Sonntag, 22. Oktober 2017

Zwei Quadratmeter zum Glück ...

Jedes Internetforum, in dem es um Kaninchen geht, hat auch irgendwo stehen, dass es eine artgerechte Haltung und Fütterung dieser Tiere vorstellen würde. So, wie „Heu, Heu und nochmals Heu“ propagiert wird, ist an derselben Stelle in der Regel auch sinngemäß von „artgerecht, artgerecht und nochmals artgerecht“ die Rede. Tierschutz und Futtermittelindustrie – alle sind nur auf das Wohl des Kaninchens fixiert und preisen ihre Empfehlungen als „artgerecht“ für das Tier an.

Im Internet begegnete mir die Webseite einer privaten Tierschutzorganisation, die in einem Video in 60 Sekunden die generelle Frage nach artgerechter Haltung von Kaninchen und Zwergkaninchen beantwortet. Kostenlos. Einfach nur auf „Play“ klicken und nach 60 Sekunden ist die Sache erledigt. Fertig. Ganz großes Kino. Artgerecht. Der Interessierte sieht zwei Kaninchen auf einer erhöhten Plattform mit einer Sofadecke (oder ähnlichem), wobei erst das eine Tier das andere relativ hektisch putzt und dann (nach einem Schnitt) sich selbst. Sieht fast aus wie eine Übersprungshandlung, weil es da so exponiert hockt. In einer weiteren Einstellung sieht man eine Kunststoffschüssel, in der Gemüse und Salat adrett drapiert sind. Textlich wird diese Anordnung begleitet mit der Erklärung, dass frisches Gemüse und Obst, Kräuter, Äste und Zweige gesundes Futter wären. Witzig an dem Traurigem ist dabei, dass im Hintergrund auf der Tapete die tatsächlich gesunde Nahrung für Kaninchen abgebildet ist – nämlich Gras. Da kann es sich aber nur dran satt sehen, nicht fressen. Dann kommt noch eine Erklärung von nötigem Auslauf und Bewegung und gezeigt wird ein Kaninchen, welches in einem aufgestellten Gitter seine 2 Runden dreht. Ich wette, das rennt immer rechts im Kreis. Stereotyp halt. Wahrscheinlich wird das Gitter einmal am Tag aufgestellt und dann geht's los. Das alles in 60 Sekunden. Alles zusammen: Gemüse und Gitterhoppeln. Faszinierend und der Knaller dabei: es ist ARTGERECHT!!!

Diese Art von Tierschutz-Start-up haut einem in 60 Sekunden Fakten um die Ohren, die es in sich haben: „artgerecht“ mit Teppich, Gemüse, Grastapete und Gitterelementen in einer Wohnung. Wahnsinn. Ohne Studie als Beleg. Will auch keiner, die Leute glauben das auch so.

Und nun, meine lieben Leser, kommt die eigentliche Krönung: wissen Sie, wie lange es braucht, um diesen unglaublichen Unsinn zu Lasten der Tiere zu widerlegen? Jahre! Denn schlicht sagen, dass das einfach nur ein grauenvoller Quatsch ist, geht nicht. Für jede Sekunde dieses Videos müssen Sie mindestens 3 wissenschaftliche Studien mit Ergebnissen liefern, die denen der kritischen Experten vom Tierschutz mit ihren Erfahrungen standhalten müssen. Diese Studien dürfen aber keinesfalls von Wissenschaftlern kommen, die eventuell der Mast- oder Futtermittelindustrie nahestehen. Die sind moralisch gesehen vorbelastet und die Studien somit untauglich. Es gibt Tierschützer, die vereinen in ihrer Person wissenschaftliche Fachbereiche wie Veterinärmedizin, Tierpsychologie und –physiologie. Ohne Studium - einfach nur so, weil sie es „draufhaben“ und Erfahrungen vorweisen können. Die wird in Jahres- und Tierzahlen gemessen. Die Formel dafür lautet: "Jahr x Anzahl durchgeschleuster Tiere x unbekannter Faktor = Experte". Damit haben Sie also ein Bollwerk an fundierter Erfahrung vor sich, gegen das die Berliner Mauer eine Bordsteinkante war. Keine Chance.

