachartikel) um eine kleine Teilmenge aus dem großen Graubreich stammt. Züchter nehmen in der Regel einen sogenannten "Hofarzt" zur Anspruch, der die Tiere vor Ort untersucht.

Bild 1: Populationen des Kaninchens in Deutschland. Die Überlappung mit der Population von Wildkaninchen ergibt sich aus dem Fakt, dass Haustiere auch verwildern.



Ohne genaue Zahlen zu kennen vermute ich, dass rund 99% aller Kaninchen, die Tierärzten in ihrer Praxis vorgestellt werden, aus einer Privathaltung kommen. Die Tiere der Privathalter wiederum stammen überwiegend aus "Vermehrungen" (Zuchten mit Profitorientierung), Hobbyzuchten ohne jegliche Vorgaben und solchen Hobbyzüchtern, die sich zwar an den Rassestandards des Zentralverbandes Deutscher Rasse-Kaninchenzüchter (ZDRK) orientieren, in diesem Verband aber nicht organisiert sind und dessen Vorgaben nicht unterliegen. Schließlich finden sich in Privathaltungen noch die Tiere, welche von Tierschutzorganisationen vermittelt werden. Tiere von ZDRK-Züchtern finden nur in geringer Zahl ihren Weg zu Privathaltern.Tiere aus der Mastindustrie oder Laboren werden in geringer Zahl von Tierschutzorganisationen aufgenommen und entsprechend an Privathalter vermittelt.

Der grau hinterlegte Bereich in der Grafik umfasst die Teilpopulationen, die Tierärzte in aller Regel zu sehen bekommen und die überwiegend auch in klinischen Studien genutzt werden. Oft werden diese noch weiter eingeschränkt, in dem z. B. nur Tiere untersucht werden, die in einer bestimmten Praxis vorgestellt wurden. Eine noch weitergehende Einschränkung könnte dann z. B. eine Auswertung von 388 CT-Aufnahmen von Tieren bilden, die wegen Erkrankungen im Kopfbereich in einer Praxis vorgestellt wurden. Eine solche wurde z. B. in der Dissertation von Reuschel, 2018 vorgenommen. In dieser wurden einfach nur "Stehohrkaninchen" mit "Widderkaninchen" verglichen, die "ausschließlich aus dem Patientenstamm der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover" stammten. Weiter hieß es: "Alle CT-Untersuchungen wurden aus diagnostischen Gründen aufgrund vorliegender Erkrankungen der Ohren, der Zähne, des Atemtraktes oder aufgrund von Traumata durchgeführt. Bei allen Kaninchen handelte es sich um als Heimtier gehaltene Kaninchen diverser Rassen." (S. 30). Als "Heimtier" werden sinngemäß solche bezeichnet, die der Teilpopulation der "Privathalter" in Bild 1 entsprechen. In der Zusammenfassung der Arbeit wurde u. a. folgendes festgestellt:

"Die vorliegende Arbeit konnte die in der Literatur beschriebene Prädisposition von Widderkaninchen für Ohrerkrankungen belegen." (Reuschel, 2018, Zusammenfassung, S. 166)

Nein, das konnte sie nicht. Für solch eine allgemeine Aussage hätte die Stichprobe "repräsentativ" sein müssen. Die Stichprobe in der Arbeit enthielt aber aus einer Population von Hauskaninchen eine Auswahl von Tieren, die an der "Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover" (TIHO) vorgestellt wurden. "Bei allen Kaninchen handelte es sich um als Heimtier gehaltene Kaninchen". Es fehlten also höchstwahrscheinlich Tiere nach den Rassestandards des ZDRK. Von dieser Auswahl wiederum wurden z. B. für die CT-Auswertungen ausschließlich solche ausgewählt, die "aufgrund vorliegender Erkrankungen der Ohren, der Zähne, des Atemtraktes oder aufgrund von Traumata durchgeführt" wurden. Das heißt, die Grundgesamtheit in der Arbeit von Reuschel, 2018 umfasste eigentlich Tiere aus der Population des Hauskaninchens, aus dieser die als Heimtier gehaltenen Hauskaninchen, aus dieser jene, welche an der TIHO vorgestellt wurden und von diesen wiederum solche, die offenbar Erkrankungen aufwiesen. Nur auf diese können sich z. B. die Ergebnisse für CT-Untersuchungen der Arbeit beziehen, aber nicht allgemein auf "Widderkaninchen". 

Bakterien

Ein weiterer Punkt in der Arbeit von Reuschel, 2018 in Bezug auf Ohrerkrankungen war die Bakterienbelastung in "Steh- und Schlappohren" von Kaninchen. In der Wikipedia-Diskussion wurde mir dazu ein Zitat geliefert und gleich noch ein "gut gemeinter" Rat mitgegeben (blau die Meinung des/der Diskutierenden):

"Auch die Sache mit dem schlecht belüfteten Gehörgang wird in dieser Studie erwähnt: „Anaerobe Bakterien konnten signifikant häufiger bei erkrankten Kaninchen nachgewiesen werden als bei gesunden Kaninchen. Anaerobier waren bei keinem gesunden Kaninchen nachweisbar. Alle positiven Nachweise bei erkrankten Kaninchen stammten von Widderkaninchen. Dies deutet darauf hin, dass bei Widderkaninchen durch den Verschluss des Gehörgangs aufgrund der Schlappohren ein Luftabschluss entsteht und somit ein obligat anaerobes Wachstum ermöglicht wird.“ Du solltest die Studie also vielleicht selbst nochmal etwas genauer lesen. Auch solltest du wirklich aufpassen, dass du nicht versehentlich in die gegenteilige Ideologie derer abrutscht, die du kritisierst."

Welche gegenteilige Ideologie das sein sollte, entzieht sich meiner Kenntnis. Was ich aber getan habe, war die "Studie" (Disseration von Reuschel, 2018) zu lesen. Das gilt grundsätzlich für alle Arbeiten. Bevor ich mich mit den Ergebnissen beschäftige, mache ich mich erst einmal mit der Methodik vertraut, mit der sie erzielt werden sollen. Im Fall der Mikrobiologie, also der "Flora" in den Ohren bei gesunden wie auch erkrankten Kaninchen, findet man dazu u. a. folgende Feststellung:

"Im gesamten retrospektiven Auswertezeitraum von 2010 bis 2018 konnte nur ein einziges Stehohrkaninchen mit einer mikrobiologisch untersuchten Otitis gefunden werden. Zusätzlich lag aus der prospektiven Untersuchung ein Zufallsbefund einer Otitis externa vor. ... Damit waren bei den beiden erkrankten Tieren gramnegative und grampositive Keime zu gleichen Teilen vertreten." (Reuschel, 2018; Hervorhebung A. R.). Es gab also aus den Aufzeichnungen ein Stehohrkaninchen mit einer Otitis, die auch mikrobiologisch untersucht wurde. Ob es weitere Otitisfälle gab, die nicht mikrobiologisch untersucht wurden, wird nicht erwähnt. Zusätzlich ein weiteres Tier, das aktuell untersucht wurde.

Das heißt, in der Arbeit, die durch einen Vergleich von Stehohr- und Widderkaninchen einen Rückschluss auf eine allgemeine Population von Widderkaninchen ziehen wollte, standen für die mikrobiologische Untersuchung der Ohren genau 2 (in Worten: zwei) Stehohrkaninchen zur Verfügung.

Diesen beiden Stehohrkaninchen standen als Vergleich 36 (in Worten: sechsunddreißig) Proben von Widderkaninchen mit einem nachweisbaren, bakteriellen Keimwachstum zur Verfügung. Weil Dimensionen meist erst richtig erfasst werden, wenn man sie bildlich darstellt, folgt noch einmal der Vergleich der mikrobiologischen Untersuchung bei kranken Stehohr- und Widderkaninchen in dem folgenden Bild (links die Anzahl der Stehohrkaninchen, rechts die Widder, das eine, rote Widdertier wird noch erläutert):


Festgestellt wurde dazu u. a. folgendes:

  • "Die physiologische Flora des Ohres bei Stehohr- und Widderkaninchen unterschied sich nicht auffällig zwischen den beiden Gruppen."(S. 160)
  • "Die pathologische Flora sowohl bei einer Otitis externa als auch bei einer Otitis media wies keinen signifikanten Unterschied zwischen Stehohr- und Widderkaninchen auf."(S. 161)
  • "Anaerobe Bakterien konnten signifikant häufiger bei erkrankten Kaninchen nachgewiesen werden als bei gesunden Kaninchen. Anaerobier waren bei keinem gesunden Kaninchen nachweisbar. Alle positiven Nachweise bei erkrankten Kaninchen stammten von Widderkaninchen."(S. 162) Hervorhebungen A. R.

"Fusobacterium spp. waren als Anaerobier an einer Mischinfektion beteiligt." (Reuschel, 2018; Hervorhebung A. R.)

Die roten Textmarkierungen gehören zu dem roten Widderkaninchen in der Grafik oben.

Da "Fusobacterium sp" jeweils bei erkrankten Tieren mit pathologischen Veränderungen des äußeren Gehörganges (n=2) und der "Bulla tympanica" auftauchen (n=1), wird wohl nur ein Tier von dieser "Mischinfektion" betroffen gewesen sein. Von Reuschel, 2018 wurde vermutet, dass der Fund von Fusobacterium sp. auf einen Luftabschluss(!) des Gehörgangs bei Widderkaninchen beruhen könnte. Dazu muss man noch folgendes wissen: Fusobacterium sp. kommen in Schleimhäuten vor, desweiteren z. B. in Kieferabszessen (Tyrell et al., 2002) sowie im Hart- und Blinddarmkot des Kaninchens (Crociani et al., 1984) vor. Letzterer wird bekanntlich vom Kaninchen wieder aufgenommen.

Rhinitis

Neben den beispielhaft aufgeführten methodischen Aspekten der Arbeit ist noch folgendes interessant: im Literaturteil wird zum Teil recht ausführlich auf den "Kaninchenschnupfen" als ein möglicher Auslöser für die Entstehung einer Otitis eingegangen. Für eines der beiden Stehohrkaninchen, welches für die mikrobiologischen Auswertungen von Reuschel, 2018 zur Verfügung stand, wurde folgendes bemerkt: "Bei dem zweiten Kaninchen lag eine Infektion mit einem hochgradigen Gehalt an P. multocida vor. Vorberichtlich lag bei diesem Tier eine chronische Kaninchenschnupfenerkrankung vor." (Reuschel, 2018). Bei kleinen Stichproben wird auch gern mit Prozentzahlen gearbeitet, um eine gewünschte Dramatik zu erzielen, was aber eigentlich nicht mein Ziel ist. Um meinen Lesern aber deutlich zu machen, wie das geschieht, wende ich hier ausnahmsweise diesen "Trick" an, der sonst üblicherweise von anderen genutzt wird und teile hiermit folgendes mit: "in einer Studie wurde festgestellt, das 50% der Stehohrkaninchen, die an Kaninchenschnupfen erkrankt waren, auch an Otitis litten.

