Sonntag, 25. Februar 2018

Die Kastration von Kaninchen. Teil 5: Kastrationsrisiko

"Das Risiko für eine Operation wie die Kastration ist bei Kaninchen sehr gering"
 
Flecknell, 1999 stellte fest, dass kleine Säugetiere sicher und effektiv betäubt werden könnten, aber eine signifikant höhere Inzidenz anästhesiebedingter Mortalität und Morbidität (3,5%) aufweisen als Hunde und Katzen (0,23%). Verantwortlich dafür ist, neben Übergewicht und Vorerkrankungen, vor allem die relativ geringe Größe dieser Tiere. Die Überwachung und Aufrechterhaltung der Körpertemperatur sind deshalb von besonderer Bedeutung, weil kleine Säugetiere über ein größeres Verhältnis der Körperoberfläche zum Körpergewicht als größere Arten wie Katze oder Hunde verfügen und deshalb schneller Körperwärme verlieren.

Es muss bei den Risiken der Kastration unterschieden werden zwischen Komplikationen, die während der OP auftreten und solchen, die erst nachträglich auftreten.

Ein interessanter Artikel hierzu wurde von Streicher & Hach, 2006 veröffentlicht. Über einen Zeitraum von 16 Monaten wurden 38 Patienten mit dem Verdacht einer uterinen Veränderung vorgestellt, 28 von diesen wurden ovariohysterektomiert (Eierstöcke und Gebärmutter entfernt). Dabei erschienen die abdominale Palpation und eine Röntgenaufnahme ausreichend für die Erhebung der Verdachtsdiagnose einer uterinen Erkrankung (was laut Tierschutzgesetz der "tierärztlichen Indikation" entspricht). Interessant ist der Artikel vor allem deshalb, weil er etwas genauere Angaben zum Zustandekommen der Ergebnisse liefert. Eine davon ist z. B. die folgende: "Im Mittel waren 16 von den weiterverfolgten 19 Kaninchen 12 Monate nach der Operation am Leben.". Anders ausgedrückt, waren 16% der Tiere 12 Monate nach der Operation tot.

Operiert wurden insgesamt 28 Tiere. Für 7 Tiere (25%) war eine Aussage über ihr weiteres Befinden nicht möglich, weil sich wohl die Halter einen anderen Tierarzt gesucht hatten, die Tiere gestorben waren oder was auch immer. Alles Spekulation. Damit alles rechtens bleibt, nehme ich jetzt also an, dass 21 Tiere operiert wurden und das sind die 100%. Von diesen starb eins (5%) innerhalb von 24 Stunden und ein weiteres (5%) starb in einem Zeitraum von 48 Stunden nach der OP. Das heißt, zwei Tage nach der OP waren zwei Tiere von 21 Tieren tot (10%). Zwei weitere Tiere (10%) mussten während der folgenden 8 Monate eingeschläfert werden. Und wissen Sie was, liebe Leser, warum? Wegen Myiasis, eine der typischsten Folgerkrankungen nach der Kastration. Dabei handelt es sich um den Befall des Organismus mit Fliegenmaden, der aus der fehlenden Fähigkeit resultiert, sich zu putzen. Der Grund dafür ist wiederum in der Regel eine Gewichts- bzw. Umfangsvermehrung, der es den Tieren nicht mehr ermöglicht, die Afterregion zu putzen. Die beiden Tiere waren in der Untersuchung mit 3 und 4 Jahren relativ jung (Altersdurchschnitt aller Tiere 5,3 Jahre). Ein weiteres Tier (5%) verstarb schließlich innerhalb der nächsten 9 Monate in einem Alter von 4 Jahren wegen Magenaufgasung. Diese der Kastration zuzuschreiben, wäre sehr spekulativ, weshalb ich das nicht weiter betrachte. Das heißt, in dieser Untersuchung betrug die Mortalität auf Grund der Kastration 10%, weitere 10% starben vermutlich an langfristigen Folgen. Macht in Summe 20%. Wenn man großzügig ist und die 7 Tiere, deren Befinden nicht weiter verfolgt werden konnte als gesund annimmt, läge die Mortalitätsrate auf Grund der Kastration in dieser Untersuchung immer noch bei 7% und zusammen mit den vermuteten Folgeschäden bei insgesamt 14%. Übrigens: das Tier, welches neun Monate nach der Operation verstarb, war ohne Befund in Bezug auf die Gebärmutter. Es wurde also ein gesundes Tier operiert, welches 9 Monate später verstarb.

Tiere, die auf Grund eines operativen Eingriffs sterben, sind kein besonders beliebtes Thema für Tierärzte. Viele Praxen verdienen ihr Geld hauptsächlich mit Impfungen und Kastrationen und hohe Sterberaten durch Operationen sind ja nicht unbedingt eine gute Werbung. Das ist Fakt und kein "Tierarztbashing". Aber ebenso, wie Tierärzte die Risiken einer Kastration "kleinreden", muss auch der Aspekt möglicher Risiken benannt und darauf verwiesen werden, dass diese keineswegs "vernachlässigbar" sind. Das Durchschnittsalter in dem Artikel von Streicher und Hach lag bei 5,3 Jahren, die verstorbenen Tiere waren jünger. Das Alter ist oft ein Argument der Tierärzte, unabhängig vom rechtlichen Standpunkt, für eine Frühkastration oder einer solchen in einem frühen Alter zu "werben". Begründet wird es mit dem Operationsrisiko begründet, welches mit dem Alter zunähme. Das Durchschnittsalter der 16 Kaninchen (57%), denen auch langfristig nach der Kastration laut Streicher und Hach ein "gutes Allgemeinbefinden" attestiert wurde, betrug 5,8 Jahre. Neun der sechzehn Tiere waren 5 Jahre alt oder älter, zwei Tiere waren 7 und jeweils ein Tier 8, 9, 10 und eines sogar 12 Jahre alt! Das heißt schlicht, in dieser Untersuchung überlebten eher die älteren Tiere, als die jüngeren.

Zusammengefasst bedeuten die Angaben von Flecknell, 1999 sowie Streicher & Hach, 2006, dass das Risiko für Kaninchen, durch die Narkose bei einer Operation zu sterben, zwischen 3,5-7% liegt. Zum Vergleich: die Häufigkeit von Uterustumoren liegt nach Greene, 1941 bei 1%. Die immer wieder zitierten, höheren Raten kamen erst durch Erkrankungen (Toxikämie) und veränderte Umgebungsbedingungen zustande. Die 1% sind auch deshalb realistischer, weil viele abweichende Zahlen aus Untersuchungen stammen, in denen nur Kaninchen mit einem Verdacht einer Erkrankung als Basis betrachten wurden, also vorsortierte Tiere die Grundgesamtheit (Population) bildeten.

Ich möchte noch einen Absatz aus dem Artikel von Streicher % Hach, 2006 zitieren: "Als Prävention einer uterinen Erkrankung sollte allen Kaninchenhaltern die Ovariohysterektomie [Entfernung der Gebärmutter und Eierstöcke, Anm. A. R.] empfohlen werden. Da viele Kaninchenhalter einer Kastration ihrer Tiere kritisch gegenüberstehen, kann hier eventuell die Aufklärung ein Umdenken bewirken. Bei Ablehnung einer präventiven Kastration sollte der Tierhalter auf eine jährliche Kontrolluntersuchung hingewiesen werden. Nach eigenen Erfahrungen kann eine Veränderung des Uterus ohne großen Aufwand diagnostiziert werden. Diese kann bei ausreichender Größe röntgenologisch dargestellt werden, dem Tierbesitzer wird dadurch die Entscheidung für einen operativen Eingriff erleichtert. Die Diagnostik und Therapie des Uteruskarzinoms und anderer Uteruserkrankungen beim Kaninchen sollten zur täglichen Routine des Tierarztes in der Kleintierpraxis gehören."

Wer meine letzten Beiträge zum Thema Kastration verfolgt hat, weiß bereits, dass die "präventive" Kastration ohne tierärztliche Indikation selbstverständlich verboten ist (Erlaubnisvorbehalt = Amputationen sind per se verboten, es sei denn, ausdrücklich genannte Gründe erlauben den Eingriff). Die Empfehlung erscheint umso erstaunlicher, weil dann erklärt wird, dass Uterusveränderungen "ohne großen Aufwand" diagnostiziert werden können. Warum soll ich dann, bitteschön, das Kaninchen der Gefahr einer Operation aussetzen (Mortalität 3,5-7%)? Warum den Gefahren späterer Erkrankungen, die durch die Amputation nachweislich entstehen können?

Soweit erst einmal zu den Operationsrisiken.

Ich hatte in einigen Beiträgen schon darauf verwiesen, dass das Zitieren von Quellen zur Untermauerung eigener Darstellungen oft etwas seltsam ist. Ich nehme mal beispielhaft den Artikel von Streicher & Hach, 2006, um das zu demonstrieren. Es passt auch deshalb ganz gut hierher, weil ich im 3. Teil dieser Beitragsserie bereits auf die Ergebnisse von Harry S. N. Greene eingegangen bin. In ihrem Beitrag gehen die Autoren auf die Epidemiologie des "Uterus-Adenokarzinom" ein. Natürlich dürfen auch die Ergebnisse von Greene nicht fehlen, der folgendermaßen zitiert werden:

"Greene und Saxton berichten schon 1938 über 83 Uterustumore beim Kaninchen, wobei 72 % der betroffenen Tiere zwischen 5 und 6 Jahre alt waren."