Kennen Sie zum Beispiel die „2m²-Regel"?  Die besagt, dass ein Kaninchen mindestens 2m² Platz braucht, um artgerecht leben zu können. Es spielt keine Rolle, ob auf dieser Fläche ein Hermelinkaninchen mit 1,3 kg Körpergewicht oder ein Deutscher Riese mit 10 kg hocken soll. Nein – nur die 2m² sind wichtig und richtig. Weil Kaninchen zwingend mindestens zu zweit gehalten werden müssen, vergessen wir ganz schnell die 2m² und gehen also von 4m² aus. Darauf kommt man, wenn man 2 Tiere x 2m² rechnet. So weit, so easy. Ich habe in Internetforen verfolgen können, dass sich unvorsichtig äußernde Halter verbal dafür verkloppt wurden, weil sie für 2 Tiere nur 3,8m² vorweisen konnten. Das geht gar nicht. Ist nicht artgerecht, weil es eben 4m² sein müssen.

Die, die mich kennen, erwarten jetzt bestimmt von mir, dass ich die 2m²/Tier erklären kann. Ich schäme mich jetzt etwas, weil ich es nicht kann. Da ist nichts. Es gibt keine Untersuchung, Studie oder was auch immer, woraus sinnvoll hervorgehen würde, warum es 2m² pro Tier sein müssen, egal wie groß es ist. Das ist auch die einzige Größe in der Kaninchenhaltung (außer Heu und Gemüse in der Fütterung), für die ein Tierschützer KEINE Studie haben möchte. Es muss auch nicht hinterfragt, sondern einfach nur akzeptiert werden. Ohne wissenschaftliche Untersuchung. Das ist eben ein Erfahrungswert.

Wenn man von „artgerecht“ spricht, hantiert man mit einem Begriff, der nirgends definiert ist. Wortgemäß bezieht er sich auf eine Tierart, der man gerecht werden will, soll, kann oder muss. Er bezieht also das Wildkaninchen mit ein, weil beide – Haus- und das Wildkaninchen, zur gleichen Art gehören. Wenn man also behauptet, man hätte eine artgerechte Haltung von Hauskaninchen oder erklärt, welche Haltungsbedingungen denn artgerecht wären, muss man eigentlich wissen, was dem Wildkaninchen zur Verfügung steht und was es zu leisten vermag. Außerdem muss man arttypische Verhaltensweisen kennen.

Bild 1. Das Wildkaninchen vollführt Sprünge, die ca. 0,5 m hoch und rund 2 m weit sein können. Dafür muss es aber auch Anlauf nehmen und abbremsen ...


Bild 2: Gibt es "Diskussionen" innerhalb einer Kaninchengruppe, steht Wildkaninchen genügend Platz zum Ausweichen zur Verfügung. Wenn zwei Kaninchen wie auf dem Bild ein Problem miteinander haben, wären 4 m² höchstens geeignet, den Streit durch einen Kampf eskalieren zu lassen, weil das unterlegene Tiere im wahrsten Sinn des Wortes nicht weg kann. Nach 2 m wäre Schluss mit lustig ...


Bild 3: Das Bild zeigt ein junges Hauskaninchen, welches die Flucht in den sicheren Bereich des Reviers übt. Es springt von der Wiese auf die Terasse und sprintet von dort in eine Ecke, in der es tagsüber mit den Geschwistern viel Zeit verbringt. Die gesamte Strecke beträgt etwa 8 m.


Bild 4: Wer Kaninchen im Freilauf hält, weiß wie sich Kaninchen verhalten können. Der Übermut kennt manchmal keine Grenzen und äußert sich oft in spektakulären Aktionen. Wie viele Halter wissen, dass ihre Tier sogar zu einem Salto fähig wären?


Wer sich die Bilder ansieht wird mir sicher beipflichten, wenn ich feststelle, dass die "2-m²-Regel" im Zusammenhang mit "artgerecht" für das Kaninchen eigentlich nichts weiter als grober Unfug ist. 