Das würde Stehohrkaninchen mit Kaninchenschnupfen in eine ganz andere Liga katapultieren, denn bei diesen müsste jetzt bestimmten Empfehlungen folgend zwingend auch eine CT-Untersuchung bei Stehohrkaninchen durchgeführt werden, um eventuelle Otitiden ausschließenen zu können. Tierschützer werden das nicht gern hören, aber Tierärzte schon. Wie ich darauf komme?

Ewringmann, 2016 schrieb in ihrem Buch zu "Leitsymptomen" u. a. folgendes: "Mittel- und Innenohrentzündungen ohne Beteiligung des äußeren Gehörganges (bei intaktem Trommelfell) sind oftmals als Komplikation eines Kaninchenschnupfens ... zu beobachten. Haupterreger ist dabei Pasteurella multocida, aber auch andere Keime, z.B. Bordetella bronchiseptica, Streptococcus sp., Staphylococcus sp., Klebsiella sp. und Pseudomonas sp., können beteiligt sein. Die Erreger breiten sich durch die Tuba auditiva in Ohrrichtung aus, sodass der Gehörgang bei der Adspektion keine Entzündungssymptome aufweist. Es fällt unter Umständen jedoch eine Vorwölbung des Trommelfelles durch Eiteransammlungen im Mittelohr auf. Die Otitis kann parallel zur Schnupfenerkrankung verlaufen, sich erst bemerkbar machen, wenn die Schnupfensymptome bereits längere Zeit abgeklungen sind oder auch ohne vorangegangene Schnupfenerkrankung auftreten." (Ewringmann, 2016; Hervorhebungen A. R.)

In der Arbeit von Reuschel, 2018 findet sich nun, meiner Meinung nach, eine (von mehreren) Merkwürdigkeit. Der diagnostizierte Kaninchenschnupfen aus der retrospektiven Probe eines Stehohrkaninchens wurde ausdrücklich erwähnt. Bei den prospektiv untersuchten Widderkaninchen findet sich aber kein Wort über eventuelle Erkrankungen dazu. Obwohl die Tiere zur Verfügung standen und untersucht wurden, gab es keinerlei Informationen zu einer Diagnostik. Kaninchenschnupfen wird üblicherweise anhand bestimmter Symptome diagnostiziert, die durch einen Erregernachweis bestätigt werden kann. Vielmehr wurde über die gefundenen Bakterien und ihre Häufigkeit anhand von Literaturverweisen hin und her vermutet, ob diese einen Beitrag zu Kaninchenschnupfen hätten liefern können. Aber keine Diagnose. Keine Informationen zu Zahnerkrankungen oder Abszessen - nichts.

Da es keine signifikanten Unterschiede bei gesunden und erkrankten Stehohr- und Widderkaninchen in Bezug auf die pathologische Flora gab und ein Stehohrkaninchen (von zwei; also 50%) an einem Kaninchenschnupfen litt, muss aber eigentlich fast zwingend davon ausgegangen werden, dass dies bei den Widderkaninchen ebenfalls der Fall war.

Insbesondere der Hinweis von Ewringmann darauf, dass Schnupfensymptome schon lange abgeklungen sein können und erst später eine Otitis diagnostiziert wird, ist ein sehr wichtiger. Diese Fakt kann z. B. Ohrgrundabszesse erklären. Der Grund dafür ist die Verbindung des Nasenrachenraumes über die "Tuba auditiva" bzw. "Tuba Eustachii" (Eustachische Röhre) mit der Paukenhöhle des Mittelohres, über die Bakterien wandern und sich dort ansiedeln können. Diese Verbindung sorgt normalerweise für einen Druckausgleich zwischen Mittelohr und Nasenrachenraum. Den Effekt kennt jeder: wenn man schnell größere Höhenunterschiede überwindet, kann durch ein kräftiges Schlucken der Druckunterschied ausgeglichen werden, was auch gelegentlich durch ein "Knacken" im Mittelohr spürbar wird.

Kaninchen verfügen über eine sehr feine, knöcherne Struktur im Nasenrachenraum, die nur wenig durchblutet ist. Das ist der Grund, warum Antibiotika für die Behandlung eines Schnupfens bei den Tieren nur schlecht wirken. In der Fachwelt ist man sich darüber weitgehend einig, dass ein chronischer Schnupfen bei Kaninchen nicht heilbar ist. Die einzige Möglichkeit, dem Tier zu helfen, besteht in der Linderung der Symptome - also über die Haltungsbedingungen und der Ernährung. An dieser Stelle würde man jetzt eigentlich zu den Tierärzten kommen, die einen Beitrag leisten könnten.
 
Weitere Punkte
 
Tierärzte verfügen gegenüber den meisten Kaninchenhaltern einen großen Vorteil: sie haben im Studium zumindest Grundlagen verschiedener, wissenschaftlicher Fachbereiche vermittelt bekommen. Dazu sollten auch Grundlagen der Biostatistik gehören. Ferner sollten sie mit Grundlagen der Genetik vertraut und vielleicht sogar über Tierrassen und ihre Zucht informiert sein. Dass sie sich auch mit Wildkaninchen auskennen, ist vielleicht schon etwas viel verlangt, wäre aber natürlich schon von Vorteil. Viele Tierärzte besitzen mit Sicherheit die nötigen Voraussetzungen, um bestimmte Krankheiten zu erkennen und sie mit den zur Verfügung stehenden Mitteln zu behandeln. 

Neben dem Problem der korrekten Behandlung gibt es aber ein weiteres, sehr großes: die Kausalität. 
 
Das heißt im Prinzip nichts weiter als die Frage zu beantworten, wie bzw. warum es zu einer Erkrankung kommen konnte. Es soll ja verhindert werden, dass sie ein weiteres Mal auftritt. Meist unbewusst bedient man sich dabei der Betrachtung verschiedener Korrelationen, also wechselseitiger Beziehungen.  

In diesem Beitrag und anderen Beiträgen ging es um das Problem behaupteter "Qualzuchten" im Zusammenhang mit Kaninchenrassen. Die Korrelationen besteht also z. b. in einer Schädel- oder Ohrform mit dem Auftreten von Krankheiten. Korrelation "kurzer Schädel" und "Brachygnathia"; Korrelation "Schlappohr" und "Otitis". Als kausal wird die Zucht von Kaninchen mit kurzem Schädel oder Schlappohren gesehen. Die Zucht ist also die Ursache beobachteter Probleme. Die Welt ist schön und einfach. Und es wird noch schöner und einfacher: man muss die Schuld für das Entstehen von Krankheiten bei Zwerg- und Widderkaninchen nicht mehr bei sich selbst suchen. Die "Mutationen" sind schuld. Basta. Sagen ja auch die Tierärzte.
 
Tierärzte sollten aber auf Grund ihres Wissens in der Lage sein, zu differenzieren und auch andere Ursachen für Erkrankungen in Betracht zu ziehen. Wenn eine Tierschutzorganistaion z. B. auf ihrer Webseite über "Brachygnathia" fabuliert und als Beleg eine Literaturquelle die Dissertation von Glöckner, 2002 angibt, sollten Tierärzte wissen, dass ihre Kollegin dort genau keinen Zusammenhang zwischen Zahnerkrankungen und Kaninchenrassen fand. Wenn Tierschützer für ihre Behauptungen auf Arbeiten verweisen, deren Versuchsdesign von vornherein keinen Rückschluss auf eine Allgemeinheit zulässt und bestimmte Tierärzte dies goutieren, lässt das für mich persönlich den Schluss zu, dass sie mit diesen Tierschützern eines gemeinsam haben: keine Ahnung. 
 
Das Problem dabei ist, dass den eigentlich Betroffenen, nämlich den Tieren, überhaupt nicht geholfen wird. In den allermeisten Fällen liegen die Ursachen in den Haltungsbedingungen und der Ernährung der Tiere - das betrifft normale Halter wie auch Tierschützer. Das gilt für alle Tiere unabhängig von einer Rasse. In der organisierten Kaninchenzucht stagnieren die Zahl der Züchter wie auch die der Zuchttiere, was auch für Widder- und Zwergkaninchen gilt. In der Heimtierhaltung scheinen diese aber zugenommen zu haben. Insbesondere Widder sind sehr beliebt und so ist wohl selbst für einen Laien nachvollziehbar, dass sie auch in Tierarztpraxen immer häufiger vertreten sind. 
 
Eine Tierärztin hat einmal sinngemäß festgestellt, dass ich kein Vertrauen in Tierärzte hätte. Das ist korrekt. Vertrauen und Respekt werden einem nicht mit einem Doktortitel verliehen, sondern müssen sich erarbeitet werden. Tierärzten, die ideologischen Kampagnen folgen, traue ich grundsätzlich nicht. Ich muss davon ausgehen, dass das ihre Urteilsfähigkeit beeinträchtigt. Ein Tierarzt kann sicher eine CT-Untersuchung durchführen und Vergleiche mit Referenzlinien anstellen. Die Frage ist, was man daraus ableitet. Laut Vorlesungsunterlagen der LMU München, die mir vorliegen, wäre das z. B. beim Kaninchen "Heu, Heu und nochmals Heu". Nach einer Arbeit von Böhmer & Böhmer, 2017 müssen die wohl überarbeitet werden. Pech für die Tiere, die bis dato auf ein solches Wissen hin von Tierärzten ernährt und sogar behandelt wurden.

Voraussichtlich nicht der letzte Beitrag zu einem leidigen Thema ...