Tatsächlich äußerten sich Greene und Saxton in dem genannten Beitrag aber wie folgt:

Bild 2: Auszug aus Greene & Saxton, 1938, Altersabhängigkeit von Uterustumoren


Nanu? Sie werden sich jetzt sicher fragen, wo die 72% geblieben sind. Stattdessen wird dort angegeben, dass im 5. Lebensjahr 25%, im sechsten 9% und im siebenten nur 1% von Gebärmuttertumoren gefunden wurden. Das ist natürlich zu wenig dramatisch. Zumal in diesem Artikel auch noch festgestellt wurde, dass in einigen Jahren gar keine Uterustumore in der Kolonie gefunden wurden!

Bild 3: Auszug aus Greene & Saxton, 1938, Häufigkeit von Uterustumoren von 1932-1938


Die ominösen 72% tauchen erst in einem Artikel von Greene aus dem Jahr 1941 auf. In diesem basierten die Ergebnisse jetzt auf Daten von September 1931 bis Februar 1940. Ab 1936 nahmen aber die Auswirkungen der vorangegangenen Toxikämieseuche in den Rassen und deren Kreuzungenn und somit auch die Erkrankungen an Uterustumoren dramatisch zu (siehe auch Diagramm 3 im dritten Teil der Artikelserie). Das alles hat natürlich nichts mit einer normalen, natürlichen Häufigkeit von Uterustumoren in Kaninchen zu tun, aber wen kümmert's?

In dem folgenden Auszug aus dem Artikel von Greene, 1941 habe ich die "72%" rot hervorgehoben. Blau markiert sind die 100%, die merkwürdigerweise nicht erwähnt werden.

Bild 3:Die Häufigkeit von Uterustumoren in Relation zum Alter; aus Greene, 1941


Wie man sieht, trifft die 72% nur für ausgewählte Kaninchen der gesamten Population zu. Jetzt stellt sich natürlich die Frage, warum die andere (blau markierte) Auswahl von 100% oder ein Mittelwert aus beiden (86%) nicht zitiert wird? Es wäre doch viel dramatischer und im Sinn  der Kastrationsbefürworter zu behaupten, dass 100% aller Kaninchen in einem Alter von 5-6 Jahren an Uterustumoren erkranken. Ich vermute mal, dass vielen Autoren die 100% dann doch etwas unheimlich waren und man lieber auf die etwas niedrigere Zahl zurückgriff. Oder sie haben die Quellen, die sie zitieren, nie gelesen und geben nur irgendwelche Extrakte aus anderen Quellen an. Echt peinlich.

Weiter geht es in dem Artikel von Streicher und Hach folgendermaßen: "Neuere Untersuchungen gehen sogar von einer Erkrankungshäufigkeit bis zu 80 % nach dem 3. Lebensjahr aus (Hillyer, 1994; Malley, 1995; Stein und Walshaw, 1996; Richardson, 1997; Williams, 1997; Harcourt-Brown, 1998)." Die Quellen sind überwiegend Fachbücher, die normalerweise keine neuen Untersuchungen anbieten, sondern nur auf solche verweisen. Ich beschränke mich mal auf die letzte, erwähnte "neue Untersuchung" von Frances Harcourt-Brown, einer englischen Tierärztin. Von ihr wurden keine Untersuchungen diesbezüglich durchgeführt. Wenn, wurden von ihr, wie von deutschen Tierärzten auch, Zahlen aus ihrer Praxis genannt. In ihrem Buch "Textbook of rabbit medicine" wird im Kapitel "14.6.6.1 Uterine adenocarcinoma" lediglich Greene aus dem Jahr 1941 mit den bekannten Ergebnissen zitiert.

Überhaupt existieren aktuell eigentlich nur Fallzahlen von Tierärzten. Mir ist keine einzige, neue Untersuchung bekannt, die sich auf eine normale, natürliche Population beziehen würde. In den heutigen Veröffentlichungen wird immer auf alte Quellen verwiesen und diese dann in Bezug zu den eigenen (ausgesuchten) Fallzahlen gesetzt. 

Witzig ist noch folgendes Zitat aus Streicher & Hach, 2006: "Das Karzinom des Endometriums kommt insgesamt bei unseren Haustieren eher selten vor, nur bei Kaninchen wird es häufiger beobachtet (Stilling und Beitzke, 1913; Greene und Saxton, 1938; Burrows, 1940; Greene, 1959; Ingalls et al., 1964; Baba und Von Ham, 1972; Elsinghorst et al., 1984)." In der erst genannte Quelle "Stilling und Beitzke, 1913" wurde nämlich das genaue Gegenteil festgestellt.
 
Einige Quellen werden, ähnlich wie von Streicher und Hach, 2006 von fast allen Autoren immer wieder aufgeführt. Was dort eigentlich drin steht und wie sinnvoll deren Zitatierung zum Thema "Inzidenz von Uterustumoren bei Kaninchen" eigentlich ist, soll Inhalt des nächsten Beitrages sein. Also bleiben Sie schön neugierig und interessiert.


Quellen:
  • Bertram, C. A.; Klopfleisch, R.; Müller, K. (2017): Ovarian lesions in 44 rabbits (Oryctolagus cuniculus). J. Vet. Med. Sci. 79(12): 1994–1997 
  • Flecknell, P. (1999): Rabbits, Rodents and Ferrets. In: Manual of Small Animal Anaesthesia and Analgesia. Seymour, C.; Gleed, R. (Ed.). Cheltenham UK : BSAVA. 295-304. ISBN 0 905214 48 X. S. 295-304
  • Fuchs-Baumgartner, A.; Heckermann, H.; Gruber, A.; Künzel, F. (2009): Ein Beitrag zur Art und Häufigkeit von Uterusveränderungen beim Kaninchen. Wiener Tierärztliche Monatsschrift 25.11. 272
  • Greene, H. S. N. (1941): Uterine Adenomata in the Rabbit: III. Susceptibility as a Function of Constitutional Factors. J Exp Med 73(2). 273-292
  • Harcourt-Brown, F. (2002): Textbook of rabbit medicine. Oxford: Butterworth-Heinemann. ISBN 0-7506-4002-2
  • Streicher, M.; Hach, V. (2006): Das Uterus-Adenokarzinom des Kaninchens. Kleintierpraxis 51(6). 3-8
  • Walter, B.; Poth, T.; Böhmer, E.; Braun, J.; Matis, U. (2010): Uterine disorders in 59 rabbits. Veterinary Record 166. 230-233 

Sonntag, 18. Februar 2018

Die Kastration von Kaninchen. Teil 4: Kastrationsfristen

"Kaninchen werden deshalb frühkastriert, weil man ihnen eine sechswöchige Kastrationsfrist ersparen möchte."
In unserer früheren Zucht und Haltung wurden kastrierte Rammler noch am Tag der Kastration wieder in die Gruppe auf die Wiese gesetzt. In keinem einzigen Fall gab es danach Nachwuchs trotz anwesender, empfängnisbereiter Weibchen. Dr. Dorn gab in seinem Klassiker "Rassekaninchenzucht" von 1973 eine Frist von 10 Tagen an, nach der ein Rammler wieder in eine Gruppe mit Weibchen integriert werden könnte. Diese Frist gelte für Rammler, die bereits erfolgreich gedeckt hatten, weil dann "Fortpflanzungshormone in der ersten Zeit noch im Organismus vorhanden sind. Eine Befruchtung ist dann nicht ausgeschlossen, wenn der Rammler mit Häsinnen zusammen gehalten worden war und bereits Ejakulationen gehabt hat.".

Wenn man durch das Internet surft, findet man immer wieder als Argument für die Kastration noch nicht geschlechtsreifer Rammler verschiedene Kastrationsfristen. Auch Tierärzte geben Kastrationsfristen an. Gemeint ist damit die Zeit, nach der ein frisch kastrierter Rammler wieder mit einem zeugungsfähigen Weibchen zusammengeführt werden kann. Im schlimmsten Fall müsste der gerade kastrierte Rammler allein gehalten werden, weil er theoretisch eine bestimmte Zeit lang noch zeugungsfähig sein kann, weil noch reife Spermien vorhanden sein könnten. Diese Kastrationsfrist wird heute mit 4-10 Wochen angegeben, je nach Quelle eben. Tierärzte geben in der Regel 4-6 Wochen an. Die müssten es ja eigentlich am besten wissen, meint man.

In der Regel wird die Vorsichtsmaßnahme auch damit begründet, dass Rammler bei dem "Versuch" einer Begattung beobachtet wurden. Also ich persönlich finde ja generell, dass Kaninchenrammler bedauernswerte Geschöpfe sind, weil ihnen ständig nachgesagt wird, sie würden aus sexuellen Gründen alles berammeln, was ihnen vor die Pfoten kommt. Ich frage mich dann immer, ob sich schon einmal jemand Gedanken darüber gemacht hat, warum sie über Leistendrüsen (Inguinaldrüsen, auch „Geschlechtsecken“ genannt) verfügen. Sowohl neue als auch eigene Gruppenmitglieder werden vor allem von älteren, dominanten Rammlern immer wieder „markiert“. Zu diesem Zweck werden sie in einer Form bestiegen, die auch „aufreiten“ genannt wird und in der Regel (in diesem Fall fälschlich) in einem sexuellen Zusammenhang gesehen wird. Tatsächlich aber werden die Tiere bei dieser Gelegenheit mit dem Sekret aus den Inguinaldrüsen versehen. Das sprichwörtliche „berammelt alles“ hat also nicht immer etwas mit einem Deckverhalten von Rammlern zu tun, sondern dient häufig der Markierung von Gruppenmitgliedern. Auch fremde Tiere werden auf diese Weise den Gruppenmitgliedern langsam vertraut gemacht, so dass sie von diesen akzeptiert werden (siehe z. B. auch Mykytowycz & Goodrich, 1974). Das Berammeln findet auch nicht immer in der typischen Position von hinten statt, sondern auch von vorn oder seitlich, so dass man meinen könnte, dass der Rammler nicht weiß, wo vorn und hinten ist. Aus der Beobachtung eines Verhaltens also auf eine Fähigkeit zu schließen, kann ein Irrtum sein. Aus Gesprächen weiß ich, dass viele bei den so genannten "Zusammenführungen" das "Berammeln" unterbinden, weil es "nicht schicklich" oder als Bedrängung des Neuankömmlings empfunden wird. Tatsächlich sollte man aber eigentlich froh über das Verhalten sein, weil es der erste Schritt zur Akzeptanz in der Gruppe sein kann.