Mit dieser Feststellung geht es mir gar nicht darum, jeden Halter zu verteufeln, der seine Tiere auf einer solchen Fläche hält, sondern darum, dass diese von einigen Tierscützern als "artgerecht" dargestellt wird. Das ist nicht der Fall. Es gibt wirklich Tierhalter, die auf Grund solcher "Informationen" mit dem Zollstock oder Maßband loslaufen und prüfen, ob sie eine artgerechte Haltung hätten. Liebe Leute, spart Euch die Mühe - eine artgerechte Haltung von Kaninchen ist theoretisch nicht möglich, egal, wie oft das behauptet wird. "Artgerecht" hört für ein Kaninchen genau dort auf, wo der Zaun anfängt. Wenn man Kaninchen im Freien hält, also auf einem Grundstück mit natürlichem Boden und Pflanzen, die Kaninchen als Nahrung dienen können. Umso weniger gilt es für eine Wohnungshaltung.

 Die 2, 4, 6 oder 8 m² stehen Kaninchen ja nicht vollständig für Aktivitäten wie Hoppeln, Rennen oder Springen zur Verfügung. Es gibt eine typische Verhaltensweise, die auf "Vermeiden" beruht. Die Tiere auf den oben gezeigten Bildern würde diese Aktionen auf einem eingeschränkten Territorium gar nicht ausführen, weil sie befürchten müssten, gegen ein Hindernis zu prallen.

Dazu ein einfaches Beispiel: die normale Schrittlänge eines Menschen beträgt ca. 0,5 m. Das heißt, 2 Schritte ergeben ungefähr einen Meter, 3 Schritte 1,5 Meter. Damit es eine kleine Herausforderung wird, ziehen Sie auf dem Boden eine Linie und im Abstand von 1,5 m eine zweite Linie. Sie stellen sich vor eine Linie und versuchen jetzt, diese 1,5 m zu überspringen, also über die zweite Linie zu gelangen. Nehmen Sie Anlauf oder probieren Sie es aus dem Stand. Ich denke mal, die meisten werden das Problem ganz leicht lösen. Wir sind ja schließlich alle fit wie Käsestullen. 

Bild 5: Ein Sprung über eine Strecke von 1,5 m sollte für den Menschen kein Problem darstellen.


Nachdem Sie sich nun freuen wie Bolle, dass Sie so weit springen können wie ein Kaninchen, wollen wir jetzt den Schwierigkeitsgrad erhöhen. Wir machen den gleichen Versuch noch einmal, nur dass jetzt hinter der zweiten, also der Ziellinie, eine Mauer steht. Sie können zwar vor der Mauer landen - aber die steht da.  

Bild 6: Der gleiche Versuch wie in Bild 5, aber mit einer Mauer mit etwas Abstand hinter der Strecke von 1,5 m.


Jetzt sind wir einmal ehrlich zu uns selbst: würden wir auch hier locker, lässig und mit der Kraft einer Käsestulle diese 1,5 m überspringen? Da steht doch eine Mauer, gegen die wir prallen könnten! Oder schaffen wir es, ohne uns weh zu tun? Könnte oder eher würde ein Kaninchen noch einen Salto drehen mit dem Wissen, dass gleich ein Hindernis kommt?

Ist das Kaninchen dumm oder sind wir Menschen es, die nicht erkennen, dass sich Kaninchen auf einer beschränkten Fläche auch nur eingeschränkt bewegen? Wie soll ein Kaninchen 1,5-2 Meter weit springen, wenn es genau weiß, dass es dahinter unweigerlich gegen ein Hindernis prallen würde, weil es den Schwung gar nicht abbremsen könnte? 