Literatur

Böhmer, C. & Böhmer, E. 2017. Shape variation in the craniomandibular system and prevalence of dental problems in domestic rabbits: a case study in Evolutionary Veterinary Science. Veterinary sciences, 4(1), 5

Crociani, F., Biavati, B., Castagnoli, P., & Matteuzzi, D. 1984. Anaerobic ureolytic bacteria from caecal content and soft faeces of rabbit. Journal of applied bacteriology, 57(1), 83-88

Ewringmann, A. 2016. Leitsymptome beim Kaninchen. Diagnostischer Leitfaden und Therapie. 3., überarbeitete und erweiterte Auflage. Hippokrates Verlag. ISBN 978-3-13-219361-1

Korn, A. K. 2016. Zahn- und Kieferveränderungen beim Kaninchen. Diagnostik, Auftreten und Heritabilitäten. Giessen : VVB Laufersweiler Verlag. Dissertation

Meyers. 1999. Meyers großes Taschenlexikon. Bibliografisches Institut & F. A. Brockhaus AG. CD-ROM 

Quinton, J. F., Francois, M., Laprais, A., & Prelaud, P. 2014. Cytology of the external auditory meatus in healthy domestic pet rabbits (Oryctolagus cuniculus). Revue Medecine Veterinaire, 165, 263-6.

Reuschel, M. 2018. Untersuchungen zur Bildgebung des Kaninchenohres mit besonderer Berücksichtigung der Diagnostik einer Otitis. Deutsche Veterinärmedizinische Gesellschaft Service GmbH, Gießen 2018, Dissertation, ISBN 978-3-86345-460-9
 
Tyrrell, K. L., Citron, D. M., Jenkins, J. R., Goldstein, E. J., & Veterinary Study Group. 2002. Periodontal bacteria in rabbit mandibular and maxillary abscesses. Journal of clinical microbiology, 40(3), 1044-1047

Dienstag, 9. Februar 2021

Qualzucht 7 - Die Widderkaninchen in der Wikipedia

So ziemlich jeder kennt und nutzt heute die "Wikipedia" die nach ihrem Selbstverständnis eine "Enzyklopädie" darstellen soll, welche allen zugänglich ist. Darunter wird ein "Nachschlagewerk", verstanden, welches das Wissen aus vielen verschiedenen Disziplinen und Fachgebieten frei zur Verfügung stellt. Ältere kennen noch den Brockhaus, den Duden, Grzimek's Enzyklopädie, Pschyrembel, Encyclopedia Britannica usw., die heute auch zum Teil im Internet zu finden sind.

Neben dem freien, uneingeschränkten Zugang im Internet bietet Wikipedia eine weitere Besonderheit: Jeder kann in dieser Enzyklopädie anonym Einträge erstellen und ändern. Anonym. Die Autoren oder jene, die erstellte Beiträge verändern und deren Hintergrund, sind nicht bekannt. Eigentlich werden Links auf private Webseiten nicht zugelassen, die keinen offensichtlichen, wissenschaftlichen Hintergrund aufweisen. Sonst könnte ja jeder irgendetwas behaupten und zu seiner privaten Webseite verlinken. Da Wikipedia über eine enorme Reichweite verfügt, wäre das die beste Werbung für sich selbst. Die Anonymität der Verfasser/Änderer lässt z. B. in Wikipedia-Artikeln auch eine solche Beschreibung der Lebensweise von "Wildkaninchen" zu:

Screenshot aus dem Artikel "Wildkaninchen" vom 8. Februar 2021

 
Es ist für  meine Leser sicher unnötig, aber vorsichtshalber sei trotzdem darauf verwiesen, dass dieser "Fakt" natürlich falsch ist und in einem seriösen Nachschlagewerk nicht zu finden wäre. In Grzimeks Enzyklopädie jedenfalls wird man das pfeifende Wildkaninchen vergeblich suchen.

Auch aus diesem Grund hat natürlich jede gutgemeinte Sache einen Haken. Vor allem Wikipedia-Artikel, die politische oder ideologische Inhalte aufweisen bzw. dafür anfällig sind, werden mittlerweile gern genutzt, um eigene Interessen weltweit zu verbreiten. Das geht so weit, dass man die Erwähnung "misslicher" Tätigkeiten von Personen aktiv unterdrückt oder Personen aktiv diffamiert. Vor kurzem hat man einen "Wikipedianer" auf Grund seiner diffamierenden Tätigkeiten enttarnt und entsprechend verurteilt

Am 18. September 2020 wurde in der deutschen Version der Wikipedia im Artikel "Widderkaninchen" am Ende ein neues Kapitel eingefügt, welches heißt: "Zuchtbedingte Erkrankungen und Probleme":

Screenshot "Versionsunterschied" vom 09.02.2021 des Artikels "Widderkaninchen" mit dem neuangelegten Kapitel "Zuchtbedingte Erkrankungen und Probleme". In der linken Bildhälfte die ursprüngliche Fassung, in der rechten die geänderte Version vom 18.09.2020


Das folgende Bild zeigt einen Screenshot vom Beginn des Artikels mit den ersten 3 Sätzen:


Aus Gründen der besseren Lesbarkeit hier noch einmal die ersten drei Sätze als Zitat:

"Widderkaninchen sind rasseübergreifend von schweren zuchtbedingten Erkrankungen betroffen, wegen denen sie nach dem deutschen Tierschutzgesetz §11b faktisch als Qualzuchten einzustufen sind. So besitzen ausschließlich Kaninchenrassen mit hängenden Ohren eine angeborene Veranlagung zu Ohrabszessen und Mittel- bzw. Innenohrentzündungen, die meisten sind auch schwerhörig.[3] Laut einer aktuellen Studien entwickeln rund 16 % der Widderkaninchen im Laufe ihres Lebens einen Ohrabszess, sogar 80 % eine Mittelohrentzündung.[4]" (Wikipedia, 2021; Schreibfehler aus dem Original übernommen)

Der erste Satz stellt eine subjektive, unbelegte Wertung dar. Der zweite und dritte Satz enthält jeweils falsche Informationen. Für eine "Enzyklopädie" ist das eine ganz erstaunliche Fehlleistung und man hat das Gefühl, das Faltblatt (Flyer) einer Tierschutzorganisation zu lesen. Gehen wir die Sätze durch:

  • "Widderkaninchen sind rasseübergreifend von schweren zuchtbedingten Erkrankungen betroffen, wegen denen sie nach dem deutschen Tierschutzgesetz §11b faktisch als Qualzuchten einzustufen sind." 

Bei dieser Formulierung handelt es sich um eine Tatsachenbehauptung, die nicht wahr ist. Sie wird durch den Verfasser getroffen, ist also rein subjektiv und kann entsprechend auch nicht belegt werden. Es gibt ein Gutachten der "Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht" aus dem Jahr 2005, an dem u. a. die "Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz e. V." (TVT) und der "Deutsche Tierschutzbund e. V." mitgewirkt haben, also zwei Interessenvertreter, aber mehr nicht. Die TVT hat in ihrem aktuellen "Merkblatt 157" diese Behauptung noch einmal aufgegriffen. Das Gutachten wie auch die Darstellungen der TVT haben keine Gesetzeskraft, wonach Widderkaninchen als Qualzucht einzustufen und somit deren Zucht zu verbieten wäre. Sie sind also "faktisch" nicht "als Qualzucht einzustufen". 

  • "So besitzen ausschließlich Kaninchenrassen mit hängenden Ohren eine angeborene Veranlagung zu Ohrabszessen und Mittel- bzw. Innenohrentzündungen, die meisten sind auch schwerhörig.[3]

Der erste Teil des Satzes bis zum Komma ist durch nichts belegbar und so hanebüchen, dass ich mir einen Kommentar dazu erspare. Für den zweiten Teil des Satzes zum Thema "Schwerhörigkeit" wird die Dissertation von W. Claaßen, 2004 angeführt. Dass die meisten Kaninchenrassen schwerhörig wären, geht aus dieser Arbeit nicht hervor. Die Doktorandin schrieb explizit: "In dieser klinischen Studie wiesen Widderkaninchen eine auffällig höhere Hörschwelle auf als andere Kaninchenrassen.". (Hervorhebung A. R.). Zudem standen Ergebnisse von nur 13 gesunden Widderkaninchen im Vergleich zu 74 gesunden Tieren anderer Rassen zur Verfügung, aus denen der Median bestimmt wurde, weil alle Werte in den Untersuchungen stark schwankten: "Aufgrund der hohen Variabilität der Hörschwelle, überstieg häufig die Standardabweichung die Mittelwerte, aus diesem Grund wurden die Mediane verwendet." (Claaßen, 2004). Die pauschale Behauptung, das die meisten Kaninchenrassen mit händenden Ohren schwerhörig seien, geht auf Untersuchungsergebnisse von 13 Tieren zurück.

  • Laut einer aktuellen Studien entwickeln rund 16 % der Widderkaninchen im Laufe ihres Lebens einen Ohrabszess, sogar 80 % eine Mittelohrentzündung.[4]"

Ab diesem Punkt wird dann klar, warum bereits die ersten beiden Sätze des Kapitels für eine Enzyklopädie untauglich sind und woher der Wind weht. Die Quellenangabe [4] für eine vermeintliche Studie stellt sich als ein Link zu einer privaten Webseite heraus. Auf den ersten Blick ist das nicht erkennbar, denn während für eine andere Internetressource der Pfadname angegeben wird, fehlt er bei dieser Quellenangabe:

 
Ein zweiter Blick in den Quelltext offenbart das Ziel des Links:

Ein Link in einem Wikipedia-Artikel, also einer Enzyklopädie, verweist auf eine private Webseite mit äußerst fragwürdigen "Informationen".

Gänzlich abwegig für einen Enzyklopädieeintrag wird schließlich noch das Beschreiben einer möglichen Therapie: "Besitzer von Widderkaninchen sollten ihren Tieren regelmäßig die Ohren mittels eines speziellen Ohrreinigers für Kaninchen von Schmalz und Dreck säubern." (Wikipedia, 2021).  

Ich kann Besitzern von Widderkaninchen von dieser Methode ausdrücklich nur abraten, weil sie u. a. die Gefahr birgt, dass Ohrenschmalz tief in den Gehörgang gelangt bzw. geschoben wird und dort das Entstehen von Entzündungen fördern kann!  

Solche "Informationen" haben in einer Enzyklopädie eigentlich auch nichts zu suchen, außerdem sollte man Maßnahmen dieser Art besser von einem Tierarzt durchführen lassen, wenn sie denn nötig sind. Glaubt man anderen Darstellungen von Tierschützern, sind aber solche Maßnahmen bei Widderkaninchen wegen der schlechten Zugänglichkeit des Gehörganges eigentlich auch gar nicht möglich.

Die restlichen "Informationen" in dem Kapitel des Artikels über Widderkaninchen wurden wohl von der privaten Webseite übernommen.