Wie auch immer: angetrieben wird die "Fleischeslust" der hoppelnden Vegetarier vor allem durch das Hormon "Testosteron". Es wird im Hoden des Mannes und der Nebennierenrinde produziert. Im Körper der Nebenhoden (Caput epididymidis) reifen die Spermien und werden im Schwanz (Cauda epididymidis) gespeichert. Nach Niepel, 2007 sind Spermien im Nebenhoden 6-7 Tage lebensfähig. In der Wikipedia findet sich die Ausage (mit Quellen belegt), dass Spermien, die länger als zehn Tage reif sind und von den körpereigenen Abbaumechanismen (programmierter Zelltod) nicht beseitigt wurden, durch Ausfluss durch die Harnröhre in Ruhephasen wie z. B. während des Schlafes entsorgt werden (Wikipedia, 2018). "Lebensfähige" Spermien bedeutet aber nicht zwingend "befruchtungsfähig". Orgebin-Crist et al. (1976) stellten fest, dass die Befruchtungsfähigkeit von Spermien aus den Nebenhoden nach 1 Tag ohne Testosteron nicht mehr vorhanden war und nach 3-4 Tagen, wenn Testosteron noch mit im Spiel war.

Testosteron ist ein Hormon, welches (unter anderem) für die Spermatogenese unerlässlich ist, also für die Entwicklung "zeugungsfähiger" Spermien. Angeregt wird die Wirkung des Testosterons in den Keimdrüsen (Gonaden, Hoden) wiederum durch Hormone aus der Hypophyse, einer Drüse im Schädel. Orgebin-Crist et al. wiesen nach, dass 5α-Dihydrotesteron (DHT) offenbar wirksamer als Testosteron die Befruchtungsfähigkeit erhalten kann. DHT ist ein Abbauprodukt des Testosterons und zum Teil des Aufgaben übernimmt und seine Wirksamkeit in den Nebenhoden entfaltet.

Was passiert eigentlich genau bei der Kastration eines Rammlers? Kurz und knapp formuliert bedeutet eine Kastration das Enfernen der Keimdrüsen (Gonaden). Im Falle der Kaninchenrammler werden die Hoden und Nebenhoden entnommen (amputiert) und anschließend der Samenleiter ligiert (abgebunden). Das heißt, es werden nicht nur die Keimdrüsen entfernt, sondern mit ihnen auch der "Produktionsort" des Testosterons und somit die Fähigkeit, Spermien befructungsfähig zu erhalten.

Bild 1: Schematische Darstellung der Fortpflanzungsorgane des männlichen Kaninchens



Wer sich auf die Suche nach Informationen zu diesem Thema macht, sollte vor allem darauf achten, unter welchen Bedingungen die jeweiligen Ergebnisse gewonnen wurden. Letztlich zählt nämlich nicht, ob Spermien noch leben, sondern ob sie auch überhaupt noch in der Lage wären, Eier zu befruchten. Da kommt man schnell an Grenzen, weil nämlich die Motilität, also die Beweglichkeit der Spermien mit Hilfe des Schwanzes entscheidend ist. Und damit kommt man zum Testosteron. Von dessen Versorgung ist das kastrierte Kaninchen aber abgeschnitten, weil ja die Hoden abgeschnitten wurden.

Man muss in Bezug auf die Überlebensfähigkeit und Befruchtungsfähigkeit von Spermien also zwischen folgenden Fällen unterscheiden:
  1. die Überlebensfähigkeit von Spermien im intakten Organismus (ohne Kastration). Die beträgt etwa 10 Tage. 
  2. die Befruchtungsfähigkeit der Spermien im intakten Organismus, die von deren Motilität abhängt, die wiederum von Testosteron und 5α-Dihydrotesteron (DHT) abhängen. Die beträgt 3-4 Tage.
  3. Das Befruchtungsfähigkeit der Spermien im kastrierten Organismus, also wenn Hoden und Nebenhoden fehlen. Die beträgt max. 1 Tag.
Aus den genannten Fakten geht hervor, dass eine Kastrationsfrist, die über 7 Tage hinausgeht, keinen Sinn ergibt. Selbst diese ist schon mit einer großen Sicherheit versehen.
 
"Das Risiko für eine Operation wie die Kastration ist bei Kaninchen sehr gering"
  Damit geht es aus ´Zeitgründen im nächsten Beitrag weiter, also bleiben sie schön neugierig und interessiert!



Quellen:
  • Mykytowycz, R.; Goodrich, B. S. (1974): Skin glands as organs of communication in mammals. Journal of Investigative Dermatology. 62(3), S. 124-131. 
  • Niepel, G. (2007): Kastration beim Hund: Chancen und Risiken - eine Entscheidungshilfe. Stuttgart: Kosmos. ISBN 978-3-440-10121-6 
  • Nieschlag, E.; Behre, H. M.; Nieschlag, S. (2010): Andrology. Male Reproductive Health and Dysfunction. 3rd Edition. Springer. e-ISBN: 978-3-540-78355-8
  • Orgebin-Crist, M.-C.; Jahad, N.; Hoffman, L. H. (1976): The effects of testosterone, 5α-dihydrotestosterone, 3α-androstanediol, and 3β-androstanediol on the maturation of rabbit epididymal spermatozoa in organ culture. Cell and tissue research 167.4: 515-525 
  • Orgebin-Crist, M.-C.; Jahad, N. (1979): The maturation of rabbit epididymal spermatozoa in organ culture: stimulation by epididymal cytoplasmic extracts. Biology of reproduction 21.2. 511-515.
  • Wikipedia (2018): Sperma. Internetressource, Download am 13.02.2018 von https://de.wikipedia.org/wiki/Sperma

Sonntag, 11. Februar 2018

Die Kastration von Kaninchen. Teil 3: Die Studien von Greene

Fortsetzung des Artikels zur Kastration von Kaninchen, Teil 2. [am 12.2.2018 geändert]

Was die "House rabbit society" (HRS) u. a. als vermeintlich neue Erkenntnis darstellen wollte ist die Tatsache, dass das Risiko für Erkrankungen der Gebärmutter bei Kaninchen ab einem Alter von 2 Jahren deutlich ansteigt. Aber das ist eigentlich eine Binsenweisheit, weil Krebs nun einmal eine altersabhängige Erkrankung ist. An dieser Stelle folgen nur kurz und beispielhaft Darstellungen des Risikos für Frauen, in den nächsten zehn Jahren an Krebs zu erkranken oder zu sterben sowie die Inzidenz für Gebärmutterhalskrebs (Statista, 2018; RKZ, 2017)

Diagramm 1: Wahrscheinlichkeit für Frauen in Deutschland, in den nächsten zehn Jahren an Krebs zu erkranken oder zu sterben, nach Alter; © Statista 2018



Diagramm 2: Übersicht über die wichtigsten epidemiologischen Maßzahlen für Deutschland, ICD-10 C53 (Gebärmutterhals); aus RKZ, 2017



Soweit noch einmal kurz zur Altersabhängigkeit von Krebserkrankungen und nun zu den zitierten "Studien".

Die Artikel von Harry S. N. Greene in Zusammenarbeit mit weiteren Autoren wurden über zwei Jahrzehnte im Laboratorium des „Rockefeller Institute for Medical Research“ in New York und in Princeton auf Grund verschiedener Untersuchungen erstellt. Anfangs wurden viele Kaninchen selbst gezüchtet, später aber zugekauft. In den Jahren 1930 – 1934 wurde der Kaninchenbestand u. a. durch 3 seuchenhafte Ausbrüche von „Kaninchen-Pocken“ dezimiert und wieder  neu aufgestockt, auch mit Nachwuchs von Tieren, die während der Epidemien trächtig waren oder Jungtiere  aufzogen. Der gesamte Tierbestand betrug auf Grund der Aufzucht von Jungtieren bis zu 1700 Tiere, wobei die Anzahl der weiblichen konstant zwischen 400-500 Tieren lag. Die Zusammensetzung der Population in Bezug auf Rassen und deren Kreuzungen wurde in einem Artikel geliefert, der 1935 im Zusammenhang mit Kaninchenpocken erstellt wurde.

Die ersten Auswertungen von Gebärmuttererkrankungen basierten auf Daten aus den Jahren 1932-1937 (Greene & Saxton, 1938). Insgesamt wurden für die Arbeit 83 Fälle von Uterustumoren registriert, die  von 491 Häsinnen stammten. Es gab keine Fälle von Gebärmuttertumoren bei Tieren, die jünger als 2 Jahre waren. Diese Tumore wurden in 20 Prozent der Fälle im dritten Lebensjahr gefunden, im vierten in 44%, im fünften in 25%, im sechsten in 9% und im siebten Lebensjahr in nur 1% der Fälle. Das Durchschnittsalter der Tiere bei der Entdeckung des Tumors betrug somit 45 Monate (3,75 Jahre). Es erkrankten nur Tiere der Rassen Beveren,  Dutch, English, Himalayan, Havana, Marten, Polish, Sable, Tan und Rex, während Tiere der  Rassen Belgian, Chinchilla und Silver überhaupt nicht von Uterustumoren betroffen waren.. Viele der tumortragenden Tiere waren eng miteinander verwandt, und Fälle der Krankheit in 3 Generationen einer Familie waren überaus häufig.