Es gibt neben den erfahrungsschwangeren Menschen privater Organisationen und Expertinnen auch einen Wissenschaftsbereich, der sich nur damit beschäftigt, das Verhalten von Menschen und von Tierarten zu erforschen. Er nennt sich "Ethologie", auf deutsch "Verhaltensforschung". Manchmal findet sich auch allgemein der Begriff von "Verhaltensbiologie". In dieser Disziplin werden u. a. bestimmte Verhaltensweisen in bestimmten Situationen erforscht. Theoretisch wäre das z. B. ein Kernthema für jemanden, der von sich behauptet, ein Spezialist für die "Vergesellschaftung" von Kaninchen zu sein. Ich habe aber sehr schnell gelernt, dass im Tierschutz diese wissenschaftliche Disziplin durch die der "Erfahrungsbiologie" ersetzt werden kann. An dieser ist das Schöne, dass bestimmte Dinge mit Nichts begründet werden müssen, außer eben mit Erfahrungen. Eigenen. Nicht nachvollziehbar und deshalb im Nebel des Mysteriösen, ja fast schon schamanenhaft oder Monty Roberts auf kaninisch. Aber ich schweife ab ... Naja, schnell noch den: es gibt z. B. ein sehr gutes Buch von Günter Tembrock mit dem Titel "Angst. Naturgeschichte eines psychobiologischen Phänomens". Sehr empfehlenswert als Ergänzung zu eigenen Erfahrungen.

Wo war ich ...? Ach so. Wir haben uns jetzt also ein Pflaster auf die Stirn geklebt, weil wir dann doch an die Mauer geknallt sind bei dem Versuch, cleverer als Kaninchen zu sein. Was ich mit dem Versuch ausdrücken wollte ist eigentlich folgendes: jedes Kaninchen kennt sein Revier bzw. Territorium sehr genau. Es wird ständig markiert, ebenso Hindernisse oder Punkte, die für das Kaninchen wichtig sind. Das bemerkt der Mensch nicht unbedingt oder interpretiert es vielleicht falsch. Das Kaninchen sieht relativ schlecht, vor allem das dreidimensionale Sehen (also das räumliche Sehen) ist nur in einem kleinen Bereich vor seiner Nase möglich. Das wird benötigt, um eben Entfernungen einschätzen zu können (auf einer Postkarte (=zweidimensional) ist z. B. die Entfernung von Gegenständen zueinander nur grob schätzbar). Der Grund ist schlicht der, dass die Augen beim Kaninchen seitlich am Kopf angeordnet sind. 

Wenn man also Biologie und Etholgie miteinander kombiniert erlangt man Kenntnis darüber, was für die verhaltensgerechte Haltung von Kaninchen nötig wäre. Der Witz ist, dass die sogar gefordert wird, wenn man ein Tier hält. Im Tierschutzgesetz steht nämlich nichts von "Erfahrungen". 

Bild 7: Auszug aus dem Tierschutzgesetz (Quelle)


Jeder Tierschützer wird natürlich im Brustton tiefster (eigener) Überzeugung sagen, dass er selbstverständlich über die erforderlichen Kenntnisse verfügt. Besonders natürlich über solche in Etymologie ... äh, Erotikologie ... (verdammt, wie hat der das noch mal genannt? Hat wer 'ne Studie?). Aber - und diese Frage stellt sich dann natürlich - wieso wird dann eine Haltung von Kaninchen auf einer Fläche, die nachweislich zu klein ist, "artgerecht" genannt? Ein Kaninchen, welches hinter Gitterelementen auf begrenztem Platz Runden abhoppelt, lebt "artgerecht"?

Es geht mir gar nicht darum, jede Haltung auf "artgerecht" abzuklopfen, sondern darum, dass einige Tierschützer etwas behaupten, was definitiv falsch ist. Sicher ist es gut, Kaninchen aus Käfighaltung zu retten und mehr Platz zu geben. Deshalb ist aber dieser neue, etwas größere Platz unter Umständen wie in dem Video gezeigt noch lange nicht "artgerecht". Es ist sozusagen eine Mogelpackung. Nur weil die meisten Tierschützer wie viele andere, einfache Halter ihre Tiere selbst nur in Wohnungen mit beschränktem Platzangebot unterbringen können, ist doch diese Haltung nicht "artgerecht". Die "Sicherheit" der Wohnung, die sie einer Freilandhaltung gegenüber stellen, soll dieses offensichtliche Problem lediglich kaschieren. Tierschützer sind immer gut - egal, was sie treiben. Ok, nicht alle Tierschützer. Es gibt natürlich auch solche, die das Problem sehr wohl erkennen. Die Masse der "Lautsprecher" ist aber leider größer (und aggressiver).