Ich selbst nutze die Wikipedia nur sehr selten. Solche Aktionen wie die hier beschriebenen verstärken eigentlich die Abneigung noch und ich kann nur jedem empfehlen, dort gebotene Informationen sorgsam zu prüfen. Das fördert auch das eigene, unabhängige, objektive Denken. Sie können das auch gern heimlich machen, wenn Sie die Gefahr sehen, als ein sogenannter "Querdenker" bezeichnet zu werden. Zumindest in meinem Fall wird von Tierschützern bereits ein Bezug zu solchen hergestellt. 

Sobald es meine Zeit zulässt, werde ich versuchen, das Kapitel in der Wikipedia zu editieren, wenn es nicht schon jemand anderes macht.

Zu einigen, weiteren "Informationen" in dem Wikipedia-Kapitel des Widderkaninchen hatte ich mich bereits geäußert:

Qualzucht
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/08/qualzucht.html

Qualzucht 2 - Aufsätze und die Statistik
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/09/qualzucht-2-aufsatze-und-die-statistik.html

Qualzucht 3 - Bakterien, Pilze und Schlappohren
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/10/qualzucht-3-bakterien-pilze-und.html

Qualzucht 4 - Brachygnathia superior
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/10/qualzucht-4-brachygnathia-superior.html

Qualzucht 5 - Brachygnathia superior und Empirische Evidenz
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2021/01/qualzucht-5-brachygnathia-superior-und.html

Qualzucht 6 - Zuchtformen und Qualzucht 
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2021/02/qualzucht-6-zuchtformen-und-qualzucht.html

Quellen

Claaßen, W. 2004. Hörschwellenbestimmung mittels früher akustisch evozierter Potentiale zur klinischen Diagnostik bei gesunden und erkrankten Kaninchen mit Kopfschiefhaltung. Tierärztliche Hochschule Hannover. Dissertation

Wikipedia, 2021. Widderkaninchen. Zuchtbedingte Erkrankungen und Probleme. Internetressource: https://de.wikipedia.org/wiki/Widderkaninchen, Abruf am 09.02.2021


Freitag, 5. Februar 2021

Qualzucht 6 - Zuchtformen und "'Qualzucht"

 Der folgende Beitrag gibt den etwas geänderten Inhalt eines Artikels in der "kleintiernews", 57. Ausgabe, April 2020 wieder. Wer an dem Originalartikel interessiert ist, kann die Einzelausgabe der Zeitschrift "kleintiernews" hier bestellen: https://www.kleintiernews.com/einzelzeitschriften/

Zuchtformen und „Qualzucht". Kritische Beleuchtung des TVT Merkblattes Nr. 157
Einleitung
Die „Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht“ veröffentlichte 2005 ein Gutachten zu §11b des Tierschutzgesetzes (TierSchG, 2019), welches das Thema „Qualzucht“ behandelte (BMEL, 2005). In Punkt 1.3.4 wurden dafür die Begrifflichkeiten „Züchten/Züchter“ definiert: „Unter Züchten im Sinne von § 11b versteht man die geplante Verpaarung von Tieren. Dabei kann es vorsätzlich oder fahrlässig zu einem Verstoß gegen § 11b kommen. Züchter sind natürliche Personen (Halter und/oder Besitzer der Zuchttiere). Sie tragen Verantwortung für das Zuchtresultat. Verbände, Vereine etc. sind im Sinne des § 11b mitverantwortlich, sofern sie Zuchtziele festlegen und Zuchttiere bewerten.“. Wenn sich also zwei Personen mit dem Zweck verabreden, zwei Kaninchen zu verpaaren und dieses gelingt, haben sie „gezüchtet“. Das „Zuchtresultat“, wären demgemäß „Zuchttiere“. Die zwei Personen sind durch die geplante Verpaarung zu „Züchtern“ geworden. Der Duden, 2006 versteht unter „züchten“ dagegen das: „aufziehen, besonders mit dem Ziel, durch Auswahl, Kreuzung, Paarung bestimmter Vertreter von Arten oder Rassen mit Vertretern, die andere, besondere, erwünschte Merkmale u. Eigenschaften haben, eine Verbesserung zu erreichen“.

Innerhalb der „Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung“ (BLE), die u. a. für das BMEL tätig ist, findet sich die "Zentrale Dokumentation Tiergenetischer Ressourcen in Deutschland“ (TGRDEU). Diese erfasst und dokumentiert Zuchttierbestände seit 1997. Diese Daten bilden die Grundlage für die Beurteilung der Entwicklung der tiergenetischen Ressourcen in Deutschland. Der Fachbeirat Tiergenetische Ressourcen stellt unter Berücksichtigung dieser Zahlen den Gefährdungsstatus der einheimischen Nutztierrassen fest. Die Einordnung in die verschiedenen Kategorien der Gefährdung wird regelmäßig als Rote Liste der einheimischen Nutztierrassen in Deutschland veröffentlicht und orientiert sich an der Anzahl der Zuchttiere und Züchter. In dieser Liste werden Tiere geführt, die in Deutschland bereits vor 1945 gezüchtet wurden. Sie enthält z. B. auch „stark gefährdete Rassen“ wie Englische Widder (nach deutschem Standard, 2018) und Meißner Widder sowie das Hermelinkaninchen, welches z. Z. als nicht gefährdet gilt, aber unter Beobachtung steht (TGRDEU, 2019). Im Rahmen der Erfassung wurden als Top 10 die in der folgenden Tabelle aufgeführten Tierzahlen gemeldet.

Tabelle 1: Tierzahlen (Rammler, Häsinnen und Jungtiere) der zehn häufigsten Nutztierrassen von Kaninchen, die im Jahr 2018 in der Roten Liste der TGRDEU erfasst wurden (unveröffentlichte Daten, Stand 19.06.2019)


Im September 2019 veröffentlichte die „Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz“ (TVT) ein Merkblatt für Kaninchen, die als Heimtiere gehalten werden. Gelten soll es für Tiere, die maximal 3 Kilogramm wiegen. Unter dem Punkt „Weitere Tierschutzaspekte“ wird u. a. folgendes formuliert: „Durch die Zucht auf möglichst niedliches Aussehen (Minizwerge: wiegen unter 1000 g, Tiere mit extrem rundem Kopf und kurzen Ohren) kommt es u.a. häufig zu Zahnfehlstellungen, welche ausschließlich tierärztlich versorgt werden müssen. Weitere tierschutzrelevante Zuchtformen sind unter anderem Widder-Kaninchen (hohe Neigung zu Ohrentzündungen), …“. 

Minizwerge“ sind in der Rassekaninchenzucht nicht vertreten (Rassestandards, Stand 2018). Widderkaninchen wurden in der Roten Liste der TGRDEU, 2019 mit insgesamt 119.064 Tieren erfasst, was ca. 17% aller Tiere verschiedener Rassen in dieser Liste entspricht (n=693.671). Das heißt, die TVT sieht Kaninchenrassen im Zusammenhang mit „Qualzucht“ als tierschutzrelevant an, die als gefährdete Nutztierrassen in der Roten Liste des BLE geführt werden.  

Die „Qualzucht“ wird im Tierschutzgesetz, §11b mit den folgenden Formulierungen beschrieben:

„(1) Es ist verboten, Wirbeltiere zu züchten oder durch biotechnische Maßnahmen zu verändern, soweit im Falle der Züchtung züchterische Erkenntnisse oder im Falle der Veränderung Erkenntnisse, die Veränderungen durch biotechnische Maßnahmen betreffen, erwarten lassen, dass als Folge der Zucht oder Veränderung
1. bei der Nachzucht, den biotechnisch veränderten Tieren selbst oder deren Nachkommen erblich bedingt Körperteile oder Organe für den artgemäßen Gebrauch fehlen oder untauglich oder umgestaltet sind und hierdurch Schmerzen, Leiden oder Schäden auftreten oder
2. bei den Nachkommen
a) mit Leiden verbundene erblich bedingte Verhaltensstörungen auftreten,
b) jeder artgemäße Kontakt mit Artgenossen bei ihnen selbst oder einem Artgenossen zu Schmerzen oder vermeidbaren Leiden oder Schäden führt oder
c) die Haltung nur unter Schmerzen oder vermeidbaren Leiden möglich ist oder zu Schäden führt.“

In diesem Beitrag soll auf die aktuelle Empfehlung der TVT, 2019, insbesondere die „Tierschutzaspekte, eingegangen werden. Es werden keine klinischen Aspekte von Zahn- und Ohrerkrankungen betrachtet, sondern deren jeweilige, behaupteten Zusammenhänge mit „Zuchtformen“ von Kaninchen. Beschränkt wird sich dabei auf die „Zwergformen“ und „Widderkaninchen“, weil hier eigene Erfahrungen vorliegen.

Allgemeines
In dem erwähnten Sachverständigengutachten wird in Bezug auf genetische Defekte als mögliches Zuchtergebnis häufig das Standardwerk von Rudolph & Kalinowski, „Das Hauskaninchen“ als Quelle angeführt. Aus der 2. Auflage, 1984 seien hier beispielhaft einige aufgeführt: 

  • "Zwergwuchs „Klinische Symptome: Nanasomie (proportionaler Zwergwuchs) der normalen Körpergröße, letal bei Homozygotie. Bei Heterozygotie: geringe Verkleinerung der Körper- und Ohrengröße, keine Einflüsse auf Vitalität. Bei Hermelinkaninchen aufgetreten. Genetik: Semidominante letale Mutatation, (DW/Dw) oder (nan/nan).“
  • Brachygnathia  superior „(Mandibuläre Prognathie) Klinische Symptome: Verkürzung des Oberkiefers, Anomalie der Schneidezähne; gestörte Proportionen zwischen Ober- und Unterkiefer; Überstand der unteren über die oberen Schneidezähne (anomale Okklusion), Abnutzung der nachwachsenden Schneidezähne unzureichend oder unmöglich; zunehmend erschwerte Futteraufnahme, Verhungern der Tiere. Ausprägung des Defekts bereits mit 6 Wochen möglich, aber auch in späterem Alter. Beobachtet bei Weißen Neuseeländern, Dänischer Landrasse, Japaner-Kaninchen u. a. Genetik: Autosomal-rezessive Vererbung mit unvollständiger Penetranz und Expressivität (mp/mp) oder polygener Erbgang.“
  • Tremor Klinische Symptome: Schüttellähmung, erste Merkmale bis zum 14. Lebenstag. Verläuft in 3 Phasen:
    • alle Stufen bis zu grober Zitterbewegung des Körpers; durch akustische Reize verstärkte Schüttelbewegung
    • zusätzlich schlaffe Lähmung an Hinterextremitäten, im 2. Lebensmonat beginnend; verminderte Nahrungsaufnahme, körperlicher Verfall
    • völlige Paralyse; Tod durch Entkräftung. Rammler steril (verminderte Spermiogenese), Häsinnen fruchtbar. Beim Widderkaninchen aufgetreten. Genetik: Autosomal-rezessiver Erbgang (tr/tr).