Bild 1: Auszug aus Greene & Saxton, 1938


Bild 1 zeigt einen Ausschnitt aus dem Artikel mit der Tabelle für die Häufigkeit des Auftretens von Tumoren in verschiedenen Jahren. Es wurde zudem festgestellt, dass die Häufigkeit am höchsten innerhalb jener Rassen und in Linien von Tieren war, bei denen auch die Häufigkeit der Toxämie während der Trächtigkeit am größten war. Verwiesen wurde hierfür auf einen Artikel (Quellenangabe "(4)") aus dem Jahr 1938, in dem auf diese Erkrankungen eingegangen wurde. Das folgende Bild zeigt die Häufgkeit der Toxikämie in verschiedenen Jahren und ist dem Artikel entnommen.

Bild 2: Auszug aus Greene, 1938


Vergleicht man das Auftreten der Häufigkeiten der Toxikämie mit den Uterustumoren in den jeweiligen Jahren so stellt man fest, dass ein Jahr nach Verdopplung der Fälle von Toxikämie (1935) auch ein sprunghafter Anstieg der Fälle von Uterustumoren folgte (1936). Im folgenden Jahr (1937) nahmen die Fälle von Tumoren noch einmal um das Vierfache zu. Das folgende Diagramm 2 zeigt das Verhältnis der Erkrankungen in den verschiedenen Jahren.

Diagramm 3: Häufigkeit des Auftretens von Toxikämie und Uterustumoren nach Daten aus Greene, 1938 und Greene & Saxton, 1938


Um es noch einmal deutlich zu machen: eigentlich dürfte es gar keinen Anstieg in den Kurven geben. Das kann nur der Fall sein, wenn etwas außergewöhnliches passiert. Oder anders formuliert: in zwei Jahren wurden keine Fälle von Uterustumoren verzeichnet, in einem Jahr 3 Fälle und in einem weiteren Jahr nur 1 Fall - und dann auf einmal steigt die Häufigkeit rapide an. Man kann also sagen, dass in einer Untersuchung von Greene festgestellt wurde, dass in vier aufeinanderfolgenden Jahren durchschnittlich nur 1% aller Häsinnen an Uterustumoren erkrankten (n=491). Dann aber ist irgend etwas passiert und die Erkrankungsrate nahm dramatisch zu. Aber was war geschehen?

Die Antwort findet sich in einem weiteren Artikel von Greene aus dem Jahr 1937. Dort wurde festgestellt, dass seit einigen Jahren in dieser Laborzuchtkolonie sporadische Fälle von Toxikämie beobachtet wurden. Im Herbst 1935 wurden die Tiere nach Princeton verlegt und mit der Wiederaufnahme des Zuchtbetriebs dort kam es dann plötzlich zu einem beispiellosen Ausbruch tödlicher Toxikämiefälle. Die Krankheit beschränkte sich dabei nicht nur auf trächtige Kaninchen, sondern trat auch post partum (nach der Geburt) und bei scheinträchtigen Kaninchen auf. Im November 1935 zählte der Bestand an erwachsenen Tieren 350 Männchen und 650 Weibchen. Der größte Teil der Population war bekannt für konstitutionelle Abweichungen auf Grund ihrer Zucht für bestimmte Zwecke. Die Tiere waren in Räumen in Einzelkäfigen untergebracht. Die Ernährung bestand aus Heu, Hafer und einer handelsüblichen Trockenfutterration, die seit mehreren Jahren im Einsatz war.

In dem bereits erwähnten Artikel von Greene aus dem Jahr 1938 wurde dann festgestellt, dass die Ergebnisse darauf hindeuteten, dass Inzidenz, klinische Manifestationen und pathologische Läsionen darauf hinwiesen, dass die Erkrankung hypophysären Ursprungs ist (hypophysär bedeutet "die Hirnanhangdrüse (Hypophyse) betreffend" bzw. "durch die Hypophyse bedingt") und dass die Assoziation mit der Trächtigkeit auf eine veränderte Aktivität dieser Drüse in deren Endstadien zurückzuführen sei. Erbliche Faktoren im Zusammenhang mit der Rasse und bestimmten konstitutionellen Variationen waren mit einer erhöhten Anfälligkeit verbunden, aber ihr Ausdruck war offensichtlich abhängig von den Umweltbedingungen. Die allgemeine Reaktion der Tiere zeigte sich in funktionellen Störungen, die in normalen Gruppen von geringerer Schwere waren, sich aber bei anfälligen Tieren in einer Toxikämie äußerten. Darüber hinaus waren Fälle von Kannibalismus, Vernachlässigung der Würfe und andere Erscheinungsformen schlechter mütterlicher Fürsorge ungewöhnlich zahlreich und die Inzidenz tot geborener Würfe und von "Monstern" in diesen Würfen wurde deutlich erhöht. Andere Manifestationen gestörter Fortpflanzungsfunktionen wurden in der Kolonie beobachtet und sind wegen ihrer früheren Seltenheit von besonderer Bedeutung. Die Diagnose einer Trächtigkeit durch Abtasten am 10. Tag nach der Paarung wurde aus langjähriger Erfahrung als zu 100 Prozent korrekt befunden, aber während des Ausbruchs der Krankheit gab es Fälle, in denen an diesem Tag eine Trächtigkeit diagnostiziert worden war, aber bei einer erneuten Untersuchung wenige Tage später das Produkt der Empfängnis aus der Gebärmutter verschwunden war. Diese Anomalie trat häufig in späteren Verpaarungen desselben Tieres auf, und im Laufe des Jahres gab es 52 Fälle dieser Art bei 39 Tieren. Es wurde vermutet, dass die Resorption der Föten mit dem Mangel an Vitamin E in Verbindung zu bringen sei, aber die Störung wiederholte sich trotz der Zugabe von Weizenkeimöl im Futter. Zusätzlich wurde die Inzidenz von Gebärmuttertumoren von durchschnittlich etwa drei oder vier pro Jahr auf etwa 40 während des Ausbruchs erhöht. Die Tumore wurden in vielen Rassen und Hybridgruppen beobachtet, waren aber besonders häufig in Tierlinien, in denen Toxämie auftrat. Die klinische Anamnese und die Veränderungen, die bei der Autopsie in Organen des endokrinen Systems gefunden wurden, deuten auf eine Korrelation zwischen Funktionsunregelmäßigkeit und Tumorentwicklung hin, und die Prävalenz des Tumors während des Ausbruchs der Toxämie deutet auf eine ätiologische (ursächliche) Beziehung hin. Andere Erscheinungsformen des physiologischen Ungleichgewichts wurden sowohl bei der männlichen als auch bei der weiblichen Bevölkerung der Kolonie beobachtet, so die Anfälligkeit für Schnupfen, einer ansteckenden Erkrankung der oberen Atemwege beim Kaninchen. Es kam zu einer Veränderung der Manifestationen und des Ortes der Erkrankung, wie das weit verbreitete Auftreten von Abszessen in inneren und äußeren Organen zeigte. Abschließend wurde festgestellt, dass zahlreichen Erkrankungen durch veränderte Umweltbedingungen ausgelöst wurde.

Ohne den Umzug der Laborkaninchen nach Princeton wäre es also nicht zu dem Ausbruch von Toxikämie und dem daraus folgenden Anstieg der Häufigkeit von Uterustumoren gekommen.

Diese Zustände und daraus folgenden Ergebnisse mit einer natürlichen Inzidenz für Uterustumore bei Hauskaninchen in Verbindung zu bringen, ist schlicht absurd.

Wenn man, wie die HRS oder Tierärzte, nur den Artikel von Greene aus dem Jahr 1958 kennt, oder eventuell nur die Zusammenfassung liest oder nur ein topaktuelles Zitat nutzt, welches sich auf diesen Artikel beruft, hat man schon verloren. Dort werden diese Zusammenhänge gar nicht erläutert und schlimmer noch, sie werden sogar von Greene selbst später kaum noch berücksichtigt.

Bild 3: Auszug aus Greene, 1941


Übersetzt wurde jetzt also sinngemäß im einleitenden Teil u. a. festgestellt, dass die ursprünglichen Beobachtungen nun fortgesetzt und kein Versuch unternommen wurde, die Häufigkeit von Tumoren durch selektive Züchtung zu erhöhen.  Es gäbe keinen Grund zu der Annahme, dass die hohe Inzidenz in der Kolonie auffällig und nicht repräsentativ für andere Kaninchenpopulationen sei, die aus Tieren mit einer ähnlichen Konstitution bestehen würde.

Wenn man also die verschiedenen, vorherigen Arbeiten von Greene nicht kennt, geht man mit der Publikation von 1941 davon aus, dass es sich um eine ganz "normale" Population von Laborkaninchen handelt - was man auch immer im weitesten Sinne darunter verstehen möchte. Die komplette Wiedergabe der Ergebnisse aus dem Artikel von 1941 würde den Rahmen meines Artikels sprengen, deshalb folgt nur eine kurze Zusammenfassung, weil von dort später viele Zahlen übernommen wurden, u. a. eben die 80%. Die Untersuchungen konzentrierten sich nun auf das Alter, rassespezifische Merkmale sowie dem Einfluss der Verwandschaft der Tiere auf die Häufigkeit von Uterintumoren.