Nur noch am Rande und zum Abschluss möchte ich anmerken, dass der Auslöser für den Artikel eine Diskussion war, in der es um Harnwegserkrankungen ging. Fehlende Möglichkeiten für arttypische bzw. verhaltensgerechte Bewegungen können solche ebenfalls begünstigen. Dies ist der einfachen Tatsache geschuldet, dass sich bei fehlender Bewegung Sedimente in den Harnwegen und Organen absetzen können und dort die Steinbildung fördern. Zudem können Darmerkrankungen eine Folge mangelnder Bewegung sein, weil der Stoffwechsel träge und die Peristaltik (Eigenbewegungen des Darms) zu wenig angeregt werden.

Wie auch immer - ich möchte das Thema "Tierschutz" in einem Beitrag noch etwas vertiefen in der Hoffnung, ein Interesse für ein besseres Verständnis abseits eigener Erfahrungen auzulösen. Da geht es dann z. B. auch um die Frage, ob der Begriff "artgerecht" überhaupt noch zeitgerecht ist ...

Quellen:
  • Lehmann, M.; Wieser, R. (1984): Indikatoren für mangelnde Tiergerechtigkeit sowie Verhaltensstörungen bei Hauskaninchen. In: Aktuelle Arbeiten zur artgemäßen Tierhaltung. KTBL-Schrift, 307. S. 96-107
  • Tembrock, G. (2000): Angst. Naturgeschichte eines psychobiologischen Phänomens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft (WBG). ISBN 978-3534140961
  • Tierschutzgesetz in der Fassung der Bekanntmachung vom 18. Mai 2006 (BGBl. I S. 1206, 1313), das zuletzt durch Artikel 141 des Gesetzes vom 29. März 2017 (BGBl. I S. 626) geändert worden ist

2 Kommentare:

  1. Ich bin ein großer Freund Deines Blogs und sitze ich sonst immer nickend vor Deinen Zeilen, so bin ich diesmal...nennen wir es mal enttäuscht.
    Denn letztlich ist es ein Wort um das es hier geht. Ich habe mir selbst das Wort artnah angewöhnt und erwähne auch imemr das artgerecht nur die Freiheit ist. Aber mal ehrlich wegen eines einzigen Wortes eines ganze Gruppen zu verurteilen. Letztlich ist das in meinen Augen Wortklauberei und ich bin wirklich froh, wenn ich Menschen überthaupt davon überzeugen kann bei Kaninchen in qm und nicht in qcm zu denken. Und ich finde es für jedes Tier ein Riesengewinn, wenn es statt alleine 80 cm Käfig plötzlich zu zweit 2 m x 2m zur Verfügung hat. Ich kann den Leuten nactürlich auch gleich sagen, dass man sich ein Kaninchen nur dann zulegen sollte, wenn man mindestens 20 ha Garten hat, weil nur das artgerecht ist. Dann kriege ich nach 2 Sekunden den Mittelfinger zu sehen und die Leute kaufen sich halt soch ein Käfig und ein Kaninchen. Dann lieber step by step und nach einer Stunde Gespräch die Leute dazu zu bewegen sich ein 4 qm Gehege und 2 Tiere zuzulegen. Ob das dann artgerecht oder sonstwas ist, ist dem Tier letztendlcih egal.
    Statt uns an Wortklauberei hochzuziehen, gibt es in meinen Augen für uns "Tierschützer" (ja auch ich bin in so einem Verein und mir fällt keine andere Bezeichnung als Tierschützer ein) ganz andere Dinge, um die wir uns mal kümmern sollten. Ich sage nur Gemüse!