Zusätzlich wurde zu genetischen Defekten von Kaninchen folgendes angemerkt: „In der auf Fleischproduktion gerichteten Kaninchenzucht sind genetisch bedingte Defekte dagegen meist unerwünscht. Wertvolle Vatertiere sollten möglichst keine Anlagenträger für Defekte sein, die die Vitalität beeinflussen. Eine von allen genetisch bedingten Defekten freie Population ist jedoch eine Illusion, da die im Regelfall immer vorhandenen Anlagen im homozygoten Zustand - der bei ungünstiger Paarungskonstellation eintritt - Merkmalsträger entstehen lassen.“ (Rudolph & Kalinowski, 1984)

Den, bei Widderkaninchen, aufgetreten Fall von „Tremor“ bzw. „Schüttellähmung“ wie auch die Suche nach dem Verursacher beschrieb Hans Nachtsheim 1949 in der zweiten Auflage des Buches „Vom Wildtier zum Haustier“. Die Schwierigkeit bei der damaligen Suche nach dem „schuldigen“ Tier lag darin, dass es sich dabei um ein rezessives (verdecktes) Erbmerkmal handelt. Wenn das Partnertier des Trägers gesund ist, erkrankt kein Tier der nächsten Generation daran, aber die Hälfte der Nachkommen trägt dieses Merkmal in ihrem Erbgut. Als Ausgangspunkt der Krankheit wurde seinerzeit schließlich der Rammler eines Züchters in Brandenburg identifiziert.

Während z. B. in der Forschung mit Kaninchen als Versuchstieren bewusst Linien mit Gendefekten gezüchtet wurden, um das Entstehen und die Übertragung von Krankheiten zu untersuchen, wurde und wird in der organisierten Rassekaninchenzucht alles dafür getan, Gendefekte aus der Zucht auszuschließen. Zu diesem Zweck werden Abstammungen in „Herdbüchern“ dokumentiert. Kein Rassekaninchenzüchter hat ein Interesse daran, seine Plätze mit kranken Tieren zu belegen oder solche weiterzugeben.

Das Problem bei dem Versuch, Qualzuchten zu unterbinden, liegt in der Definition der „Sachverständigenkommission“ (siehe Einleitung). Demgemäß ist jeder, der eine Verpaarung von Kaninchen plant (und durchführt) ein Züchter. Die Elterntiere sowie deren Nachwuchs bzw. das Zuchtresultat sind demzufolge „Zuchttiere“. Gemäß der Definition ist die Herkunft und Abstammung der Tiere unerheblich – sie können aus Tierschutz- und Hobbyhaltungen wie auch aus Zoomärkten stammen. Es wird also kein Unterschied gemacht zwischen einer „geplanten“ Vermehrung oder einer gezielten Zucht, wie sie im Rahmen der vom ZDRK ausgewiesenen Zuchtziele mit einer Dokumentation der Abstammung von Tieren stattfindet.

Eine (sehr) kurze Geschichte der Haustierwerdung und Zucht
Mit der Entnahme des Wildkaninchens aus der Natur ergaben sich Veränderungen des Phänotyps, welche schlicht unter anderem darauf beruhten, dass es keinem Feinddruck mehr ausgesetzt war. Weniger Bewegung und die nötige Aufmerksamkeit sowie alternative Ernährungsweisen führten zu einer Reihe messbarer Unterschiede im Vergleich zum Wildkaninchen. Arbeiten darüber existieren z. B. von Müller, 2019 und Fischer, 1973. Von Herre & Röhrs, 1990 wurden diese, neben anderen Hautieren, zusammengefasst.

Tabelle 2: Veränderungen verschiedener Organe von Hauskaninchen im Vergleich zu Wildkaninchen, aus Herre und Röhrs, 1990


Veränderungen der Schädelanatomie und somit weiterer Faktoren wurden von verschiedenen Autoren allein schon dadurch als gegeben formuliert, dass Hauskaninchen im Gegensatz zu ihren wilden Verwandten keinem Feinddruck mehr ausgesetzt sind und das z. B. durch die Verringerung der Masse des Gehirns, welches die Sinnesreize der feindlichen Umgebung zu verarbeiten hat, auch eine Veränderung der Schädelanatomie gegeben ist.  

Anatomische Beschreibung mit Zeichnungen der Unterschiede des Schädels wie auch der Gehörgänge zwischen Wildkaninchen und „grossen hängeohrigen Kaninchen“ finden sich z. B. in einem Werk von Charles Darwin, welches 1868 in Deutschland unter dem Titel „Das Variieren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication“ erschien. 

Bild 1: Darstellungen eines "großen hängeohrigen Kaninchens" aus Darwin, 1868

Das heißt, die Zucht dieser Tiere muss schon früherer begonnen haben. Nach dem Deutsch-Französischem Krieg 1870-1871 gelangten Widderkaninchen aus Frankreich mit heimkehrenden Soldaten nach Deutschland und wurden hier weitergezüchtet. 1968 wurde das Widderkaninchen in der BRD als Standard anerkannt und 1980 in der DDR. Karl Friedrich Dorn, 1975 sah die „Schlappohren“ der Widderkaninchen als Ergebnis der Domestikation, ähnlich wie bei verschiedenen Hunden, Schafen, Ziegen und Schweinen und als ein Ergebnis der Auslese durch den Züchter, welches nicht auf Mutation beruht. Beeinflussen lässt sich die Ohrlänge z. B. durch die Temperatur. In historischen Büchern sucht man vergeblich nach Hinweisen darauf, dass „hängeohrige“ und „kurz- bzw. rundköpfige“ Kaninchen besonders anfällig für Krankheiten wären. Zahnfehler spielten in allen Quellen so gut wie keine Rolle und parasitäre Erkrankungen wir z. B. die „Ohrräude“ wurden allgemein für alle Rassen abgehandelt, so beispielsweise von Mahlich, 1903; Schneider, 1911; Felden, 1921 und Joppich, 1946.

Neben der eigenständigen Art des nordamerikanischen Zwergkaninchens (Brachylagus idahoensis), existiert eine Zwergform des Europäischen Wildkaninchens auf der Insel Porto Santo. Diese Tiere wiegen nur etwa 700 g und stammen von einer Häsin mit ihrem Nachwuchs ab, die um 1418/19 auf der Insel ausgesetzt wurden (Darwin, 1868). Das Hermelinkaninchen als Beispiel für eine kleinwüchsige Zuchtrasse wurde erstmals 1884 auf einer Ausstellung in England gezeigt. Bis nach 1920 wurden Hermelinkaninchen aus England nach Deutschland importiert. Die reine deutsche Zucht des Blauaugenhermelins wurde 1919 erstmals in Leipzig ausgestellt. Der Rassestandard für das Hermelinkaninchen gibt ein Gewicht von 1,0-1,5 kg vor (Rassestandard 2018). Im Vergleich dazu beträgt das durchschnittliche Gewicht von Wildkaninchen in Deutschland 1,55 kg. Spanische Wildkaninchen der Unterart Oryctolagus Cuniculus algirus sind dagegen deutlich kleiner als ihre deutschen Artgenossen. Ferreira et al, 2016 ermittelten für zwei verschiedene Regionen Durchschnittsgewichte von 1043 g (Oryctolagus cuniculus algirus) bzw. 1234 g (Oryctolagus cuniculus cuniculus).

Bild 2: Blau: Normalverteilung für die Gewichte von Europäischen Wildkaninchen in Deutschland, nach Daten aus Kaetzke et al., 2003; Orange: Gewichtsverteilung von Oryctolagus cuniculus algirus (O. c. algirus) in Spanien, Ferreira et al, 2016; Grün: Gewicht von Hermelinkaninchen gemäß ZDRK-Standard, 2018, Abweichungen ergeben den Ausschluss von der Bewertung; Grün gestrichelte Linie: Idealgewicht von Hermelinkaninchen, Abweichung davon innerhalb des grünen Bereich ergeben Punktabzug in der Bewertung

 
Neben dem Porto-Santo-Kaninchen gibt es auch spanische Wildkaninchen, die einer natürlichen Zwergform entsprechen und ein Gewicht von 1000 g unterschreiten, welches die TVT für Hauskaninchen als Merkmal einer Qualzucht ansieht.

Prof. Dr. Rudolph, dessen eingangs erwähntes Werk von der „Sachverständigenkommission“ 2005 zitiert wurde, ging 1997 in einem Artikel noch einmal etwas ausführlicher auf die Zucht von Zwergkaninchen ein. Dieser wurde, trotz der fachlichen Tiefe, in dem Gutachten nicht erwähnt. Aus der Zusammenfassung zitiert: „Faßt man die Darlegungen zusammen, so ist nachdrücklich festzustellen, daß die Zucht von Zwergkaninchen dem Tierschutz nicht zuwiderläuft. Sie ist auch nicht als Qualzucht einzustufen. […] Es ist zwischen Verzwergung (Ergebnis der Selektion) und den Zwergen (Einfluß eines Gens für Zwergwuchs) zu unterscheiden, und oft genug kommen beide Einflüsse in einem Tier zusammen, Die Wirkung von Letalfaktoren läßt sich durch sinnvolle Anpaarung der Genotypen ausschließen. Eine Kopplung zwischen dem Dw-Gen mit Genen, die Defekte hervorrufen (z. B. Zahn- oder Kieferanomalien}, ist nach heutigem Erkenntnisstand nicht gegeben. Genetische Defekte häufen sich besonders bei Inzucht. Es empfiehlt sich deshalb eine Zusammenarbeit mehrerer Züchter, um Linien aufzubauen und die Vorteile eines größeren, gemeinsam zu lenkenden Zuchttierbestandes, bei dem die Tiere im persönlichen Besitz bleiben, für ausreichende Fruchtbarkeit und Verbesserung der Gesundheit (Hybrideffekt durch Linienkreuzung) zu nutzen. Und künftig mögen die Kaninchenzüchtern bei Sendungen oder Beiträgen der Medien folgenschwere „Verwechslungen“ von wissenschaftlichen Tatbeständen, die sich dann daraus herleitenden irrigen Schlußfolgerungen sowie das verschwommene fachliche Gefasel mancher Kritikaster erspart bleiben.“.