Die Population bestand aus 14 Reinrassen und zahlreichen Hybridrassen. Einige der Hybridlinien wurden über eine beträchtliche Anzahl von Generationen hinweg ohne Verpaarung mit fremden Tieren (Eintrag von "frischem Blut") getragen. Andere Linien, die hauptsächlich aus einer Kreuzung zweier reiner Rassen stammen, wurden durch wiederholtes Züchten mit einer der Elternlinien erhalten und als "Hybridkonzentrate" bezeichnet. Die Mehrheit der anderen Hybriden bilden F1-, F2- oder Rückkreuzungs-Generationen der verschiedenen Reinrassen, aber eine kleine Zahl repräsentierte mehrere Reinrassen- und Hybridkreuzungen und wurde als "komplexe Polyhybriden" bezeichnet ("Rückkreuzung" bedeutet die Rückverpaarung eines weiblichen Tieres mit seinem Vater oder eines männlichen Tieres mit seiner Mutter). Viele der tumortragenden Tiere waren rassisch oder konstitutionell miteinander verwandt. Mit "Konstitution" wird von Greene das beschrieben, was man auch als "Zuchtziel" bezeichnen kann. Das heißt, Tiere wurden in Bezug auf bestimmte Versuche so gezüchtet, dass sie die zu erwartenden Ergebnisse erbringen. So gab es auch Versuche zum Testen letaler Faktoren oder dem Zwergwuchs. Manche Tiere erreichten also schon rein aus Zuchtgründen erst gar kein Alter von > 4 Jahren, die Tiere oder deren Nachkommen entwickelten aber schon sehr früh Tumore, die natürlich in die Berechnungen einflossen. Greene verwies ausdrücklich darauf, das z. B. die Mehrzahl der für die Hybridisierung ausgewählten, reinrassigen Tiere in gewisser Hinsicht abnormal waren bzw. bekannt war, dass sie Variationen schädlicher, konstitutioneller Eigenschaften übertragen und ihre Nachkommen extra für die Untersuchung dieser Anomalien gezüchtet wurden. Infolgedessen zeigte oder übertrug ein großer Teil der hybriden Bestände konstitutionelle Schwankungen und der Einfluss dieser Schwankungen auf die Tumorinzidenz erschwerte eine Bewertung der Bedeutung anderer Faktoren.

In dem folgenden Bild 4 sind zwei Tabellen aus dem Artikel dargestellt: Tabelle I enthält die Häufigkeit der Tumore nach dem Alter und Tabelle II die Häufigkeit nach den Rassen.

Bild 4: Häufigkeit von Uterustumoren nach Alter (Table I) und Rassen (Table II);
aus Greene, 1941


Wenn man die Zahlen in Tabelle II nachrechnet und mit denen in Tabelle I vergleicht, ergeben sich zum Teil erhebliche Abweichungen. Ich habe einige Daten in der Tabelle farbig markiert, die zeigen sollen, warum die Studien auch aus anderen Gründen ungeeignet für eine pauschale Bewertung in Bezug auf Gebärmuttertumore bei Kaninchen sind: durch die Auswahl von Tieren, die von vornherein für Tumore prädestiniert waren, standen demgemäß auch in den Altersstufen > 4 Jahre nur noch sehr wenig Tiere zur Verfügung. Wenn nun z. B. im Alter von 6 Jahren von zwei Tieren eines einen Tumor entwickelt, betägt die Quote 50%. Erkranken von den zwei Tieren beide, ergibt das 100%. Diese prozentuale Angabe ist in statistischen Auswertungen auch deshalb beliebt, weil man damit verschleiern kann, dass die Grundgesamtheit nur sehr wenig Daten enthält. Etwas wichtiges darf man bei der Betrachtung der Werte nicht unberücksichtigt lassen: die Daten geben keine Sterblichkeitsraten (Mortalität) an, sondern nur die Häufigkeit ("Incidence") von Tumoren, die oft auch erst als Zufallsbefund nach dem Tod festgestellt wurden. Gestorben waren die Tiere aus einem anderen Grund.

Weiterhin wurde in Bezug auf die Verwandschaft festgstellt, dass  z. B. insgesamt 148 Nachkommen von tumortragenden Tieren älter als 2 Jahre wurden und das 34 (26%) von ihnen Tumore entwickelten. Zudem wurde festgestellt, dass die "Anomalien" in der Zucht von Tieren, die später Tumore der Gebärmutter entwickelten, aufgrund ihrer Häufigkeit einen integralen Bestandteil der klinischen Geschichte der Tumoren bildeten. Schließlich wurde nun doch noch auf die Toxikämie eingegangen und konstatiert, dass die chemischen Blut- und Gewebeveränderungen vom Typ her identisch mit denen waren, die bei tödlichen Fällen von Toxämie in der Trächtigkeit beobachtet wurden. Deshalb wurde der Schluss gezogen, dass die Toxikämie eine vergleichbare, aber weniger akute Störung wie Gebärmuttertumore darstelle. Als zu betonenden Punkt wurde herausgestellt, dass alle tumortragenden Tiere während ihres früheren Lebens eine intensive Leberverletzung erlitten hatten. Es gab sowohl anatomische als auch chemische Beweise dafür, dass die Verletzung über lange Zeiträume andauerte und trotz der endgültigen Wiederherstellung einer scheinbar normalen histologischen Struktur war es denkbar, dass bestimmte nichtvitale Funktionen unwiderruflich verändert wurden und dass eine vollständige physiologische Erholung nie stattgefunden hatte. Es schien also, dass Kaninchen mit Leberschäden dieser Art einer erhöhten Östrogenkonzentration ausgesetzt gewesen wären, die schließlich auf ein krebserzeugendes Niveau angestiegen war. Ähnliche Belege gab es auch in anderen Arbeiten.

Schließlich wurde von Greene, 1941 zusammengefasst,  das eine Untersuchung der uterinen Adenome im Kaninchen eine Inzidenz von 16,7 Prozent für weibliche Kaninchen ergab, die älter als zwei Jahre waren. Die Inzidenz variierte stark in Bezug auf Alter, Rasse und genetische Konstitution und entsprach weitgehend derjenigen der Toxikämie der Trächtigkeit für Tiere mit gleichen konstitutionellen Faktoren. Darüber hinaus waren alle tumortragenden Tiere in ihrer früheren Zuchtgeschichte auch an Toxikämie erkrankt. Diese Tatsachen deuteten darauf hin, dass die Assoziation der beiden Erkrankungen als Folge der Leberschädigung durch die Toxikämie auftrat, die die Funktion der Leber in Bezug auf die Inaktivierung von Östrogen beeinträchtigte, wodurch dessen Konzentration im Blutstrom auf ein krebserregendes Niveau anstieg. Ergänzend sei noch hinzugefügt, dass von Greene eine schlechte Nährstoffversorgung der Häsinnen während vor/während/nach der Trächtigkeit als Faktor für die Erkrankungen angesehen wurden. In der Folge gabe es von Harry S. N. Greene noch weitere Artikel, die aber mehr oder weniger immer verkürzter die Ergebnisse der früheren Arbeiten wiedergaben.

In einem Artikel von 1949 zum Thema "multiple Tumore" erwähnt Greene als Ursachen für die Entstehung von Neoplasien noch einmal kurz die Faktoren genetische Defekte und Ernährungsmängel ("dietary deficiencies"). Interessant sind in diesem Zusammenhang Veröffentlichungen wie z. B. die  von Roe, 1981. Bemerkenswert ist der Einstieg, in dem Roe extra darauf verweist, kein Ernährungswissenschaftler zu sein, sondern Krebsforscher (Onkologe). Für ihn (und andere Onkologe) wurde es immer schwerer, die Ursachen für Krebserkrankungen von Labortieren (Ratten, Mäuse) zu erforschen, weil selbst die Kontrolltiere immer häufiger Krebs entwickelten und es  zu plötzlichen Epidemien ("epidemic of tumours") kam. Er wies darauf hin, dass Labortiere wesentlich länger als ihre natürlichen Verwandten leben. Ursprünglich wurden folgende Faktoren für diese unerklärlichen Ausbrüche vermutet:
  1. mehr Tiere lebten in einem Alter, in dem Tumore häufig vorkommen, 
  2. Inzucht hatte die Vermehrung onkogener Viren begünstigt,
  3. die für die Tierzucht Verantwortlichen hatten sich für ein hohes Körpergewicht entschieden und somit versehentlich auch ein erhöhtes Tumorrisiko ausgelöst.
In Tierzuchten, die über 10 Jahre gehalten und immer mit dem gleichen Futter ernährt wurden, zeigte sich plötzlich einen Anstieg von tumorösen Erkrankungen bis hin zu Epidemien. Das war natürlich sehr ärgerlich, denn eigentlich wollte man die Entstehung von Krebs durch verschiedene Substanzen testen, aber die Tiere bekamen schon vor Beginn der Versuche auffällig häufig Krebs. Letztlich machte er die "ad libitum"-Fütterung mit konventionellen Futtermitteln dafür verantwortlich, die durch Versuche bestätigt wurden. Der Grund und auch der Vorwurf an Ernährungswissenschaftler bestand darin, dass sie ihre Empfehlungen in der Regel an aktiv wachsenden Tieren ausrichteten und diese für Tiere im höheren Alter ungeeignet waren. Sie wurden schlicht fett und waren allein schon deshalb anfällig für verschiedenste Krankheiten, unter anderem eben auch Krebs. In einer Studie entwickelten Mäuse 6-8mal häufiger Krebs, wenn sie mit einem konventionellen Futter restriktiv ad libitum und nicht ad libitum restriktiv ernährt wurden. Heute ist das mittlerweile allgemein anerkannt, aber in der Zeit, in der Greene seine Studien durchführte eben noch nicht, auch wenn er in der Ernährung einen wichtigen Faktor für die Entstehung von Krebs sah.