    Sorry falls die Zeilen schärfer rüberkommen, als sie gemeint sind.

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  2. Hallo Ralf, vielen Dank für Deinen Kommentar. Mit dem, was ich schreibe, werde ich immer irgendjemand treffen - ob nun Tierschützer, Züchter, Tierärzte oder Wissenschaftler. Das sind Leute, die sich alle selbst helfen können. Wer sich nicht selbst helfen kann, sind die Hauskaninchen. Mir ist es recht egal, wer etwas schreibt. Ich beurteile das Geschriebene. Viele Tierschützer sind recht schnell dabei, andere (wegen was auch immer) zu verurteilen. Das tun sie zuweilen recht konsequent, wie wir es selbst auch schon erleben durften. Ihr moralischer Anspruch für andere ist dabei sehr hoch. Das gilt auch für vieles, was mit bestimmten Begriffen besetzt ist, wie z. B. „artgerecht“. Den hat der Tierschutz gewissermaßen für sich gepachtet. Du wirst kaum eine Gruppe finden, die diesen Begriff so inflationär gebraucht wie der Tierschutz.

    Wenn man Maßstabe für andere anlegt, sollten sie auch für einen selbst gelten. Meiner ist zum Beispiel recht hoch. In einem Tierschutzforum hatte ich mal geschrieben, dass, wenn die Voraussetzungen für eine Kaninchenhaltung nicht gegeben wären, ich auch keine Kaninchen halten würde. Das Forum ist daraufhin quasi in geschlossener Front über mich hergefallen. Vor einigen Jahren trat dieser Fall dann tatsächlich (leider) ein und wir haben genau das getan, weil eben eine möglichst arttypische Haltung unser Anspruch ist.

    Deine Argumentation ist mir gut bekannt. Sie lautet meist sinngemäß, dass man den Leuten Wiesenfutter und viel Platz nicht vermitteln könne, weil sie das sowieso nicht leisten könnten. Also schraubt man den Anspruch gleich runter und hofft, dass die Leute das dann machen würden. Damit verkauft man aber eigentlich alle Menschen als blöd und nicht fähig, sich selbst Gedanken zu machen. Die sagen dann aber vielleicht, ok, 2 m² habe ich nicht, aber ein paar Zentimeter weniger werden ja wohl den Kohl nicht fett machen. Wir hatten über Jahre sehr viele Interessenten bei uns auf der Wiese stehen und die Kaninchen liefen herum. Ein paar Reaktionen:

    „Ooooh guck mal, die fressen ja Gras! Dürfen die das?“ (Ja, dürfen sie. Ist ja ihre Nahrung)

    „Sach mal Manne, Dein Bruder/Onkel/Cousin hat doch ein Grundstück mit Wiese, da hätten wir ja Futter! Ich dachte, die dürfen nur Heu und Gemüse!“ (Zu viel GU-Ratgeber oder Foren gelesen …)

    „Otto, guck mal! Dass, was die hier haben, machst Du mir auch. Unser Garten wird doch sowieso nicht genutzt.“ (Tja Otto, dann mach mal…)

    „Werden die nicht scheu, wenn die so frei herumlaufen können?“ (Nein, werden sie nicht.)

    „Boah sind die schnell!“ (Ja, wenn sie den Platz haben)

    Warum sollte ich den Leuten erzählen, dass 2 m² artgerecht wären? Obwohl ich weiß, dass es nicht stimmt? Warum darf ich nicht kritisieren, dass es andere tun, die sich zwar „Tierschützer“ nennen, aber offensichtlich etwas Falsches erzählen? Ich schreibe ja schon dazu, dass es nicht nur solche Tierschützer gibt, sondern auch andere. Das ist IMMER so. Das gilt auch für Züchter, Tierärzte oder Wissenschaftler. Und – warum machst Du einen Unterschied zwischen „2 m²“ und „Gemüse“? Beides ist geeignet, Krankheiten zu begünstigen. Beides ist nicht artgerecht. Oder ist das eine nur ein bisschen weniger artgerecht als das andere?

    Freundliche Grüße, Andreas

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