Bemerkenswert ist die Tatsache, dass bei der Erstellung des Gutachtens der BMEL-Sachverständigengruppe in Hinblick auf genetische Defekte zwar auf das Wissen eines ausgewiesenen Experten zurückgegriffen, dessen Einwände in Bezug auf Zwergkaninchen im Zusammenhang mit „Qualzucht“ jedoch ignoriert wurden.

Bild 3: Zuchtformen des Kaninchens im Vergleich zu Wildkaninchen (Jung- und Alttier)

 
Literaturbetrachtungen
Um das „Leiden“ von Kaninchen auf Grund von Erkrankungen beurteilen zu können, benötigt man erst einmal die Kenntnis darüber, von welchen Krankheiten Kaninchen überhaupt betroffen sein können und welche davon wichtige Rollen spielen. Eine Zusammenfassung verschiedener Untersuchungsergebnisse lieferte Langenecker et al, 2009. In der folgenden Tabelle sind Vorstellungsgründe und Diagnosen nach ihrer Häufigkeit aufgeführt, wie sie in verschiedenen Untersuchungen festgestellt wurden. Ergänzt wurde sie mit Ergebnissen einer Arbeit von Mullan und Main, 2006.

Tabelle 3: Die häufigsten Vorstellungsgründe und Diagnosen für Kaninchen in der tierärztlichen Praxis, nach Langenecker et al., 2009; zusätzliche Daten aus Mullan & Main, 2006 

 
Zur relativ hohen Zahl an Zahnerkrankungen in der eigenen Studie von Langenecker, 2009 wurde festgestellt, dass dies ein Hinweis darauf sein könnte „dass in neuerer Zeit die Zucht von Zwergformen, die bekanntlich mit Zahnfehlstellung einhergeht, das Auftreten von Zahnerkrankungen gefördert hat. Dem steht jedoch die Beobachtung entgegen, dass das mediane Alter unserer Kaninchenpatienten über 3 Jahren lag, was nicht für eine angeborene, sondern für eine erworbene Zahnerkrankung spricht.“. Es ist nicht bekannt, dass es in „neuerer Zeit“ in der Rassekaninchenzucht Bestrebungen gegeben hätte, Zwergformen zu züchten, deren Ergebnis Zahnfehlstellungen liefern. Es ist auch bis heute nicht erwiesen, dass Zwergformen von Kaninchen zwangsläufig mit Zahnfehlstellungen einhergehen. Allerdings muss hier zwischen der Vermehrung von Tieren und einer Rassekaninchenzucht unterschieden werden.

Bei einer Zitierung in dem Artikel von Langenecker handelt es sich um eine Dissertation von Rheker, 2001, in der Vorstellungsgründe für Kaninchen an der TIHO Hannover über einen Zeitraum von 10 Jahren erfasst wurden (1990-1999). In dem folgenden Diagramm wurden aus der Dissertation von Rheker, 2001 die Vorstellungsgründe Zahnhaken, Abszesse, Sonstige Zahnerkrankungen, Zahnanomalie sowie Zahnstein zusammengefasst und über der Gesamtanzahl der Patienten des jeweiligen Jahres dargestellt. In 1995 und 1998 gab es auffällig wenig Patienten mit dem Vorstellungsgrund „Zähne/Gebiss“, weshalb das Bestimmtheitsmaß auch nur R2=0,54 beträgt. Ohne die beiden Jahre würde es bei R2=0,86 liegen. Das heißt, dass die relativ hohe Zahl an Zahnerkrankungen im betrachteten Zeitraum schlicht durch die höhere Zahl an Patienten zu erklären ist.

Bild 4: Anzahl von Kaninchen mit dem Vorstellungsgrund „Zähne/Gebiss“ in der Klinik für kleine Heimtiere an der Tierärztlichen Hochschule Hannover über den Zeitraum von 1990-1999, nach Daten aus Rheker, 2001


Betrachtet man den prozentualen Anteil der Zahnerkrankungen in der Arbeit von Rheker, 2001 pro Jahr, zeigt sich, dass dieser im Untersuchungszeitraum sogar leicht abgenommen hat.

Bild 5: Prozentualer Anteil des Vorstellungsgrundes „Zähne/Gebiss“ am Gesamtanteil der Patienten eines jeweiligen Jahres an der Tierärztlichen Hochschule Hannover über den Zeitraum von 1990-1999, nach Daten aus Rheker, 2001

Andere Arbeiten, die sich mit Erkrankungen von Kaninchen in Zeiträumen beschäftigen, geben nur Gesamtzahlen an, so dass die Ableitung einer Entwicklung nicht möglich ist.

Interessant an den zitierten Arbeiten von Langenecker, 2009 und Rheker, 2001 ist der Fakt, dass jeweils alle Vorstellungsründe eines jeweiligen Jahres erfasst wurden. Das heißt, die Statistiken enthielten auch Tiere, die nicht unbedingt krank waren, sondern aus prophylaktischen Untersuchungsgründen oder Pflegegründen vorgestellt wurden (Impfungen, Kastrationen, Krallenpflege usw.).

Korn, 2016 vermutete aus Ergebnissen ihrer Arbeit, dass in der täglichen tierärztlichen Praxis möglicherweise der Eindruck entsteht, dass Zahn- und Kieferprobleme vorwiegend ein Problem von Zwergrassen seien, weil diese häufiger als Heimtiere gehalten werden als große Rassen. In ihrer eigenen Arbeit konnte eine Rassedisposition nicht ermittelt werden.

Die Daten von Mullan und Main, 2006 entstammen nicht einem vorselektierten Patientengut, sondern wurden direkt vor Ort in den jeweiligen Haltungen erhoben. Diese Vorgehensweise ist deshalb interessant, weil bei dieser Gelegenheit auch die jeweilige Haltungsform und Fütterung mit in die Untersuchung einbezogen werden können, da sie, neben der Rasse, die wichtigsten Faktoren für die Tiergesundheit darstellen.

Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in einer Reihe von Untersuchungen zu Krankheitsgründen Zahnerkrankungen als vorrangig ermittelt wurden, während Ohrerkrankungen allgemein und Otitis im speziellen so gut wie keine Rolle spielten.

Zähne
Ein wichtiges Argument in Bezug auf „Qualzuchten“ ist die behauptete Prädisposition von kurzen (stumpfnasigen) oder runden Köpfen von Zwergkaninchenrassen. Einen Beleg dafür konnte ich bisher nicht finden – die Zitierungen in Fachartikeln führten immer nur zu Artikeln mit der gleichen Behauptung, aber keinen Beleg dafür. Dagegen lassen sich aber mehrere Arbeiten finden, die diese Behauptung nicht bestätigen konnten.
 
In Bezug auf eine Prädisposition von kurz- und/oder rundköpfigen Kaninchenrassen stellte z. B. Glöckner, 2002 als ein Ergebnis im Rahmen ihrer Dissertation fest: „Die Vermutung, dass rundere Kopfformen, wie sie bei Zwerg- und Widderkaninchen rassetypisch sind, als Prädisposition für Zahn- und Kiefererkrankungen anzusehen sind […] kann damit vorliegend nicht bestätigt werden.“.

Als ein zweites Beispiel mag der Vergleich in der Thesis von Frances Harcourt-Brown 2006 dienen, in der das Auftreten von Zahnanomalien bei Zwergkaninchen (Zwergwidder und NHD) mit „normalen“ Kaninchen verglichen wurden. Als Ergebnis wurde festgestellt, dass es keine Unterschiede zwischen den verschiedenen Rassen gab.

Mullan & Main, 2006 wichen für eine Untersuchung zum Gesundheitszustand von Heimkaninchen von der bekannten Prozedur der Auswahl von Tieren aus einem Patientenstamm ab. Sie suchten 46 Halter verschiedener Kaninchenrassen auf, um sie anhand eines Fragebogens zu interviewen und bei der Gelegenheit insgesamt 102 Tiere zu untersuchen. Es waren 12 Rassen bzw. Mischlinge vertreten, am häufigsten Kleinwidder (37%), Widder-Hybride (17%) und Mini Lop (10%). Statistisch ausgewertet wurden u. a. Korrelationen zwischen Futter, Rasse sowie Alter und dem Auftreten von Zahnerkrankungen. Diese konnten nur für verschiedene Futtermittel und das Lebensalter festgestellt werden. Ohrerkrankungen (4%) spielten, bis auf Verletzungen, keine Rolle.
 
In einer Arbeit von Korn, 2016 wurden im obligatorischen Literaturteil der Arbeit auch Ergebnisse einer Untersuchung von Nachtsheim, 1936 zitiert. Demnach waren Hauskaninchen verschiedener Rassen mit 10,9% deutlich häufiger von Zahn- und Kieferanomalien betroffen als Wildkaninchen mit 1,1%. Unerwähnt in der Arbeit blieb die Tatsache, dass Hans Nachtsheim die 101 Anomalien bei den Rassekaninchen auch nach ihrer Ursache differenzierte. Demnach handelte es sich in fünf Fällen (5%) sicher, in zwei Fällen (2%) höchstwahrscheinlich und in einem Fall (1%) möglicherweise um erbliche Anomalien. Bei drei Tieren (3%) konnte ein genetischer Einfluss sicher ausgeschlossen werden (Nachtsheim, 1936). Die Untersuchungen von Korn, 2016 umfassten auch Deutsche Kleinwidder und Zwergwidder. Ein Befund lautete: „Fast alle Kaninchen, die in dieser Untersuchung von einem Aufbiss oder einer Brachygnathia superior betroffen waren, gehörten einer mittelgroßen bis großen Rasse an […]. So kann belegt werden, dass diese pathologischen Zustände nicht an Zwergrassen mit gedrungenen Schädelformen gebunden sind […].“.

Das „Schlappohr“
Seit einiger Zeit werden vermehrt Zuchtformen des Kaninchens mit hängenden Ohren mit „Qualzucht“ in Verbindung gebracht. Der Vorwurf: auf Grund der Ohrform wären Widderkaninchen prädisponiert für Ohrentzündungen (Otitis externa, Otitis media).