Mittlerweile werden immer mehr Arbeiten in Deutschland veröffentlicht, die eine erhöhte Inzidenz für Uterustumore bei Kaninchen aus einem "Patientengut" ableiten und damit eine vorsorgliche Kastration begründen. Ich bin bereits im ersten Teil darauf eingegangen und mache es hier noch einmal deutlich: Das ist grober Unfug!!!

Mich wundert, warum diese unwissenschaftliche Herangehensweise an ein Problem von Fachzeitschriften ignoriert wird. Haben die dort so ein schlechtes Personal, dass die offensichtliche Mängel in Aussagen nicht erkennen? Hat Deutschland wissenschaftlich mittlerweile so abgewirtschaftet, dass simple Grundlagen der Statistik nicht mehr gelehrt oder verstanden werden? Ich versuche es einmal ganz einfach zu formulieren: wenn ein Tierarzt eine allgemeine Aussage zur Häufigkeit von Uteruserkrankungen von Kaninchen treffen möchte, müsste er theoretisch alle oder eine sehr große Anzahl von Haltern auffordern, alle weiblichen Tiere in seine Praxis zu bringen, egal, ob die gesund oder krank sind. Er hat aber bei der Diagnose ein Riesenproblem zu bewältigen, nämlich die Frage, wie schwerwiegend sein Befund ist. Eine veränderte Gebärmutter ist nicht zwingend ein Todesurteil, sondern kann einfach ein altersbedingter Zustand sein. Viele (die meisten?) Veränderungen der Gebärmutter wurden nämlich auch in den Arbeiten von Greene erst post mortem (nach dem Tod) als Zufallsbefund festgestellt. Mit anderen Worten: das Tier war verstorben, aber die Gebärmutterveränderung bzw. Neoplasie waren nicht der Grund für den Tod.

Deshalb mein Rat an Tierärzte: wenn Sie aus Arbeiten zitieren, dann lesen sie diese vorher vollständig. Und lesen Sie vor allem die Quellen, die dort angegeben werden. Alles andere ist dilettantisch, unwissenschaftlich und kann zu falschen Schlussfolgerungen führen. Setzen Sie nicht Ihren Ruf aufs Spiel, nur um ein paar Tierschützern zu gefallen oder einem Trend zu folgen. Machen Sie sich kundig, welche Krankheitsverteilungen tatsächlich bei Kaninchen in relativ unabhängigen Arbeiten festgestellt werden und meiden Sie einen Tunnelblick auf Ihre Praxis.

Wie auch immer: trotz der teilweise negativen Bewertungen der Studien von Greene könnten sie natürich für Tierschützer und Tierärzte sehr wohl interessant sein. Wenn auch nicht für die Beantwortung der Frage, dass und in welchem Ausmaß etwas passiert, denn dafür sind sie nicht geeignet, es sei denn, man möchte Kaninchen mit diversen genetischen Defekten züchten. Es finden sich aber manche Antworten auf die Frage, warum etwas passieren kann. Damit wären man bei den Ursachen. An Hinweisen in den Arbeiten von Greene mangelt es daran nicht.

Zusammenfassung
Die Erklärungen in diesem Teil des Artikels sollen deutlich machen, dass die Studien von Harry S. N. Greene aus den Jahren 1937-1941 nicht geeignet sind, die Ergebnisse der Häufigkeit des Auftretens von Uterustumoren beim Kaninchen zu verallgemeinern bzw. pauschal auf Hauskaninchen zu übertagen. Dagegen sprechen u. a. folgende Gründe, die den Ergebnissen von Greene zugrunde liegen:
  1. Die "Population" der Zuchtkolonie bestand aus Tieren, die speziell für verschiedene  Untersuchungen gezüchtet wurden und die deshalb zum Teil eine Reihe konstitutioneller  Schwächen aufwiesen, welche sie für Erkrankungen besonders anfällig machten
  2. Für die Zucht wurden auch Kaninchen genutzt, deren Bestand dreimal durch "Kaninchenpocken" dezimiert und wieder aufgestockt wurde
  3. Durch äußere Umstände (Umzug der gesamten Kolonie, mangelhafte Ernährung) wurde bei weiblichen Tieren Toxikämie ausgelöst, die auch als überwiegend ursächlich für Uterustumore beurteilt wurde
  4. Die Anzahl von Tieren in den Jahrgängen > 2 Jahre war zu gering und nicht repräsentativ, um sie statistisch bewerten zu können.
  5. die Daten geben die Häufigkeit (Incidence) von Uterustumoren an und keine Sterblichkeitsraten. Die Inzidenz ergibt sich auch aus Daten, die als Zufallsbefund post mortem (nach dem Tod durch Obduktion) festgestellt wurden
Wenn die Rohdaten aus den Untersuchungen von Harry S. N. Greene zur Verfügung stehen würden, wären sie eventuell für Genetiker interessant. Aus den vorliegenden Daten aber eine Inzidenz für das Auftreten von Uterustumoren bei Kaninchen und eine Überlebensrate ableiten zu wollen, ist unsinnig. Trotzdem liefern die Arbeiten interessante Ansätze für die Haltung von Kaninchen, weil ja mögliche Auslöser benannt wurden. Die Herkunft der Kaninchen und damit das Wissen um die genetische "Konstitution" ist dem Halter oft unbekannt, es sei denn, man hat Tiere aus einer Zucht mit bekannten Daten der Elterntiere. Die von Greene als grundlegende Ursachen festgestellten Bedingungen sind aber auch für Tiere unbekannter Herkunft durch den Halter beeinflussbar:
  1. Vermeidung von Stress (wechselnde Pflegestellen, Unterbringung in Kinderzimmern, Unruhe im "Revier" durch Geräuschquellen, überheizte und/oder trockene Räume, ständiger Streit in der Gruppe, ungeregelte Abläufe etc.).
  2. Ausreichend Platz für die Haltung der Tiere.
  3. möglichst optimale Ernährung (Menge und Zusammensetzung der Amino-/Fettsäuren, Mineralstoffe, Meiden von Isoflavonen (Phytoöstrogenen) in der Nahrung wie z. B. Soja etc.).
  4. Vermeiden übermäßigen Streichelns weiblicher Tiere.
  5. regelmäßige Vorsorge durch Abtasten der Tiere oder Ultraschall insbesondere bei Tieren, die verhaltensauffällig sind.
  6. Vorsorge durch Kontrolle der Leberwerte. Die Leber kann sich zwar selbst wieder regenerieren, bei Funktionseinschränkungen ist aber auch die Inaktivierung von Östrogenen eingeschränkt. Für eine  Stärkung der Leberfunktion wäre neben leberstimulierenden, frischen Pflanzen wie Löwenzahn, Mariendistel(-samen), Schöllkraut etc. durchaus auch der Einsatz homöopathischer Methoden überlegenswert.
  7. Vermeidung von Übergewicht. Ideal ist die Fütterung von frischen Wiesenpflanzen, weil diese durch den hohen Wassergehalt auch den Energiegehalt beschränken.
Zusammenfassend kann man feststellen, dass man Kaninchen am besten so füttert und hält, dass sie in einer natürlichen Umgebung Tiere ihrer Art bleiben können und der Mensch für sie als Kontakt nur dann wahrgenommen wird, wenn die Kaninchen es wollen.

"Kaninchen werden deshalb frühkastriert, weil man ihnen eine sechswöchige Kastrationsfrist ersparen möchte."
Darauf gehe ich im nächsten Artikel ein, also bleiben Sie schön neugierig und interessiert!

Quellen:
  • Greene, H. S. N. (1937): Toxemia of pregnancy in the rabbit: I. Clinical manifestations and pathology. J Exp Med 65. 809-832
  • Greene, H. S. N. (1938): Toxemia of pregnancy in the rabbit: II. Etiological considerations with especial reference to hereditary factors. J Exp Med 67. 369-388 
  • Greene, H. S. N. (1941): Uterine Adenomata in the Rabbit: III. Susceptibility as a Function of Constitutional Factors. J Exp Med 73(2). 273-292
  • Greene, H. S. N.; Saxton, J. A. (1938): Uterine Adenomata in the Rabbit: I. Clinical, History, Pathology and Preliminary Transplantation Experiments. J Exp Med 67(5). 691-715
  • RKZ (2017): Krebs in Deutschland für 2013/2014. 11. Ausg. Übersicht über die wichtigsten epidemiologischen Maßzahlen für Deutschland, ICD-10 C53 (Gebärmutterhals) 
  • Roe, F. J. C. (1981): Are nutritionists worried about the epidemic of tumours in laboratory animals? Proceedings of the Nutrition Society 40. 57-65
  • Statista (2018): Wahrscheinlichkeit für Frauen in Deutschland, in den nächsten zehn Jahren an Krebs zu erkranken oder zu sterben, nach Alter. Internetressource: https://de.statista.com/statistik/daten/studie/222788/umfrage/erkrankungs-und-sterberisiko-bei-krebs-bei-frauen-nach-alter-in-deutschland/. Download am 7.2.2018

Sonntag, 4. Februar 2018

Die Kastration von Kaninchen, Teil 2

Im ersten Teil  hatte ich bereits einige Themen behandelt, die in einer Facebook-Gruppe zwar zur Sprache kamen, aber leider nicht richtig "diskutiert" werden konnten. In diesem Teil möchte ich damit fortfahren, weil ich denke, dass die eine oder andere Frage auch andere sicher interessiert. Die Aussagen, die in der Gruppe getroffen wurden sind blau gekennzeichnet.