Kötsche & Gottschalk, 1990 beschrieben die Mittelohrentzündung (Otitis media) beim Kaninchen vor allem als Gefolge des ansteckenden Schnupfens oder einer Gehörgangsentzündung. Als eine weitere Form von Mittelohrerkrankungen wurden Parasiten wie Milben angegeben (Otitis parasitaria). Durch das Kratzen an den Ohren können bakterielle Sekundärinfektionen entstehen, die die Hirnhäute betreffen und somit zu schweren Gehirnentzündungen führen. Als Symptome sind „Schiefhalten des Kopfes, taumelnder Gang, Roll- und Wälzbewegungen, Krämpfe und andere zentralnervöse Störungen“ zu beobachten. Diese sind auch typisch für die Enzephalitozoonose, welche durch den ebenfalls parasitär lebenden Erreger „Encephalitozoon cuniculi“ hervorgerufen wird.

In der bereits erwähnten Arbeit von Rheker, 2001 mit Patientendaten über einen Zeitraum vom 1990-1999 spielten Ohrerkrankungen allgemein und „Otitis“ im Speziellen so gut wie keine Rolle. Aus den Rohdaten geht hervor, dass diese nur in den Jahren 1991 und 1993 mit jeweils 1 Tier (0,5%) und 1999 mit 3 Tieren (0,6%) erfasst wurden. In der Übersichtsarbeit von Langenecker et al., 2009 finden sich ebenfalls keine Ohrprobleme, wobei nur Diagnosen mit einer Häufigkeit von > 5% betrachtet wurden.

Reuschel, 2018 stellte in seiner Dissertation fest, dass in der Literatur Studien fehlen würden „die Unterschiede in der Prävalenz von Erkrankungen des Ohres bei Widder- und Stehohrkaninchen belegen.“. Die Dissertation hatte zum Ziel: „das Vorkommen von pathologischen Veränderungen am Ohr in Bezug auf Prävalenzunterschiede zwischen Stehohr- und Widderkaninchen zu untersuchen und die beiden Diagnostika Röntgen und Computertomografie zu vergleichen.“. Der einleitende Satz mit der Information über die Datenbasis für die bildgebende Diagnostik lautet wie folgt: „Die in der klinischen Bildgebung untersuchten Kaninchen stammten ausschließlich aus dem Patientenstamm der Klinik für Heimtiere, Reptilien, Zier- und Wildvögel der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover.“. Damit war das Ziel der Dissertation nicht mehr erreichbar. Oder es hätte anders formuliert werden müssen. In der Zusammenfassung heißt es: „Die vorliegende Arbeit konnte die in der Literatur beschriebene Prädisposition von Widderkaninchen für Ohrerkrankungen belegen.“. Diese Aussage ist falsch. Im Folgenden soll kurz beschrieben werden, wie es zu dieser Feststellung kommt.

Jede statistische Auswertung beginnt mit der Erhebung von Daten, die dafür nötig sind. In der Biostatistik bzw. Medizinischen Statistik handelt es sich dabei um Daten von Individuen. Dabei besteht die Möglichkeit einer Vollerhebung, die aber in der Praxis nicht realisierbar ist oder um die Erhebung einer Stichprobe, die repräsentativ für die Grundgesamtheit ist, wie sie in einer Vollerhebung gewonnen werden könnte. Repräsentativ, also stellvertretend für die Grundgesamtheit, ist eine Stichprobe dann, wenn die charakteristischen Eigenschaften der Stichprobe mit denen der Grundgesamtheit übereinstimmen. Die Größe der Stichprobe, also die Anzahl der Individuen, die stellvertretend für die Grundgesamtheit stehen soll, muss vorher errechnet werden. Es ist möglich, die Menge der Individuen einzugrenzen und diese als Grundgesamtheit anzusehen, dann gelten aber die dadurch gewonnenen Ergebnisse nur eingeschränkt auf die Menge der untersuchten Individuen und lassen sich nicht verallgemeinern (Weiß, 2007).  

Bild 6: Grundgesamtheit und Stichprobe am Beispiel der bildgebenden Untersuchung (CT) in der Dissertation von Reuschel, 2018


In der Arbeit von Reuschel, 2018 in Bezug auf die CT gab es keine repräsentative Stichprobe aus einer Grundgesamtheit (Population). Die Daten beruhten auf einer Auswahl kranker Tiere (Ohren, Zähne, Atemtrakt, Traumata) über einen Zeitraum von knapp sieben Jahren und von diesen wiederum in einer Auswahl von Tieren, von denen eine CT-Aufnahme erstellt wurde (n=109). Nur auf diese kann sich auch eine induktive Statistik beziehen. Ein Rückschluss bzw. eine Verallgemeinerung aus den Daten auf eine Grundgesamtheit von Widderkaninchen ist unzulässig.

Im Gegensatz dazu wäre bei einer repräsentativen Stichprobe ein Rückschluss auf die Grundgesamtheit möglich. Die Begründung für die Feststellung, dass die Kernaussage falsch ist, liegt also schlicht in der Tatsache, dass die Methodik der Arbeit eine verallgemeinernde Aussage nicht zulässt. In der Dissertation gibt es noch weitere, klärungsbedürftige Punkte, die aber auf Grund des grundsätzlichen Problems nur noch eine untergeordnete Rolle spielen. Abschließend sei noch auf die Aussage eingegangen: „Die vorliegende Arbeit konnte die in der Literatur beschriebene Prädisposition von Widderkaninchen für Ohrerkrankungen belegen.“. Im Literaturteil wurde noch festgestellt, dass es keine Studien zu Prävalenzunterschieden bei Stehohr- und Widderkaninchen gäbe. Ob nun Prävalenz, Prädisposition, in der Literatur behauptet oder nicht: Die Dissertation von Reuschel, 2018 hat für eine kleine Auswahl von Kaninchen Unterschiede festgestellt, die sich nicht verallgemeinern lassen. Auf die mikrobiologischen Untersuchungen wird hier nicht näher eingegangen, weil den Tupferproben von den ursprünglich ausgewählten 30 Tieren ohne nähere Begründung weitere 24 von Tieren mit einer nachgewiesenen Otitisproblematik hinzugefügt wurden.  

Am 26./27.10.2019 fand in Untermaxfeld die 34.Widderclubvergleichsschau statt, in der unter anderem 2.223 Widderkaninchen unterschiedlicher Rassen und Farbenschläge ausgestellt und bewertet wurden. Die Bewertung der Tiere erfolgte durch Preisrichter, die auch veterinärmedizinisch ausgebildet werden, um z. B. Zahn- und/oder Ohrerkrankungen erkennen zu können. Für strittige Fälle stand zusätzlich ein Tierarzt zur Verfügung. Mit 2.223 Tieren (1,9%) vertraten diese eine Gesamtzahl von 118.769 der Rassetiere, wie sie im Jahr 2018 an die TGRDEU gemeldet wurden. Für eine repräsentative Stichprobe wären mindestens 383 Tieren für eine statistische Auswertung nötig (Konfidenzniveau 95%, Fehlerspanne 5%). Die Stichprobe war also deutlich größer.

Tabelle 4: Anzahl ausgestellter Widderrassen 2019 im Vergleich zur Anzahl, wie sie für diese Rassen 2018 an die TGRDEU gemeldet wurden

Von allen ausgestellten Tieren wurden aus verschiedenen Gründen 58 Tiere nicht bewertet bzw. von der Beurteilung ausgeschlossen. In einem Fall handelte es sich um eine Zahnmissbildung, in einem weiteren um einen Aufbiss. Bei einem Tier war der Grund Nasenausfluss und ein Tier wurde mit einer feuchten Nase ausgeschlossen. Das heißt, zwei Tiere (0,09%) hatten ein Zahnproblem und zwei Tiere Anzeichen von Schnupfen, wobei eine feuchte Nase auch als Stresssymptom gewertet werden könnte. Bei keinem Tier (0%) wurden Anzeichen für eine Ohrerkrankung festgestellt. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass in einer Stichprobe verschiedener Widderkaninchenrassen (n=2.223; 1,9% aller Tiere, die im Rahmen des TGRDEU-Programms 2018 erfasst wurden) im Jahr 2019 kein Fall einer Ohrerkrankung und zwei Fälle (0,09%) von Zahnerkrankungen festgestellt wurden. Dass widerspricht Behauptungen über die Prädisposition von Widderkaninchen für Ohrerkrankungen in verschiedenen Veröffentlichungen, die anhand einer Basis von vorausgewählten, kranken Tieren getroffen wurden. Man könnte einschränkend anmerken, dass es sich bei Ausstellungstieren auch um eine Vorauswahl handelt, allerdings lässt sich aus allen vorliegenden Daten schlussfolgern, dass auch Tiere mit Erkrankungen vorgestellt, aber dann eben aus Bewertungen ausgeschlossen wurden (n=58; 2,6%).

Ergänzende Betrachtungen
Statistische Auswertungen sind in vielen Bereichen, so auch der Medizin, unabdingbare Werkzeuge, um z. B. Ursachen für verschiedene Erkrankungen auf die Spur zu kommen. Sind Statistiken fehlerhaft, können demzufolge auch Schlussfolgerungen für Krankheitsursachen falsch sein. Daraus folgt, dass Behandlungen oder prophylaktische Maßnahmen falsch eingesetzt werden, was letztlich zu Lasten der Tiere geht. Kritik an wissenschaftlichen Arbeiten mögen zu einer verletzten Ehre führen, kann aber hilfreich sein um Fehler zu vermeiden.

Dazu ein Beispiel für den Menschen vom Deutschen Berufsverband der Hals-Nasen-Ohrenärzte e. V., 2020: „Statistisch gesehen erkrankt jedes zweite europäische Kind im 1. Lebensjahr mindestens einmal, bis zu seinem 7. Lebensjahr hat hochgerechnet sogar jedes Kind mindestens eine akute Mittelohrentzündung durchgemacht. Danach wird die Otitis media seltener, kann aber grundsätzlich in jedem Lebensalter auftreten.“. Eine genetische Disposition des Menschen für Ohrerkrankungen ist nicht auszuschließen, wahrscheinlicher sind wohl aber andere Faktoren, die eine Erkrankung begünstigen. Trotz seiner Ohrform ohne Knick und ausreichender Belüftung leidet also auch der Mensch nicht selten an Ohrentzündungen.

Es existieren mittlerweile sehr viele Arbeiten, die sich mit Erkrankungen von Hauskaninchen beschäftigen. Je nach Gegenstand bzw. Ziel werden anhand von Statistiken Merkmale ausgewertet und entsprechend interpretiert. Das können sogenannte „Case studies“ sein (Fallbeschreibungen für einzelne Tiere), Auswertungen zu Krankheiten allgemein (z. B. Rheker, 2001; Langenecker, 2009), Studien zu speziellen Themen wie Zahnerkrankungen (z. B. Harcourt-Brown, 2006; Glöckner, 2002) oder Ohrerkrankungen (Reuschel, 2018).

Viele Arbeiten sind sehr interessant, aber nicht geeignet, allgemeine Aussagen für Hauskaninchen zu treffen. Das stellt keine Herabwertung dieser Arbeiten dar, sondern nur eine Beurteilung, ob sie für eine Argumentation geeignet sind, um z. B. die Zucht von Widderkaninchen als „tierschutzrelevant“ oder gar als „Qualzucht“ zu bezeichnen. Vor allem von Wissenschaftlern darf dies erwartet werden.
 
Seit einiger Zeit wird von Tierärzten die Computertomographie (CT) als unabdinglich bezeichnet, um Otitiden bei Widderkaninchen zu erkennen. Eigentlich sollte ein Tierarzt die Anzeichen von Otitis bei einem Widderkaninchen ohne bildgebende Verfahren wie CT diagnostizieren können. Sind Anzeichen für eine solche Erkrankung vorhanden, wird, neben dem Säubern der Gehörgänge, mit Antibiotika behandelt. Ein CT gewinnt somit erst dann an Bedeutung, wenn die Behandlung nicht anschlägt und ein operativer Eingriff in Erwägung gezogen werden muss. Der Nachweis von Zerumen im CT („Ohrenschmalz“ bzw. in der CT-Aufnahme eine Masse mit einer höheren Dichte als Luft) per se ist kein Nachweis für eine Ohrentzündung, weil die Menge auch vom Individuum abhängig ist. Bis zu einem gewissen Grad ist eine bestimmte Menge Zerumen gesundheitsfördernd, weil es die Haut anfeuchtet und auf Grund in ihm enthaltener Substanzen vor einen Bakterienbefall schützt. Es umhüllt abgestorbene Hautzellen, Haare sowie Schmutzpartikel und transportiert diese nach außen (Pschyrembel, 2002). Dies geschieht üblicherweise durch das „Putzen“ der Ohren, also dem Entlangstreichen der Ohren mit den Pfoten. Übermäßiges Kratzen vor allem am Ohrgrund kann auf ein Problem hindeuten.

Die Widerstandskraft des Organismus gegen parasitäre und bakterielle Erreger wird als „Immunsystem“ bezeichnet. Dabei handelt es sich um komplexes System von Abwehrmechanismen des Körpers gegen pathogene Erreger (siehe auch Rühle, 2019 Teil 1 und Teil 2). Von Ewringmann, 2010 wurde im Zusammenhang mit dem Kaninchenschnupfen (Rhinitis contagiosa cuniculi) „Stress“ als immunsupprimierender Faktor für den Ausbruch klinischer Symptome erwähnt.  Stressoren seien z. B. „Transporte, neue Partnertiere, unausgewogene Fütterung, feucht-kalte oder schwüle Witterungsverhältnisse. Erkrankungen werden besonders in den Wintermonaten beobachtet, während sich die Symptomatik in der wärmeren Jahreszeit meist deutlich bessert oder verschwindet.“. Erkrankungen des Atmungsapparates und insbesondere Schnupfen werden häufig als Auslöser einer Otitis beschrieben (Eckart et al., 2017).

Mit dem Erstarken des Tierschutzes und der zunehmenden Haltung von Kaninchen als Heimtier, verbunden mit alternativen Fütterungsmethoden, die den Bedarfen von Kaninchen an Nähr- und Wirkstoffen nicht mehr gerecht wurden, nahm auch die Krankheitsanfälligkeit dieser Tiere zu. Ein Paradebeispiel dafür ist die Enzephalitozoonose (EC), welche durch den parasitär lebenden Erreger „Encephalitozoon cuniculi“ hervorgerufen wird. Der Erreger ist seit 1922 bekannt und spielte in der Kaninchenzucht eine untergeordnete Rolle, bei Wildkaninchen in Deutschland wurde er noch nicht nachgewiesen. Der Immunstatus des Wirts scheint für den Ausbruch der Krankheit eine wesentliche Rolle zu spielen (Sieg, 2014). Obwohl mittlerweile, je nach Quelle, bis zu 90% der Heimkaninchen den Erreger in sich tragen, erkranken infizierte Tiere nicht automatisch an EC. Sowohl die zelluläre als auch die humorale Immunantwort sind an der Bekämpfung von E. cuniculi im Organismus beteiligt, wobei die zelluläre Immunreaktion eine zentrale Rolle zu spielen scheint (Sieg, 2014).

Die bereits erwähnte Arbeit von Mullan & Main, 2006 liefert einen Ansatz dafür, wie man eine sinnvolle Studie durchführen kann, um a) einen Vergleich auf Grundlage einer zufälligen Stichprobe durchzuführen (wenn auch die Stichprobengröße in dieser Arbeit zu klein war) und b) wie man Hintergrundwissen zur Entstehung einer Otitis erlangen kann. Das Durchschnittsalter der Kaninchen in der Dissertation von Reuschel, 2018 betrug 4,5 Jahre und es stellt sich die Frage, ob tatsächlich die Rasse ursächlich war oder ob eventuell Alter, Immunsystem und somit Haltung und Ernährung eine entscheidende Rolle für die Empfänglichkeit für Mittelohrentzündungen spielen. Mullan & Main unterschieden zudem Widderkaninchen in Rassezucht-, Heimtierzucht und Mischlingstiere – diese Differenzierung fehlt bei Reuschel, 2018 wohl auch auf Grund der retrospektiven Auswertung von CT-Aufnahmen. In der Arbeit von Mullan und Main überwog die Anzahl der gehaltenen Tiere mit „Schlappohren“ (64%).

Zusammenfassung
Bemühungen verschiedener Interessenvertreter zielen seit einiger Zeit darauf ab, bestimmte Zuchtformen des Kaninchens als "tierschutzrelevant" zu beurteilen bzw. als "Qualzucht" zu bezeichnen. In dem vorliegenden Beitrag wurde auf verschiedene Fakten eingegangen, die sich mit diesem Problem beschäftigen. Zusammenfassend lässt sich folgendes feststellen:

  1. die Definition "Züchten" der "Sachverständigengruppe Tierschutz und Heimtierzucht" im "Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft" (BMEL) ist zu vage, um zwischen Rassekaninchenzucht und Vermehrung zu unterscheiden
  2. die "Tierärztliche Vereinigung für Tierschutz" (TVT) sieht Zuchtformen von Rassekaninchen als "tierschutzrelevant" an, die seit über einem Jahrhundert gezüchtet werden und von der "Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung" im BMEL im Rahmen der Dokumentation tiergenetischer Ressourcen in Deutschland in einer Roten Liste geführt werden
  3. Zwergformen des Europäischen Wildkaninchens finden sich auch in der Natur
  4. "Zuchtfehler" wie Letalfaktoren werden in der Rassekaninchenzucht selektiert, weil sie dem Zuchtergebnis nicht förderlich sind
  5. Gelegentlich auftretende Gendefekte können nicht als Problem einer gesamten Population gewertet werden
  6. obwohl Themen wie Zwergformen des Kaninchens, runde Köpfe, verkürzte Nasen und hängende Ohren in vielen wissenschaftlichen Arbeiten untersucht wurden, konnte ein Nachweis der behaupteten Prädisposition solcher Tiere für bestimmte Erkrankungen nicht erbracht werden (Stand 03/2020)
  7. in Bezug auf Zahnerkrankungen wiesen Ergebnisse wissenschaftlicher Arbeiten nach, dass es keinen Zusammenhang von Zwergkaninchen oder solchen mit runden Köpfen mit Zahn- bzw. Gebisserkrankungen gibt
  8. häufig zitierte Quellen als vermeintliche Bestätigung für Behauptungen sind auf Grund der Methodik für eine Verallgemeinerung der Ergebnisse auf Populationen von Zuchtformen des Kaninchens ungeeignet
  9. der allergrößte Teil statistischer Auswertungen in wissenschaftlichen Arbeiten von Tierärzten zu speziellen Erkrankungen von Kaninchen basiert auf einer Vorauswahl von an bestimmten Krankheiten leidender Tiere als Stichprobe, die nicht repräsentativ für eine Grundgesamtheit sind
  10. wissenschaftliche Arbeiten, die eine Vorauswahl aller, in einer Klinik vorgestellten, Tiere auswerten, bestätigen nicht die Arbeiten, welche spezielle Erkrankungen auswerten
  11. die Auswertung einer großen Stichprobe von Rassezuchtkaninchen, in diesem Fall Widderkaninchen ergab keine Anzeichen für eine Prädisposition dieser Rasse für Gebiss-, Zahn- oder Ohrerkrankungen
  12. Bemühungen, Zuchtformen des Kaninchens als Ursache für Erkrankungen verantwortlich zu machen, können die Suche nach den tatsächlichen Ursachen behindern
  13. Erkrankungen, die ausgewachsene Kaninchen betreffen, sind in der Regel nicht der Zuchtform bzw. genetischen Ursachen zuzuordnen, sondern sollten als erworben angesehen werden
  14. die wichtigsten Ursachen nicht-viraler Erkrankungen stellen, neben der Herkunft des Tieres ("Erblast" aus unkontrollierten Vermehrungen), die Haltung und/oder Ernährung der Tiere dar
  15. von jedem Tierarzt sollten bei Erkrankungen der Tiere unvoreingenommen der mögliche Immunstatus des Tieres durch Fragen nach der Haltung und Ernährung der Tiere festgestellt werden
  16. medizinische Technik wie Röntgen und CT können die Ursachenfindung für Erkrankungen unterstützen, aber nicht ersetzen.

Bereits erschienene Beiträge in diesem Blog zum Thema "Qualzucht":

Qualzucht
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/08/qualzucht.html

Qualzucht 2 - Aufsätze und die Statistik
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/09/qualzucht-2-aufsatze-und-die-statistik.html

Qualzucht 3 - Bakterien, Pilze und Schlappohren
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/10/qualzucht-3-bakterien-pilze-und.html

Qualzucht 4 - Brachygnathia superior
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2020/10/qualzucht-4-brachygnathia-superior.html

Qualzucht 5 - Brachygnathia superior und Empirische Evidenz
https://kaninchenwuerdenwiesekaufen.blogspot.com/2021/01/qualzucht-5-brachygnathia-superior-und.html


Literaturverzeichnis
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