"X% aller Kaninchen bekommen Gebärmutterkrebs, das habe ich auf einer amerikanischen Webseite gelesen"
Die Rede war hier ganz offensichtlich von der "House rabbit society" (HRS), die vor vielen Jahren das verbreitete, was man heute als "Fake News" bezeichnen würde. Die HRS ist eine private Tierschutzorganisation in den USA, die mittlerweile Zweigstellen in vielen Staaten Amerikas unterhält. Die Organisation führt viele "Vorteile" der Kastration auf und selbst der Eingriff wird nicht als Risiko gesehen, sondern als "sicheres Verfahren" mit einer Sterblichkeitsrate von nur 0,1%. Gemäß den Aussagen auf der Webseite sind kastrierte Tier gesünder und leben länger als nichtkastrierte. Das Risiko von Krebs der Fortpflanzungsorgane (Eierstock-, Gebärmutter- und Brustkrebs) für ein nicht kastriertes, weibliches Kaninchen wäre praktisch ausgeschlossen. Ein kastriertes Kaninchen würde auch länger leben, da es aufgrund sexuellen Aggressionen nicht versuchen wird, mit anderen Tieren wie Kaninchen, Katzen etc. zu kämpfen (HRS, 2018). Nachweise für die aufgeführten Annehmlichkeiten einer Kastration für Kaninchen findet man natürlich nicht, allenfalls "Erfahrungsberichte" - durchweg positiv. Nun ja: the same procedure as in germany ... Etwas versteckt findet man eine Bibliographie, die wohl als wissenschaftliches Feigenblatt dienen soll. Auf diese möchte ich nun eingehen.

Bevor sich jemand zu einer pauschalen Kritik an den folgenden Informationen aufraffen möchte, weise ich lieber gleich darauf hin, dass Sie, liebe Leser, harte Kost erwartet. Was Doktoranden, Tierschützer und Tierärzte in zwei, drei Sätzen ohne nötige Hintergrundinformationen abhandeln, ist im Prinzip die Darstellung von etwas, was nicht nachweisbar existiert. Egal, wie viele "Studien" Ihnen dafür vor die Nase gehalten werden. Ich weiß, dass ich mit dieser Feststellung auf allgemeinen Unglauben stoße. Dieser Beitrag soll Ihnen zeigen, dass es sich um keine "Verschwörungstheorie" meinerseits handelt. Ich teile Ihnen einfach nur anhand der Originalquellen mit, was tatsächlich festgestellt wurde und unter welchen Umständen Ergebnisse in Untersuchungen festgestellt wurden, die rund 80 Jahre alt sind.

Die ursprünglichen Informationen auf der Webseite der HRS verbreiteten sich weltweit im Netz und wurden auch in Deutschland weitgehend ungeprüft übernommen. Die meisten kennen diese Informationen auch heute noch sinngemäß als: "über 80% aller weiblichen Hauskaninchen bekommen in einem Alter von > 4 Jahren Gebärmutterkrebs."  Die HRS hat die diesbezüglichen Informationen auf ihrer Seite inzwischen geändert. In einer "Note" wird auch darauf verwiesen, dass die 80% der weiblichen Kaninchen nicht zwangsläufig auf Grund von Tumoren starben, sondern aus anderen Gründen.

Bild 2: Screenshot von "rabbit.org", 2018. Das Erstelljahr der "aktuellen" Version wird mit dem 10. Juli 2011 angegeben


Unabhängig von der HRS fällt in Zusammenhang mit Gebärmuttererkrankungen auf, dass deutsche Tierschützer keine aktuellen Studien fordern. Merkwürdigerweise berufen sie sich immer wieder auf "Studien", die aus den Jahren 1920-1960 stammen. Oft wissen sie das auch gar nicht, weil sie auf eine neuere Arbeit verweisen, in die alten Ergebnisse einfach nur zitiert werden. Ich habe bisher noch keine einzige Tierschützerin kennengelernt, die auch nur eine dieser Studien selbst gelesen hat. Wirklich wahr. Sie kennen alle Zahlen bis auf die letzte Kommastelle, haben aber nie eine der Quellen, aus denen sie stammen, selbst gelesen.

Die "mystischen 80%", wie sie in dem Beitrag der HRS genannt werden, finden sich auch in wissenschaftlichen Arbeiten ohne jeden Hinweis darauf, wie die Ergebnisse zustande kamen. Als ein Beispiel soll ein Artikel von 2017 dienen, in dem folgendes festgestellt wurde:

"Die mit Abstand am häufigsten vorkommende Erkrankung des Geschlechtstrakts beim weiblichen Kaninchen ist der Symptomkomplex endometriale Hyperplasieuterines Adenokarzinom [1], [5], [7], [20]. Abhängig vom Alter können bis zu 80 % der Tiere eines Jahrgangs von einem Adenokarzinom betroffen sein [[8]], [[10]]. Daher sind die Aufklärung der Tierhalter und die Durchführung prophylaktischer Kastrationen von größter Bedeutung." (Köstlin & Lübke, 2015).

Es wird also u. a. kurz und knapp erklärt, dass ein Adenokarzinom die häufigste Erkrankung des Geschlechtstrakts weiblicher Kaninchen ist, wovon bis 80% eines Jahrgangs betroffen sein könnten. Dort steht "ist" und nicht "kann sein", also ein unverrückbarer Fakt. Das Witzige daran ist, dass ich genau das Gegenteil behaupten kann und dabei sogar eine der gleichen Quelle benutze, die angegeben wurde. Naja, eigentlich ist es eher traurig ...

Die Quellenangabe zu den ominösen 80% im zweiten Satz mit der Nr. [[8]] ist zufällig dieselbe, die von der HRS angegeben wurde. Sie enthält zusammenfassende Ergebnisse aus einer Vielzahl von Untersuchungen durch den Hauptautor Harry S. N. Greene. Am Ende meines Artikels finden Sie eine Bibliographie der Arbeiten von Greene. Die ist etwas ausführlicher als die der HRS, weil in den jeweiligen Arbeiten von Greene in Querverweisen oft auf andere Arbeiten des Autors verwiesen wird und wenn man alles verstehen möchte, sollte man eben alle Arbeiten lesen. Das kann man aber heute von unserer wissenschaftlichen Elite wohl nicht mehr verlangen.

Wussten Sie, liebe Leser, dass Greene in einer Vielzahl seiner Arbeiten immer wieder auf die Umstände und Schlussfolgerungen hinwies, die zu seinen jeweiligen Beobachtungen führten? Nein? Logisch - die werden ja nie mit erwähnt. Es werden immer nur ausgewählte Informationen zitiert, und das sind immer die, welche nur einem Zweck dienen: das Thema "Uteruserkrankungen" des weiblichen Kaninchens so zu dramatisieren, dass damit die Notwendigkeit prophylaktische Kastration weiblicher Tiere begründet werden kann.

Und wussten Sie, liebe Leser, dass in einer anderen Arbeit von Greene festgestellt wurde, dass in zwei aufeinanderfolgenden Jahren nicht ein einziger Uterustumor bei weiblichen Tieren verschiedener Altersstufen festgestellt wurde? Nein? Logisch - das wird ja nie erwähnt. Weil ... naja, Sie wissen schon.

Und wussten Sie außerdem, liebe Leser, dass Greene schon in der 1949 feststellte, dass es zwei Hauptfaktoren gibt, die die Entstehung von Gebärmutterkrebs beeinflussen - nämlich die Konstitution des Tieres und die Ernährung? Und nicht das Kaninchen an sich eine Fehlleistung der Natur ist? Nein? Logisch. - das wird ja nie erwähnt, weil ...naja, ... 

Ein kleiner Streifzug durch die Studien von Harry S. N. Greene

In den Darstellungen der HRS wurde bzw. wird großer Wert darauf gelegt, dass manche "Untersuchungen" immer an jungen Tieren durchgeführt wurden, die das ganze Ausmaß der Uteruserkrankungen aber gar nicht zeigen würden, weil ja Tiere erst ab einem bestimmten Alter erkranken. Das ist eigentlich nicht wirklich überraschend, weil ja auch Menschen erst ab einem bestimmten Alter dazu neigen, an Krebs zu erkranken. Die höchste Erkrankungsrate bei Kaninchen wurde von Greene in der Altersgruppe von 5-6 Jahren festgestellt, und zwar in einer Arbeit, die 1941 veröffentlicht wurde. Als ich diese Zahl das erste Mal gelesen hatte, dachte ich spontan: Hut ab! Labortiere in Einzelkäfigen und Muttertiere gemeinsam mit ihrem Nachwuchs in etwas größeren Käfigen so alt werden zu lassen, ist ganz erstaunlich. Das kriegen nicht einmal viele Haustierhalter in Deutschland hin. Die nächste Altersgruppe wurde sogar mit einem Alter von 6-7 Jahren und einer Erkrankungsrate von 75% angegeben.

Tabelle 1: Auftreten von Uterustumoren in Abhängigkeit vom Alter, aus (Greene, 1941)










Jetzt stellt sich natürlich für den überraschten Laien wie mich die Frage, wie alt Kaninchen eigentlich werden. Und unter welchen Bedingungen sie wie alt werden. Und wie alt werden Laborkaninchen, mit denen alle möglichen Versuche wie z. B. Schupfen- und Pockeninfektionen angestellt werden? Deren gesamte Population in dem Institut zweimal wegen Pockenepidemien fast völlig zusammengebrochen war und wieder aufgestockt wurde? Auch mit Tieren, die eine Pockenerkrankung überstanden hatten? Mit Zukäufen von verschiedenen Kaninchenzüchtern und -händlern? Das scheint den ansonsten detailversessenen Tierschützern aber egal zu sein - nur die 79,1% (bzw. "bis zu  80%", (Köstlin & Lübke, 2015)) interessieren.

Der beste, körperliche Zustand des Wildkaninchens erreicht es mit einem Alter von über 20 Monaten, wenn das erste Jahr überlebt wurde und der zweite Winter bevorsteht. Wildkaninchen in Gefangenschaft mit Schutz vor Räubern können nach (Lockley, 1973) ein Lebensalter von bis zu 10 Jahren erreichen. Von Rödel et al. 2009 sind Zahlen aus Untersuchungen von Wildkaninchen bekannt, die auf einem eingezäunten Gelände lebten, zu dem aber Räuber Zugang hatten. Nur 16,0% der weiblichen Wildkaninchen einer Population wurden älter als 5 Jahre und das Höchstalter für ein weibliches Tier wurde mit 7,8 Jahren ermittelt (Rödel, 2015; pers. Mitteilung). Für Hauskaninchen ähnliche Zahlen zu erhalten, ist nicht möglich, weil niemand die Anzahl von Hauskaninchen in Deutschland kennt. Persönlich kannte ich ein weibliches, unkastriertes Tier unbekannter Rasse (Zwergkaninchen, Mischling), welches 11 Jahr alt wurde.

Für Halter ist es ja erstrebenswert, dass ein Tier sehr alt wird. Entsprechend werden auch Haltungen in der Wohnung propagiert, weil in diesem "geschützten" Raum die Tiere sicher wären und scheinbar entsprechend alt werden können. Es liegt auf der Hand, dass diese Argumentation den Aspekt "Lebensqualität" bzw. "tiergerechte" Haltung völlig außer Acht lässt, obwohl auch das vom Tierschutzgesetz in §2, Abs. 3 gefordert wird. Man könnte ja die Ergebnisse von Greene auch boshafterweise dafür benutzen, eine Käfighaltung zu propagieren, weil Kaninchen mit dieser nachgewiesenermaßen sehr alt werden können.

Die 16% der Wildkaninchen, die nicht älter als 5 Jahre alt werden, wären mit dem Alter einer Frau von 70 Jahren vergleichbar (Statistisches Bundesamt, 2012). Nur 3,4% aller geborenen Frauen werden älter als ihre durchschnittliche Lebenserwartung von 85 Jahren.

Bild 2: Vergleich des Lebensalters von Frauen mit weiblichen Kaninchen auf Grundlage von Daten des Statistischen Bundesamtes, 2012 und von Rödel et al., 2009



Die sehr niedrige, durchschnittliche Lebenserwartung von 2,6 Jahren bei Kaninchen liegt daran, dass als Berechnungsgrundlage alle geborenen Tiere in die Berechnung einfliessen. Die Sterblichkeit ist aber unter den Jungtieren sehr hoch - sie liegt zwischen 70-90% und ist somit mit der bei Menschen nicht vergleichbar. Manche Jungtiere sterben schon im Nest, andere wenige Zeit später durch verschiedene Faktoren (Wetter, Nahrungsmangel, Kokzidiose, Verletzungen durch weibliche Tiere etc.). Das mittlere Alter der Tiere, die das erste Lebensjahr überlebten, betrug in der Untersuchung von Rödel, et al., (2009) 3,9 Jahre für Rammler und 4,2 Jahre für weibliche Tiere.

Wie auch immer: betrachtet man in Bild 2 die Zeitleisten für Frauen und weibliche Kaninchen im Vergleich wird erkennbar, dass z. B. ein dreijähriges Kaninchen einer Frau von rund 42 Jahren gegenübersteht. Ab 35 Jahren werden von den Krankenkassen alle zwei Jahre Gesundheitschecks als Vorsorge bezahlt und die Fruchtbarkeit der Frau nimmt deutlich ab. Das Risiko, an Diabetes zu erkranken, steigt um fünf Prozent mit jeder Zunahme des Körpergewichts um ein Prozent wie eine Langzeitstudie zeigte (Feldmann et al., 2017). Übrigens: Eine unbestrittene Folge der Kastration, die von der HRS "vergessen" wurde zu erwähnen oder als unwichtig erachtet wird, ist die Gewichtszunahme. Das Risiko für Osteoporose ("Knochenschwund") steigt auf Grund des fehlenden Östrogens - bei "intakten" Frauen. Im Falle einer Kastration würde dieser Fall schon wesentlich früher eintreten, nämlich genau ab dem Zeitpunkt des Eingriffs.

Ein Kaninchen mit einem Alter von 4 Jahren entspräche dem einer Frau mit 50. Ich weiß nicht, liebe Leserinnen, welche Vorsorgeleistungen Sie in diesem Alter bereits in Anspruch nehmen, aber Sie würden bestimmt immer noch auf eine nachweisliche Erkrankung warten, um sich erst bei einer Diagnose operieren zu lassen.

Soweit zum Alter von Kaninchen, die in den Untersuchungen von Greene aufgeführt wurden.

Unabhängig davon ahne ich schon die Kommentare, die mich erreichen werden: meine Tiere werden alle mindestens 10 Jahre alt, alle kastrierten Weibchen sind gesund, nie hatte eins Probleme, alle sind glücklich und kuscheln und überhaupt ist die Welt ohne Kastration ein schlechter Ort. Es gibt drei Gründe, warum solche Kommentare sicher interessant, aber (für mich) nicht relevant sind:
  1. weil die Darstellungen nicht nachprüfbar sind,
  2. weil ich mindestens genauso viele Halter kenne und beraten habe, die nach der Kastration ihrer Tiere todunglücklich waren, weil sich eine Reihe von Problemen ergaben und die Tiere eben nicht, wie von der HRS versprochen, gesünder waren,
  3. weil solche Darstellungen nicht repräsentativ sind.
Wie auch immer: die Zahlen der HRS bzw. von Greene, die ich in der Tabelle 1 aufgeführt habe, sind ohne besondere Aussagekraft, weil man aus ihnen nicht erkennen kann, wie die eigentlich zustande kamen. Es handelt sich ja laut HRS immerhin um 849 Tiere, die über einen Zeitraum von 8-10 Jahren untersucht wurden. Wieso ist die Zeitangabe eigentlich so ungenau? Eigentlich ist es üblich, einen Untersuchungszeitraum exakt anzugeben. Und um was für Tiere handelte es sich? Waren das Wildkaninchen? Riesenkaninchen? Zwergkaninchen? Da steht zwar was von "Laborkaninchen", aber wie ist das zu interpretieren? Das "Laborkaninchen" gibt es nicht als Rasse, das wird ein Tier erst dann und unabhängig von einer Rasse, wenn es im Labor gelandet ist.

An dieser Stelle beginnt die Odyssee durch die Artikel von Greene, die nicht nur solche zum Thema "Uterintumore", sondern auch andere einschließt. Also wundern Sie sich bitte nicht, liebe Leser, wenn auf einmal auf Artikel verwiesen wird, in denen es um Pocken oder Mammatumore geht.  Der Mann wusste ja damals nicht, dass seine Arbeiten Jahrzehnte später missbraucht werden.

Und hier werde ich fortfahren, sobald mir etwas mehr Zeit zur Verfügung steht. Bis dahin bleiben Sie, liebe Leser, schön neugierig und interessiert.

Quellen:
  • Feldman, Adina L., et al. (2017): Impact of weight maintenance and loss on diabetes risk and burden: a population-based study in 33,184 participants. BMC public health 17.1. 170.
  • Greene, H. S. N. (1958): Adenocarcinoma of the uterine fundus in the rabbit. Ann N Y Acad Sci; 75: 535-542
  • Hirt, A.; Maisack, C.; Moritz, J. (2007): Tierschutzgesetz. Kommentar. 2. Aufl. München: Vahlen (Vahlens Kommentare). ISBN 978380063230
  • HRS (2018): Bibliography on Uterine Cancer. Internetressource, ww.rabbit.org: http://rabbit.org/medical-bibliography/. Abruf am 28.01.2018
  • Köstlin, S.; Lübcke, C. (2015): Ovariohysterektomie beim Kaninchen. kleintier konkret 2015; 18(S 02): 20-2
  • Künzel, F.; Grinninger, P.; Shibly, S.; Hassan, J.; Tichy, A.; Berghold, P.; Fuchs-Baumgartinger, A. (2015): Uterine Disorders in 50 Pet Rabbits. Journal of the American Animal Hospital Association: January/February 2015, Vol. 51, No. 1, pp. 8-14
  • Pschyrembel, W. (2002): Klinisches Wörterbuch. 259. Aufl., Berlin: de Gruyter;. CD-ROM. ISBN 3-11-016523-6
  • Rödel, H. G.; von Holst, Dietrich; Kraus, C. (2009): Family legacies: short- and long-term fitness consequences of early-life conditions in female European rabbits. Journal of Animal Ecology 78. 789-797 
  • Statistisches Bundesamt (2012): Statistisches Bundesamt: Online-Datenbank: Fortschreibung des Bevölkerungsstandes (Stand: 31.05.2012) 
  • von Holst, D., et al. 1999. Social Rank, Stress, Fitness, and Life Expectancy in Wild Rabbits. Naturwissenschaften 86, S. 388–393

Bibliographie zu Tumorerkrankungen weiblicher Kaninchen mit Harry S. N. Greene als Hauptautor
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